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PROJEKT/033: Wissen potenzieren - Internationales Treffen indigener Naturschützer in Australien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Mai 2013

Umwelt: Wissen potenzieren - Internationales Treffen indigener Naturschützer in Australien

von Milagros Salazar


Bild: Milagros Salazar/IPS

Die indigenen Aktivisten Ángel Durán aus Bolivien und Bernardette Angus aus Australien auf der WIN-Konferenz in Darwin
Bild: Milagros Salazar/IPS

Darwin, Australien, 29. Mai (IPS) - Auf die Frage, ob er ein Waldhüter sei, antwortet Ángel Durán: "Nein ich bin von der Landbesitzerfraktion." Der Indigene aus Bolivien ist einer von 1.200 indigenen Führern aus 50 Ländern, die sich vom 26. bis 29. Mai im australischen Darwin über nachhaltiges Ressourcenmanagement und den Schutz von Wäldern und Gewässern austauschen.

Durán wurde auf dem Kollektivland seiner Vorfahren im bolivianischen Amazonasgebiet im Norden von La Paz geboren, wo er auch heute noch lebt. Das Treffen des 'World Indigenous Network' (WIN) in der Hauptstadt des australischen Northern Territory ermöglicht den Teilnehmern, ihr Wissen um die Methoden und Möglichkeiten des Ressourcenschutzes zu potenzieren.

Auf der von Australien gesponserten Veranstaltung werden erfolgreiche Umweltschutzprojekte vorgestellt. Es geht um Konzepte, die den Schutz der Ökosysteme und der Artenvielfalt sowie eine nachhaltige Bewirtschaftung von Schutzgebieten und die Ernährungssicherheit der indigenen Völker Afrikas, Asiens, Latein- und Nordamerikas garantieren sollen.


Rechte Indigener stärken

Wie der UN-Sonderberichterstatter für die Rechte indigener Völker, James Anaya, auf der Konferenz erklärte, wären die Regierungen dieser Welt gut beraten, die internationalen Abkommen zum Schutz der Rechte indigener Völker anzuerkennen.

Laut Melissa George vom Volk der ethnischen Wulgurukaba bleibt noch viel zu tun, um das Land der Indigenen nachhaltig zu schützen. Die Aktivistin widmet sich seit 20 Jahren - fast der Hälfte ihres Lebens - der Entwicklung von Nachhaltigkeitsprojekten in indigenen Territorien. Sie ist zudem Ko-Vorsitzende des australischen WIN-Beratungskomitees.

WIN geht auf eine Idee des früheren australischen Umweltministers Tony Burke und Wayne Bergmann, Geschäftsführer von 'KRED Enterprises', zurück, das vom Kimberley-Landrat im Westen Australien eingerichtet wurde, um den Aborigines in Kimberley wirtschaftlich auf die Beine zu helfen.

Das internationale Netzwerk indigener und lokaler Land- und Gewässermanager ist inzwischen Teil der Vereinten Nationen. Die australische Regierung hatte der Äquator-Initiative des UN- Entwicklungsprogramms (UNDP) kürzlich die Verwaltung von WIN übertragen.

Die Initiative bringt UN-Vertreter, Regierungen, Zivilgesellschaft, Unternehmen und Graswurzelorganisationen zusammen, damit sie lokale und nachhaltige Lösungen zum Schutz der Natur erarbeiten und indigene Gemeinschaften befähigen, diese umzusetzen.

Wie Eileen de Ravin, eine Mitarbeiterin der Äquator-Initiative, erläutert, eröffnen sich durch die gemeinsamen Anstrengungen für die indigenen Völker ungeahnte Möglichkeiten der Zusammenarbeit. "Unser Ziel ist es, auf die Regierungen Einfluss zu nehmen, damit sie den Indigenen zuhören und deren Erfahrungen und Lösungen wertschätzen."

Die Äquator-Initiative stiftet alle zwei Jahre einen Preis, mit dem 25 lokale Nachhaltigkeitsprojekte ausgezeichnet werden. In den letzten zehn Jahren konnten 152 von insgesamt 2.500 nominierten indigenen Organisationen für ihre Leistungen als Parkranger, Waldhüter, Forstwächter oder Umweltagenten solche Trophäen mit nach Hause nehmen.

"Man mag uns unterschiedliche Bezeichnungen geben, doch haben wir alle ein gemeinsames Ziel: Wir wollen uns das traditionelle Wissen zum Schutz von Natur und Kultur zunutze machen", betonte der brasilianische Aktivist Osvaldo Barassi vom Team zum Schutz des Amazonas (ACT) gegenüber IPS.

Das jährliche ACT-Trainingsprogramm für indigene Parkranger macht indigene Gemeinschaften unter anderem mit der GPS-Technologie im Sinne des Umwelt- und Risikomanagements vertraut. Seit 2005 hat die brasilianische Organisation 190 Vertreter von 30 verschiedenen ethnischen Gruppierungen fortgebildet und befähigt, Projekte zur Kontrolle des illegalen Holzeinschlags und zum Schutz der lokalen Flora und Fauna durchzuführen. Trotz ihrer Leistungen für den Umweltschutz erhalten die vom ACT fortgebildeten indigenen Waldschützer keine staatliche Vergütung.


Schutzgebiete innerhalb indigener Territorien

Mit Hilfe des australischen Stipendienprogramms für indigenes Land konnten in den vergangenen 15 Jahren Schutzgebiete in mehr als 50 lokalen und traditionellen indigenen Territorien mit einer Gesamtfläche von 43 Millionen Hektar Land eingerichtet werden.

Wie Bernardette Angus, eine Parkwächterin aus dem Westen Australiens, berichtet, sind es die Ureinwohner, die seit jeher die Pflanzen- und Tierwelt umhegen, Land und Meere schützen und die nachfolgenden Generationen darin unterweisen, die Arbeit fortzufahren.

In Bolivien hat die von Durán geführte Vereinigung der indigenen Völker den bolivianischen Staatspräsident Evo Morales gebeten, die Wächter der Gemeinschaften offiziell als Waldhüter anzuerkennen und sie mit den erforderlichen Befugnissen auszustatten, um illegal auf ihr Territorium eindringende Ressourcendiebe abzustrafen.

Durán, der der indigenen Gemeinschaft der Leko de Apolo angehört, ist der Meinung, dass der Schutz der Artenvielfalt ohne eine Beteiligung der Indigenen nicht funktionieren wird. "Noch nicht einmal die wissenschaftlichen Erkenntnisse können mit dem Know-how der lokalen Bevölkerung mithalten", meinte er. "Weil wir uns um die Natur kümmern, weil sie Teil unseres Lebens ist." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.worldindigenousnetwork.net/conference-information
http://www.equatorinitiative.org/
http://www.ipsnews.net/2013/05/guardians-of-the-land-and-sea-meet-in-darwin/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 29. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2013