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PROJEKT/043: Guyana - Mangroven bewähren sich im Kampf gegen den Klimawandel (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Oktober 2013

Guyana: Mangroven bewähren sich im Kampf gegen den Klimawandel

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Schlickgras und Geotextilrohre tragen zur Regenerierung von Mangroven bei
Bild: © Desmond Brown/IPS

Victoria, Guyana, 28. Oktober (IPS) - Theola Fortune kann sich noch gut daran erinnern, wie sie und andere Frauen in Victoria an der Ostküste Guyanas belächelt, sogar angefeindet wurden, als sie für den Schutz der Mangroven warben. "Man beschuldigte uns, Brutstätten für Malaria-Mücken schaffen zu wollen", berichtet sie. "Dabei ist es doch wissenschaftlich erwiesen, dass Mangrovenwälder Städte und Dörfer vor Überschwemmungen und Stürmen schützen."

Gut 90 Prozent der Guyaner leben in den eineinhalb Meter unter dem Meeresspiegel liegenden Küstengebieten. Doch die Deiche aus der niederländischen Besatzungszeit können den starken Stürmen nicht mehr trotzen, und schwere Überschwemmungen sind die Folge. Und die werden sich den Klimaexperten zufolge in Zukunft häufen. Nachdem die Deiche in diesem Jahr bereits mehrmals gebrochen sind, setzte sich bei den Anrainern zunehmend die Erkenntnis durch, dass Mangroven vor Zerstörung und Tod schützen.

Fortune, Avnel Wood und Kene Moseley sind drei Frauen, die durch die Teilnahme am Guyanischen Mangroven-Regenerierungsprojekt (GMRP) zum einen für die Wiederaufforstung der Mangroven werben, zum anderen eine neue Erwerbsgrundlage erhalten haben. "Wir verkaufen Tamarindenballen, Honig, Kokosnusskekse, Zuckerrohrsaft und andere Produkte", erzählt Wood. "Viele alleinerziehende Mütter können nun ihre Familie ernähren."

Wood weiß, warum die Wellen in letzter Zeit so ungewöhnlich hoch sind und die Deiche nicht halten. "Daran ist der Klimawandel schuld", sagt sie. "In dieser Küstenregion fehlen die Mangroven, die den Wellen die Wucht nehmen könnten." Gleichzeitig sind Mangroven effiziente CO2-Senken. Sie speichern zehn Mal mehr der klimaschädlichen Treibstoffgase als andere Bäume Guyanas.


Aufklärung und Einnahmequelle

2011 hat das von der EU und der guyanischen Regierung gesponserte GMRP die sogenannte 'Mangrove Reserve Women's Producers Group' ins Leben gerufen, mit deren Hilfe alternative Einkommensmöglichkeiten für die Gemeinden in den Küstenregionen geschaffen werden konnten. "Die Europäische Union weiß um den Beitrag der Mangroven zum Schutz der Küstengebiete", meint dazu Annette Arjoon Martins, Vorsitzende des Guyanischen Mangroven-Aktionskomitees. Das Gleiche lasse sich von der guyanischen Regierung sagen, die 2010 vor der Freigabe der EU-Gelder eine halbe Million US-Dollar in das Programm investiert hat.

Wie Fortune weiter berichtet, gehört ihre Mutter einer Gruppe von 35 Imkerinnen an. "Die Körbe hängen in den Mangrovenwäldern", sagt Wood. "Durch die vielen Blüten kommt eine Menge Honig zusammen." Im Rahmen des GMRP werden zudem Kinder und Jugendliche mit Klimaanpassungsmaßnahmen und Mangrovenschutz vertraut gemacht. In- und ausländische Besucher können die Klimaschutzmaßnahmen vor Ort besichtigen.

2011 hatten die guyanischen Mangrovenwälder nur noch eine Fläche von 22.632 Hektar eingenommen. Seither konnten landesweit mehr als eine halbe Million Setzlinge ausgebracht werden. Doch gibt es noch immer viel zu tun, wie der guyanische Agrarminister Leslie Ramsammy betont. "Viele von uns mögen Mangroven als wichtige Schutzwälle gegen das anrückende Meer betrachten, doch gibt es andere, die ihren Nutzen nicht erkennen."

Doch diejenigen, die sich der Bedeutung der Mangroven bewusst sind, mussten mehrere Anläufe unternehmen, bevor die Wiederaufforstungsbemühungen vorankamen. Anfangs stellte sich heraus, dass nicht genügend Schlick vorhanden war. Die Böden erodierten. Dann aber legten die Techniker mit Sand und Wasser gefüllte Geotextilrohre aus, die die von den Wellen angeschwemmten Sedimente zurückhielten. "Dann haben wir Schlickgras gepflanzt", erläutert Wood. "Die Gräser sorgen dafür, dass die Mangrovensamen im Boden verbleiben und in Ruhe keimen können. Schlickgras und Geotextilrohren verdanken wir unsere Erfolge bei der Wiederaufforstung der Mangroven." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.mangrovesgy.org/
http://www.ipsnews.net/2013/10/mangroves-help-guyana-defend-against-changing-climate/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 29. Oktober 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2013