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PROJEKT/047: Kuba - Öko-Projekte sollen größtes Feuchtgebiet der Karibik retten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Dezember 2013

Kuba: Krokodiljägern das Handwerk legen - Öko-Projekte sollen größtes Feuchtgebiet der Karibik retten

von Yvet González


Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

'El Bosque' wirbt für den Erhalt des Zapata-Feuchtgebiets in Kuba
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Ciénaga de Zapata, Kuba, 2. Dezember (IPS) - Die Bewohner der 18 Gemeinden im kubanischen Feuchtgebiet 'Ciénaga de Zapata', dem größten der karibischen Inselstaaten, haben lange Zeit von der Fischerei, der Jagd und der Herstellung von Holzkohle gelebt. Doch der fortschreitende Klimawandel zwingt sie zum Umdenken.

Noch vor wenigen Jahren wäre es unvorstellbar gewesen, dass die Menschen in dem von der Weltkulturorganisation UNESCO als Biosphärenreservat anerkannten Sumpfgebiet im Westen der Karibikinsel eines Tages keine Krokodile mehr jagen und kein wertvolles Holz mehr schlagen würden.

"Wir haben die Flora und Fauna ausgeplündert", bekennt Mario 'Mayito' Roque, der in der kleinen Bucht Batey Caletón, 200 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Havanna lebt. "Selbst als Fischer war ich ein Wilderer, doch mittlerweile habe ich gelernt, wie es sich besser leben lässt und die Natur weniger geschädigt wird."

Seit die Regierung 2010 den Spielraum für Privatunternehmen vergrößert hat, vermietet Mayito inzwischen vier Zimmer seines Hauses an Touristen. In Gemeinden wie Playa Girón, Playa Larga oder Caletón sind inzwischen überall Schilder mit der Aufschrift 'Zimmer frei' zu sehen.

Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Touristenunterkunft in Playa Girón
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Ciénaga de Zapata, wo auf eine Fläche von rund 4.300 Quadratkilometern nur etwa 9.300 Menschen kommen, ist die am dünnsten besiedelte Gemeinde in dem Land mit insgesamt 11,2 Millionen Einwohnern. Den Reichtum des Gebietes machen die ausgedehnten Wälder und Sümpfe aus, die sich über 1.670 Quadratkilometer erstrecken. Dort kommen mehr als 165 Wander- und endemische Arten wie das Kubakrokodil (Crocodylus rhombifer) vor.

Im Jahr 2000 erklärte die UNESCO die gesamte Zapata-Halbinsel und ihre Umgebung zum Biosphärenreservat. Ein Jahr später wurden sie von der Ramsar-Konvention auf die Liste der international wichtigsten Feuchtgebiete gesetzt.


Jagd auf invasive Arten

"Die Urlauber, die hierher kommen, lieben die Natur", erklärt Roque, der seinen Gästen häufig Antennenfeuerfisch (Pterois antennata) vorsetzt, eine invasive Art, die das Ökosystem der Halbinsel schädigt. Der Pterois hat giftige Stacheln, ist extrem gefräßig und jagt sogar Fische, die ebenso groß sind wie er selbst.

"Mit jedem Tag muss ich tiefer tauchen, um den Feuerfisch zu finden", berichtet er stolz. Auf der Speisekarte seines kleinen Hotels stehen auch Fleisch von Kaninchen, die er selbst züchtet, Eier sowie selbstgezogenes Gemüse und Kräuter aus seinem Garten. Auf seinem Dach hat Roque einen Solar-Wasserkocher installiert, den er aus alten Plastikflaschen und Konservendosen gebaut hat. "Seitdem spare ich jeden Monat umgerechnet 20 US-Dollar."

Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Improvisierter Solar-Wasserkocher auf einem Hausdach
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Der Kubaner hat damit selbst Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel umgesetzt. Infolge der Erderwärmung droht vor den Küsten Kubas der Meeresspiegel bis 2050 um 85 Zentimeter zu steigen. 60 bis 80 Prozent des Sumpfgebietes seien somit gefährdet, warnt der Geograf Angel Alfonso.

Rund 9,3 Prozent der Landfläche Kubas sind extrem bedrohte Feuchtgebiete, die im Kampf gegen die Klimaveränderungen jedoch eine wichtige Rolle spielen könnten. "Sie filtern und reinigen schmutziges Wasser und wirken als Barrieren gegen Fluten und Hurrikane. Außerdem verhindern sie das Eindringen von Salzwasser in Süßwasserquellen", erklärt der Wissenschaftler. "Damit schützen sie das Leben auf der Insel."

Gut ein Viertel der Produktivität von Kubas Ökosystemen und mehr als 40 Prozent der Umweltdienstleistungen hängen von den Feuchtgebieten ab. Im regionalen Vergleich ist Ciénaga de Zapata als solches am besten erhalten. Doch Alfonso sieht nur geringe Chancen, dass es in seinem jetzigen Zustand viel gegen den Klimawandel ausrichten wird. Oberflächen- und Grundwasser seien versalzen, zudem sei das Feuchtgebiet nicht mehr als zusammenhängendes Gebiet erhalten, kritisiert er.

Unkontrollierter Holzschlag und das Wildern seltener Arten wurden bisher nicht vollständig unterbunden. Auch die illegale Produktion von Holzkohle in den Mangrovenwäldern geht weiter. "Wenn man in einem Boot die Küste entlang fährt, sieht man Krokodiljäger und Holzkohleöfen im Wald" berichtet ein Biologe, der sich Anonymität ausbat.


Gesetze nicht ausreichend umgesetzt

Schutzgesetze sind zwar vorhanden, ihre Einhaltung wird aber nicht immer kontrolliert, wie Leyani Caballero aus dem Umweltministerium einräumt. Es gelte eine nachhaltige Nutzung der Feuchtgebiete sicherzustellen.

In diesem Sinne finden Workshops statt, die lokale Dorfvorsteher mit konkreten Nachhaltigkeitsprojekten vertraut machen. Einer der Teilnehmer war Antonio Gutierrez. Ein Mal im Monat trifft er sich nun mit Handwerkern, Viehzüchtern, Bio-Bauern und Ökotourismus-Managern aus der Region zu einem Erfahrungsaustausch.

Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Kleiner Öko-Garten im Feuchtgebiet
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Die Initiative, aus der bereits eine neue Agrarkooperative in einer Gemeinde hervorgegangen ist, wird von der kubanischen Regierung, der Nicolás-Guillén-Stiftung und der Schweizer Nichtregierungsorganisation 'Zunzún' unterstützt. Um den Erhalt von Cienága de Zapata zu sichern, hatte die Regierung bereits 2003 bei der UNESCO die Aufnahme des Gebiets in die Welterbe-Liste beantragt. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.unesco-welterbe.de/de/unesco-welterbestaetten
http://www.fguillen.cult.cu/
http://www.zunzun.ch/de/news
http://www.ipsnews.net/2013/11/green-friendly-enterprise-helps-save-biggest-caribbean-wetlands/
http://www.ipsnoticias.net/2013/11/economia-limpia-al-rescate-del-mayor-humedal-caribeno/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 2. Dezember 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2013