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PROJEKT/053: Tansania - Solarmütter bringen Licht in ihre Dörfer (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. Juni 2014

Tansania: Solarmütter bringen Licht in ihre Dörfer

von IPS-Korrespondenten


Bild: © Ben Langdon/VSO

Solaringenieurin Arafa Mwamba Halfani aus Chekeleni nach der Installation einer 20-Watt-Solarzelle
Bild: © Ben Langdon/VSO

New York, 12. Juni (IPS) - "Meine Mutter war meist zu Hause. Doch seit ihrer letzten Reise ist sie viel unterwegs. Sie ist jetzt Ingenieurin und Gemeindeführerin", berichtet ein zehnjähriges Mädchen aus Chekeleni, einem Dorf im südtansanischen Bezirk Mtwara. "Wenn ich groß bin, möchte ich auch wichtig sein. Vielleicht werde ich Präsidentin."

Noch vor gut einem Jahr herrschte in Chekeleni nach Sonnenuntergang Dunkelheit. Doch inzwischen dringt Licht aus vielen Hütten. Im Schein von Solarlampen machen Kinder ihre Hausaufgaben, die Frauen bereiten das Abendessen zu. Mindestens 200 Haushalte verfügen inzwischen über eine eigene Mini-Solaranlage, um ihren Strombedarf zu decken.

Bild: © Ben Langdon/VSO

Kinder in Chekeleni können nun im Licht einer Solarlampe auch am Abend ihre Hausaufgaben machen
Bild: © Ben Langdon/VSO

Insgesamt sechs Frauen aus den ländlichen Bezirken Mtwara und Lindi waren Teil einer Gruppe von 25 Müttern und Großmüttern, die am 'Barefoot College' in Tilonia im nordwestlichen Bundesstaat Rajasthan zu Solaringenieurinnen ausgebildet wurden. Obwohl sie Analphabetinnen sind, haben sie gelernt, wie man Solaranlagen installiert, anschließt und wartet.

Das Schulungsprogramm, an dem sie teilnahmen, ist Teil der 2011 gestarteten Initiative 'Ländliche Frauen erhellen Afrika', ein Partnerschaftsprojekt von 'UN Women' und dem Barefoot College. Nach einem sechs Monate langen Lehrgang kehrten die Frauen als Solaringenieurinnen in ihre Herkunftsdörfer zurück. Dort statteten sie die Haushalte mit kleinen Solaranlagen aus und führen bei Bedarf Wartungsarbeiten durch.


Frauen als Vorbilder

"Wir hoffen, dass wir anderen Frauen zu Vorbildern werden können, die ihre Lage verbessern und der Armut entkommen wollen", meint Mariam Luwongo aus Nitekela, eine der Solarmütter. Obwohl sie alle weder lesen noch schreiben können, ihre finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind und sie nie zuvor ihr Heimatland verlassen hatten, ist es ihnen nach der Heimkehr binnen weniger Wochen gelungen, die Dörfer Chekeleni, Nitekela and Mjimwema in der Nähe der mosambikanischen Grenze mit Solarstrom zu versorgen.

An dem Projekt interessierte Dorfbewohner müssen sich an den Kosten für die Anlagen beteiligen. Neben der einmaligen Zahlung von 20.000 tansanischen Schilling (etwa zwölf US-Dollar) wird eine Monatsgebühr von bis zu 37 Dollar für die Wartung der Anlagen und Geräte fällig. Auf diese Weise können die Solaringenieurinnen ein Zubrot verdienen. Die Familien sparen monatlich 1.000 Schilling an Kerosin und Ladegebühren für ihre Handys. Zudem sind die Gesundheits- und Sicherheitsrisiken geringer, seit sich die Verwendung des hoch enflammbaren Kerosins erübrigt hat.

Ausgestattet wird jeder in Frage kommende Haushalt mit einer 20-Watt-Solarpaneele, einer Zwölf-Volt-Batterie, einem Mobiltelefonladegerät und drei Neun-Watt-Lampen. Die Frauen hatten das Paket während ihrer Fortbildung in Indien zusammengestellt. Es wurde von UN Women gekauft und dann nach Tansania verschickt.

Wie die Solaringenieurin Arafa Mwamba Halfani aus Chekeleni berichtet, werden sie und die anderen Frauen nun versuchen, ähnliche Aufträge in anderen Dörfern an Land zu ziehen.

Positiv wirkt sich das Solarprojekt auch auf die Rolle der Frauen aus. Mindestens vier von neun Mitgliedern des Dorfenergiekomitees in Nitekela sind weiblich. Auch den Vorsitz des Ausschusses hält eine Frau. Ihnen allen kommt eine Vorbildfunktion zu. Alle drei Dorfenergiekomitees sind zudem offiziell registrierte Gemeindeorganisationen mit einem eigenen Bankkonto.

Selbst diejenigen, die dem Projekt zunächst skeptisch gegenüberstanden, sind überzeugt. Ein Dorfältester, der den Frauen zunächst nicht zugetraut hatte, ihre Sache gut zu machen, ist beeindruckt. Inzwischen macht er für die Solaringenieurinnen, die auch sein Haus mit einer Solaranlage ausgestattet haben, Werbung. "Dank dieser Frauen habe ich ein besseres Leben", sagt er heute.


Mehr Sicherheit durch Licht

Gut beleuchtete Häuser bedeuten auch mehr Sicherheit vor Gewalt. Gerade Frauen und Mädchen profitieren. In den meisten Hauseingängen hängt eine Glühbirne, die Passanten in der Dunkelheit den Weg erhellt.

Die Erfolgsgeschichte hat die indische Regierung zu der Zusage von Hilfsgeldern veranlasst, die die Einrichtung eines Solarenergie-Trainingszentrums außerhalb des Bezirks Mtwara in Tansania ermöglichen sollen. Die sechs tansanischen Solaringenieurinnen werden dann als Dozentinnen auftreten und ihr Wissen an andere weitergeben. Und das Projekt ist so ausgerichtet, dass es vom tansanischen Ministerium für Gemeindeentwicklung leicht auf andere Regionen ausgeweitet werden kann.

Die Solarmütter Mariam und Arafa verdanken der Sonnenkraft ihren Neuanfang. Sie genießen den Respekt der Gemeinde und eine strahlende Zukunft. (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/06/mothers-light-up-homes-in-rural-tanzania/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2014