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PROJEKT/062: Pakistan - Frauen in Dürregebieten sichern die Ernährung ihrer Familien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. März 2015

Pakistan: Mit Klimaschutz Geld verdienen - Frauen in Dürregebieten sichern die Ernährung ihrer Familien

von Zofeen Ebrahim



Bild: © Ali Mansoor/IPS

Pakistanerinnen können dem Klimawandel weniger entgegensetzen als Frauen in Nachbarländern
Bild: © Ali Mansoor/IPS

Karachi, 26. März (IPS) - Das Welternährungsprogramm WFP stuft Tharparkar in der südostpakistanischen Provinz Sindh als den ernährungsunsichersten Bezirk des Landes ein. Hier starben 2014, dem dritten Dürrejahr in Folge, mehr als 500 Säuglinge. Unterernährung und Hunger gehören zum Alltag, und tausende Familien finden nicht genug Wasser. Ein Projekt zeigt, wie Frauen, wenn sie in Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen einbezogen werden, zur Entspannung der schwierigen Lage beitragen können.

In einem 2013 veröffentlichten Bericht über die nationale Ernährungssituation führt das 'Sustainable Development Policy Institute' (SDPI) mit Sitz in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad Tharparkar als die Region mit dem höchsten Kaloriendefizit. Es handele sich um eine Begleiterscheinung der "chronischen" Ernährungskrise, die durch den Klimawandel hervorgerufen werde, heißt es in dem Report.

Von den etwa 1,5 Millionen Menschen, die in 2.300 Dörfern auf einer Fläche von 22.000 Quadratkilometern leben, tragen die Frauen die Hauptlast dieser schleichenden und wiederkehrenden Katastrophe. So müssten Frauen nicht nur den Haushalt und ihre Kinder versorgen, sondern ihre Männer ersetzen, die sich auf Jobsuche in die Städte begeben hätten, erläutert Tanveer Arif, Vorsitzender der lokalen Umweltorganisation 'Society for Conservation and Protection of Environment' (SCOPE).

Die zurückgebliebenen Frauen versorgen das Vieh, holen Wasser von weit her, betreuen ältere Verwandte und arbeiten auf den Feldern. Die Landwirtschaft ist eine fast unmögliche Aufgabe in einer Region, in der es laut Prognosen der pakistanischen Meteorologiebehörde bis 2030 immer heißer und trockener werden wird.


Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS

Frauen treffen Naturkatastrophen besonders hart
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Die Aussicht auf die stetig schwieriger werdenden Zeiten hat die Gemeinden und die Politiker in der Region inzwischen aufgerüttelt. Sie haben erkannt, dass der Klimaschutz die einzige Waffe im Kampf ums Überleben ist.


Flexibilität gefragt

Die Frauen vor Ort wissen längst, wie wichtig es ist, Lebensmittelreserven anzulegen, über dürreresistentes Saatgut zu verfügen und sich zusätzlich zur Landwirtschaft alternative Einnahmequellen zu verschaffen.

Ein 2013 von SCOPE mit Unterstützung von Schottland initiiertes Projekt bindet Frauen aktiv in den Umweltschutz ein. Heute pflanzen etwa 2.000 Einwohnerinnen von Tharparkar Gummibäume an und sichern durch die Einnahmen die Ernährung ihrer Familien.


Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS

Frauen in der pakistanischen Dürreregion Tharparkar
Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS

"Zum ersten Mal seit vielen Jahren müssen wir nicht von hier weggehen, um zu überleben", sagt die 35-jährige Resham Wirdho, Mutter von sieben Kindern. Für jede Pflanze, die sie aufzieht, erhält sie von der Organisation 100 Rupien (umgerechnet 98 US-Cent). Auf ihrem Grundstück wachsen mittlerweile 500 Gummibäume, und sie verdient auf diese Weise jeden Monat knapp 50 Dollar.

Da Wirdhos Mann als Landarbeiter weitere 68 Dollar monatlich nach Hause bringt, braucht sich die Familie um die nächste Mahlzeit keine Gedanken mehr zu machen. Im vergangenen Jahr musste die Familie beim Lebensmittelhändler im Dorf keinen Kredit mehr aufnehmen. Das älteste Kind geht außerdem auf eine weiterführende Schule. In den nächsten drei Jahren rechnet Wirdho mit Einnahmen von 2.450 Dollar jährlich. Das ist üppig in einem Bezirk, in dem das Jahresdurchschnittseinkommen der Familien bei höchstens 1.200 Dollar liegt.

In diesem Jahr, in dem mehrere internationale Konferenzen über den Klimawandel geplant sind, meinen viele Beobachter, es sei an der Zeit, die Frauen im Kampf gegen den Klimawandel in politische Planungen und Entscheidungen einzubinden. Das gilt besonders für Südasien, wo rund 1,6 Milliarden Menschen leben und Frauen die Mehrzahl der etwa 660 Millionen Menschen stellen, die mit weniger als 1,25 Dollar täglich auskommen müssen. Auch die Hälfte der regionalen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft ist weiblich.


Häufige Naturdesaster in Südasien

Südasien ist überaus anfällig für Naturkatastrophen. Angesichts der Tatsache, dass die Bevölkerung bis 2050 aller Voraussicht nach auf 2,2 Milliarden ansteigen wird, befürchten Experten, dass die Frauen immer schwerer an den Folgen dieser Situation zu tragen haben werden.

Aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht der 'Economist Intelligence Unit', einem Wirtschaftsinformationsdienst von 'The Economist', geht hervor, dass die Regierungen die Rechte von Frauen, in Klima- und Katastrophenschutzmaßnahmen einbezogen zu werden, bisher zu wenig in Betracht ziehen. In dem 'South Asia Women's Resilience Index' schneidet Pakistan in dieser Hinsicht schlechter ab als Bangladesch, Bhutan, Indien, die Malediven, Nepal und Sri Lanka. (Ende/IPS/ck/2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/03/women-turn-drought-into-a-lesson-on-sustainability/

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IPS-Tagesdienst vom 26. März 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. März 2015

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