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PROJEKT/063: Belize - Klimaanpassungsprojekt setzt auf Ressourcenschutz und Existenzsicherung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. April 2015

Belize: Klimaanpassungsprojekt setzt auf Ressourcenschutz und Existenzsicherung

von Aaron Humes



Bild: © Aaron Humes/IPS

Fischer in Belize
Bild: © Aaron Humes/IPS

Belize-Stadt, 13. April (IPS) - In Belize ist ein Meeresschutz- und Klimaanpassungsprojekt (MCCAP) angelaufen. Das zunächst auf fünf Jahre befristete Vorhaben soll die Meeresschutzgebiete des südamerikanischen Landes schützen und die 203.000 Küstenbewohner gegen die negativen Auswirkungen der Klimaveränderungen wappnen.

Wie der Weltbankvertreter Enos Esikuri berichtet, ist der Klimawandel in Belize "kein Umwelt-, sondern ein Entwicklungsproblem". Würde man den Fokus hier allein auf die ökologischen Aspekte richten, verlöre man die Unterstützung derjenigen, die vom Fischfang und Tourismus lebten.

Belize habe sich von einem ausschließlichen Agrarland zu einer Wirtschaft mit starkem Dienstleistungssektor und Tourismus entwickelt, so Esikuri. Für den weiteren Erfolg dieses Modells seien die Ressourcen in Meer und Flüssen ausschlaggebend. Das Land müsse sich auf extremere Wetterlagen einstellen und dafür Sorge tragen, dass die Korallenriffe auch künftig die empfindlichen Küstenregionen schützen könnten.

Die Fischerei macht 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von insgesamt rund drei Milliarden US-Dollar aus. 4.500 Fischer und etwa 18.000 weitere Arbeitskräfte bestreiten durch Fischfang ihren Lebensunterhalt.


Tourismus wichtiger Wirtschaftsfaktor

Der Tourismus trägt sogar 25 Prozent zum BIP bei, wie Esikuri erklärt. Eine große Zahl von Menschen in Küstengemeinden lebe von diesen Aktivitäten. Das Barriereriff und die in seinem Umkreis vorkommenden Fische sind laut dem Experten eine wichtige Ressource für diesen Sektor.

Das Fischerei- und Forstministerium hat 5,53 Millionen US-Dollar aus dem Anpassungsfonds der Weltbank erhalten. Belize selbst stellt weitere 1,78 Millionen Dollar für das Programm bereit, das die Umsetzung prioritärer Meeresschutz- und Klimaanpassungsstrategien vorsieht, um die Resilienz des Belize-Barriereriffs zu stärken.

Im Rahmen von MCCAP sollen 560.000 Dollar in Aufklärungskampagnen über die Auswirkungen des Klimawandels investiert werden. Eigens dafür ausgearbeitete Strategien sollen die Bewohner der Küstengemeinden dazu anleiten, den Klimaveränderungen besser die Stirn bieten zu können.

Projektkoordinatorin Sandra Grant zufolge sollen die Maßnahmen für die bereits bestehenden Schutzgebiete in Corozal, im Umkreis des Turneff-Atolls und am South Water Caye vor der Küste von Placencia verstärkt werden. Außerdem ist vorgesehen, gemeindebasierte Aquakultur-, Landwirtschafts- und Tourismusprojekte zu unterstützen sowie Sensibilisierungskampagnen für die Bevölkerung durchzuführen.

"Wir achten auf die Meeresschutzgebiete und setzen zugleich Maßnahmen zur Existenzsicherung in Gang. Wenn man den Menschen keine Alternativen für ihren Lebensunterhalt aufzeigt, gehen sie ungern auf Schutzprojekte ein. Deshalb besteht das Projekt aus drei unterschiedlichen Komponenten", sagt Grant.


Seegras und Seegurken für den Export

Fischer und andere Interessensvertreter können aus den neuen Strategien wirtschaftlichen Nutzen ziehen, indem sie Seegras anpflanzen, Seegurken ernten und ihre Geschäftsmodelle diversifizieren. Das Projekt sieht ebenfalls vor, gemeindebasierte Vorhaben für Kleinbetriebe mit Seegraszucht zu finanzieren, damit diese einen Teil der globalen Nachfrage nach Seegras für die Weiterverwendung bei der Kosmetik-, Arzneimittel- und Speiseeisherstellung decken. Eine Agrarkooperative in Placencia produziert bereits Seegras für den Export.

Auch der Handel mit Seegurken bietet vielversprechende Einkommensmöglichkeiten. Die Stachelhäuter sind nicht nur in Asien als Delikatesse gefragt, sondern werden zudem von der Pharmaindustrie geschätzt. Die Haut der Tiere kann ein natürliches Antibiotikum produzieren, das für die Menschheit angesichts der zunehmenden Resistenz gegen Antibiotika lebensentscheidend sein könnte. Belize führt etwa 200.000 Kilo jährlich aus. Auf dem internationalen Markt werden Seegurken mit bis zu 150 Dollar pro Pfund gehandelt.

Im Wildlife-Reservat in der Bucht von Corozla und in den beiden Meeresschutzgebieten Turneffe-Atoll und 'South Water Caye' sollen unter anderem Brutstätten für Korallen eingerichtet werden. (Ende/IPS/ck/2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/04/in-belize-climate-change-drives-coastal-management/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. April 2015

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