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PROJEKT/069: Trinidad und Tobago - 'Adoptiere einen Fluss', Wasserschutzinitiative für junge Leute (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Juni 2015

Trinidad und Tobago: 'Adoptiere einen Fluss' - Wasserschutzinitiative für junge Leute

von Jewel Fraser


Bild: © Peter Richards/IPS

Vor drei Jahren wurde die trinidadische Hauptstadt Port of Spain überschwemmt
Bild: © Peter Richards/IPS

PORT OF SPAIN (IPS) - In Trinidad und Tobago kontrolliert die Wasserbehörde (WASA) seit einem Jahrzehnt die Wasserqualität des karibischen Inselstaates. Vor fünf Jahren machte sie eine beunruhigende Entdeckung.

Die Qualität der Gewässer im Westen von Trinidad hatte sich in einigen Teilen der Region gravierend verschlechtert. 2010 offenbarte eine Studie, dass mehr als ein Fünftel aller Wassereinzugsgebiete empfindlich geschädigt waren. "Wir schlugen sofort Alarm", berichtet der Hydrologe David Samm. "Wir waren beunruhigt."

In jüngster Zeit hatte die Behörde, was die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung angeht, eine schlechte Presse erhalten. Dies hat mit der Wasserknappheit in einigen Landesteilen im Zuge der kürzlich zu Ende gegangenen Trockenzeit zu tun. Vielerorts gingen die Menschen auf die Straßen, um mit Transparenten und der Verbrennung von Autoreifen gegen den Mangel zu protestieren.

Doch gibt es eine Reihe von Faktoren wie den Klimawandel, für die die WASA nichts kann. "In der Trockenzeit sehen wir uns mit längeren Dürren konfrontiert. Die Folge ist, dass sich das Grundwasser nicht vollständig regenerieren kann", erläutert Samm. "Außerdem kommt es häufiger zu kurzen und heftigen Niederschlägen, die in der Regenzeit oftmals Überschwemmungen auslösen. Die Wassermengen können nicht schnell genug ins Erdreich eindringen und fließen ungenutzt ins Meer ab." In Trinidad und Tobago kommen 60 Prozent des Trinkwassers aus Oberflächenquellen wie Flüssen und Seen.

Auch der Bauboom längs des Ostwestkorridors von Trinidad hat die Probleme weiter verschärft. "Klima- und urbanisierungsbedingt werden die Grundwasserreserven nicht wieder vollständig aufgefüllt", konstatiert Samm und fügt hinzu, dass die Flüsse immer mehr Müll einschließlich ganzer Kühlschränke mit sich führten.

Die Behörde versucht seit geraumer Zeit, dem Trend entgegenzuwirken. So führte sie 2013 das Programm 'Adoptiere einen Fluss' ein. Inzwischen wurden etliche Flüsse des Landes 'adoptiert', darunter die sechs wichtigsten. 175 Bürger machen mit. Die Initiative, die für den Inselstaat ein Novum darstellt, wird vom UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) gefördert.

Über das Kleinkreditprogramm (SGP) seiner Globalen Umweltfazilität lässt das UNDP zivilgesellschaftlichen Organisationen, die auf Gemeindeebene Menschen durch eine Beteiligung an Umweltschutzmaßnahmen ein besseres Leben ermöglichen wollen, finanzielle und technische Unterstützung zukommen.

Die Stiftung für soziale Gerechtigkeit ist eine solche Organisation. Sie hat 50.000 US-Dollar aus dem SGP und eigenen Mitteln in Höhe von 65.000 Dollar in eine Adoptier-einen-Fluss-Maßnahme investiert und die Flüsse Caparo und Coora in Zentral- und in Südtrinidad für das Vorhaben ausgewählt. Nutznießer waren benachteiligte Jugendliche der Gemeinden Siparia und Carlsen Field.


Mit Fachwissen gegen Perspektivlosigkeit

Im Rahmen des Programms wurden die jungen Leute neun Monate lang - von September 2014 bis Juni 2015 - zu Umweltexperten ausgebildet. Die Zielpersonen haben gelernt, wie sie mit Hilfe von La-Motte-Wasserkontroll-Kits und Videoaufnahmen die Wasserqualität der Flüsse in ihren Gemeinden überprüfen können. Sie messen in regelmäßigen Abständen Temperatur und pH-Wert sowie den Alkali-, Sauerstoff-, Phosphat- und Nitratgehalt des Wassers. Darüber hinaus haben sie die Veränderungen ihrer Messungen während der vergangenen neun Monate dokumentiert.

Mark Rampersad, administrativer Mitarbeiter der Stiftung, erklärte gegenüber IPS, dass die WASA dem Projekt eine größere Tiefe und Reichweite gegeben habe, indem sie die jungen Leute in Seminaren und Workshops für die Umweltprobleme des Landes sensibilisierte.

Das Programm stieß in den lokalen Gemeinden und Schulen auf große Zustimmung, wurde von der Wirtschaft aber nicht in dem Umfang unterstützt, der wünschenswert gewesen wäre. Doch Samm zufolge wird die WASA an dem Programm als Möglichkeit, die Gemeinden zu erreichen, festhalten.

Wie sein Kollege Raj Gosine erklärte, geht es in erster Linie darum, die Menschen dazu anzuhalten, ihren persönlichen Beitrag zu einer verbesserten Wasserqualität zu leisten. Auf diese Weise ließen sich auch die Kosten für die Wiederaufbereitung von Schmutzwasser reduzieren. Neben Wasserqualitätskontrollen und Bewusstseinsschaffung zielt das Adoptiere-einen-Fluss-Programm der WASA auch auf die Wiederaufforstung und Säuberung von Flussgebieten ab.

Der Programmmanagerin des Karibik-Büros der 'Globalen Wasserpartnerschaft', Natalie Boodram, zufolge können solche Programme viel bewegen, um die Quantität und Qualität von Wasser stabil zu halten und dem Land kostspielige Methoden der Trinkwasseraufbereitung wie die Wasserentsalzung ersparen. (Ende/IPS/kb/24.06.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/06/young-people-lend-a-hand-to-trinidads-ailing-watersheds/

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IPS-Tagesdienst vom 24. Juni 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2015

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