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PROJEKT/070: Karibik - Korallenzuchtstationen zur Wiederherstellung beschädigter Riffe (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Juni 2015

Karibik: Korallenzuchtstationen zur Wiederherstellung beschädigter Riffe

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Kerricia Hobson berichtet über die Pläne ihres Landes Grenada, die Korallenriffe wieder herzustellen
Bild: © Desmond Brown/IPS

BASSETERRE, ST. KITTS (IPS) - Der ostkaribische Inselstaat hat sich an seinen größeren Nachbarländern Belize und Jamaika ein Beispiel genommen und arbeitet an der Wiederherstellung seiner Korallenriffe.

Die Ökosysteme sind wichtige natürliche Barrieren gegen Sturmwellen. Darüber hinaus tragen sie zur Ernährungssicherheit der Bevölkerung bei und spielen eine wichtige Rolle für den Tourismus. Doch die Erwärmung, Verschmutzung und Übersauerung der Ozeane setzen den Organismen immer weiter zu.

Mit Hilfe einer von September bis Oktober 2014 durchgeführten Untersuchung über die Anfälligkeit Grenadas für die Folgen des Klimawandels wurden etliche Gebiete ausfindig gemacht, die dringend auf die kommenden klimatischen Herausforderungen vorbereitet werden müssen. Dazu gehören Anse auf dem Festland und Winward auf der Schwesterinsel Carriacou. Beide Gemeinden werden von einem Korallenzuchtprogramm profitieren.

"Wir bauen derzeit Korallenzuchtstationen auf. Das ist ein Novum innerhalb der Organisation der Ostkaribischen Staaten (OECS)", erläuterte Kerricia Hobson, Projektmanagerin in der Umweltabteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Ländereien, Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt.

Wie Hobson am Rande eines Symposiums vom 18. bis 19. Juni in Basseterre über die Notwendigkeit, Fragen des Klimawandels klar zu kommunizieren, erläuterte, werden Korallen intakter Riffe in die Stationen verbracht, wo sie neue Kolonien bilden, die dann auf existierenden Riffstrukturen angesiedelt werden.

Die Regierung des karibischen Inselstaates wird vom UN-Umweltprogramm (UNEP) im Rahmen seines Projektes zur Anpassung der Küstenökosysteme in kleinen Inselstaaten (Küsten-EBA-Projekt) unterstützt.


Gefahren von vielen Seiten

Hobson betonte, dass die wirtschaftlich und klimapolitisch wichtigen Küsten-Ökosysteme massiv unter den Folgen menschlicher Aktivitäten zu leiden hätten und es höchste Zeit sei, insbesondere den Riffen mehr Bedeutung beizumessen. "So wie Mangroven leiden auch die Korallen unter den Pestiziden, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen", sagte sie.

In Grenada werden Landwirtschaft und Viehzucht traditionell in der Nähe von Flüssen betrieben. Agrarchemikalien und Dung gelangen somit rasch in die Gewässer und von dort aus ins Meer. Dort begünstigen sie das Wachstum von Algen, die die Riffe überwuchern.

90 internationale Experten hatten 2014 im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass die Wiederherstellung der Papageienfischpopulationen den Riffen helfe, sich zu regenerieren. Auch Maßnahmen gegen die Überfischung und gegen die Verseuchung der Küstengebiete machen die Korallenriffe widerstandsfähiger gegen künftige Klimaveränderungen.

Im Jahr 1971 waren die Riffe in den seichten Gewässern von Belize noch zu 80 Prozent von Korallen bedeckt. 1996 waren es nur noch 20 Prozent und 1999 nur noch 13 Prozent.

1980 hatte Hurrikan 'Allen', der für Jamaika schlimmste Sturm der letzten 100 Jahre, die Riffe des Inselstaates beschädigt. Weltweit sind 75 Prozent der Korallenriffe durch Überfischung, Zerstörung der Habitate, Verseuchung und Versauerung der Meere infolge des Klimawandels bedroht.

Der Weltklimarat hatte in seinem fünften Sachstandsbericht über die Auswirkungen der Erderwärmung festgehalten, dass die Korallenriffe dem Menschen fünf kostenlose Dienstleistungen bereitstellen.


Kostenlose Dienstleistungen

Zum einen sind die Riffe für zehn bis zwölf Prozent des in tropischen Ländern gefangenen Speisefischs verantwortlich. In den Entwicklungsländern liegt der Anteil sogar bei 20 bis 25 Prozent. Zum zweiten tragen Korallenriffe zum Schutz der Küsten vor Stürmen und Zyklonen bei. Zum dritten schützen sie die bewohnbaren Gebiete verschiedener Inselstaaten und sind viertens geeignete Habitate für Mangroven. Fünftens sind sie von einem hohen Erholungswert. Innerhalb des Tourismussektors profitieren mehr als 100 Länder von dem Erholungswert, der durch Korallenriffe geschaffen wird.

Die karibischen Inselstaaten seien gut beraten, unverzüglich die Reißleine zu ziehen. So erklärte Dale Rankine, Forscher am Karibischen Institut für Meteorologie und Hydrologie (CIMH) in Barbados, dass die kleinen Inselstaaten die Kosten für Anpassungsmaßnahmen gegen die Kosten der Untätigkeit abwiegen müssten. Außerdem sollten die Staaten sämtliche Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen zu festen Bestandteilen ihrer Entwicklungsplanung machen und schon mal auf klimaresistente Agrarerzeugnisse umzustellen. (Ende/IPS/kb/25.06.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/06/grenada-rebuilds-barrier-reefs/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2015

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