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PROTEST/075: Einspruch gegen Tomatenpatent (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Montag, 02. Juni 2014 / Landwirtschaft & Gentechnik

Einspruch gegen Tomatenpatent



Das Bündnis "Keine Patente auf Saatgut!" hat Ende Mai Einspruch gegen ein Patent des Gentechnikkonzerns Monsanto erhoben. Es geht um eine schimmelresistente Tomatensorte, die laut den Klägern nur durch eine Täuschung von Monsanto patentiert wurde.

Monsanto hat derzeit ein Patent auf eine Tomatensorte, die resistent gegen die Grauschimmelfäule (Botrytis) ist. Dieses Patent ist laut dem Bündnis "Keine Patente auf Saatgut!" nicht hinnehmbar, weil es auf einer Täuschung beruhe. Deshalb zweifelten die Umweltschutz- und Entwicklungshilfeorganisationen nun das Patent an und erhoben offiziell Einspruch dagegen.

Die umstrittene Tomatensorte existierte bereits in ähnlicher Form vor der sogenannten Erfindung durch Monsanto. Eine Schimmelresistenz wurde bei einer anderen Sorte, die bereits in einer internationalen Gendatenbank in Gatersleben registriert ist, nachgewiesen. Monsanto habe lediglich die bestehende schimmelresistente Tomatensorte mit einer anderen Sorte gekreuzt und so eine Züchtung mit der angestrebten Eigenschaft kreiert. Im Patentgesetz ist festgelegt, dass Organismen, deren Züchtung auf hauptsächlich biologischen Verfahren beruht, nicht patentierbar sind. Diese Einschränkung versuchte Monsanto durch komplizierte Formulierungen im Patentantrag zu umgehen. Es sollte der "Eindruck erweckt werden, die Tomaten seien mithilfe von Gentechnik gezüchtet worden", sagte Christoph Then vom Bündnis "Keine Patente auf Saatgut!". Genetisch erzeugte Lebensformen sind nämlich, im Gegensatz zu den biologisch gezüchteten, durch das Patentamt schützbar.

Das Europäische Patentamt hat sich offenbar von Monsanto täuschen lassen. Gegen eine genetische Erzeugung der schimmelresistenten Tomaten spricht laut "Keine Patente auf Saatgut!" folgendes: Erst das Zusammenspiel verschiedener Gene führt zu einer Schimmelresistenz der Pflanzen. Diese Genkombination ist jedoch lediglich durch konventionelle Züchtung realisierbar, da die genaue DNA-Sequenz bislang unbekannt bleibt. Somit hätte Monsanto rechtlich das Patent gar nicht erhalten dürfen.

Über den Patentwiderspruch hinaus, werfen die Aktivisten dem Konzern Biopiraterie vor. Die Gendatenbank, in der auch die schimmelresistente Tomatensorte registriert ist, dient dem Zweck Biodiversität zu erhalten und zukünftige Welternährung zu gewährleisten. Ein von Monsanto gehaltenes Vermarktungsrecht ihrer neuen Sorte stellt eine Gefahr für diese Ziele dar. "Die Inanspruchnahme und Patentierung genetischer Veranlagungen aus einer internationalen Genbank hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit dieser Ressourcen" erklärt Christoph Then. So könne Monsanto mittels des Patents den "Zugang zu diesen Pflanzen erheblich behindern oder sogar blockieren." [pw]


Patenttext
http://www.no-patents-on-seeds.org/sites/default/files/patente/anmeldung/ep1812575b1_monsanto_tomato.pdf

Einspruch
http://www.no-patents-on-seeds.org/sites/default/files/patente/einspruch/einspruch_patent_tomate_monsanto.pdf

Bündnis "Keine Patente auf Saatgut!"
http://www.no-patents-on-seeds.org/

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Quelle:
EU-News, 02.06.2014
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2014