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RESSOURCEN/009: Sierra Leone - Online-Datenbank soll für Transparenz im Bergbau sorgen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. Februar 2012

Sierra Leone: Online-Datenbank soll für Transparenz im Bergbau sorgen

von Mustapha Dumbuya und Damon Van der Linde


Freetown, 3. Februar (IPS) - Sierra Leone hat als erster westafrikanischer Staat eine öffentlich zugängliche Online-Datenbank für den Bergbau gestartet. Erklärtes Ziel ist es, für mehr Transparenz und Verantwortlichkeit in einem Sektor zu sorgen, der viel Unheil über das Land gebracht hat. So befeuerte der Handel mit Sierra Leones 'Blutdiamanten' den Bürgerkrieg von 1991 bis 2002.

"Dieses System wird jeden Missbrauch bei der Vergabe von Lizenzen, im Finanzmanagement und im Umgang mit allgemeinen Informationen im Bergbau aufdecken", erklärte Bergbau- und Ressourcenminister Minkailu Mansaray. "Die Öffentlichkeit soll Bescheid wissen über die Zahlungen der Bergbauunternehmen."

Das 'Government of Sierra Leone Repository System', so der offizielle Name der neuen Datenbank, ist ein Gemeinschaftsprojekt der Regierung und etlicher internationaler Geber. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gehört ebenso dazu wie das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), die 'Revenue Development Foundation' und die Weltbank.

In der elektronischen Datenbank sollen Informationen über sämtliche Einnahmen der Bergbauindustrie gesammelt und gespeichert werden. Das System soll zudem die Legitimität der im Land operierenden Bergbaukonzerne überprüfbar machen. Die Webseite zeigt beispielsweise, dass die südafrikanische 'Koidu Holdings', die in Sierra Leone im großen Stil Diamanten abbaut, am 11. Januar eine Zahlung in Höhe von 200.000 Dollar vorgenommen hat.


Abbau von Eisenerz

Sierra Leone besitzt große Vorkommen an Diamanten, Eisenerz, Bauxit, Gold und dem begehrten mineralischen Rohstoff Rutil. Seit Ende 2011 fördern die Konzerne 'African Minerals' und 'London Mining' in Sierra Leone erstmals wieder seit 30 Jahren Eisenerz. In der Haushaltsplanung der Regierung für 2012 ist vorgesehen, dass allein die Einnahmen aus dem Abbau von Eisenerz das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um mehr als 50 Prozent steigern sollen.

Mit seiner neuen Datenbank zur Kontrolle des einheimischen Bergbaus unternimmt die Regierung in Freetown einen Schritt in Richtung auf die Vorgaben der 'Extractive Industries Transparency Initiative'. Diese besteht auf der rechtzeitigen Veröffentlichung von Zahlungen der Bergbaukonzerne an die Regierung und von den aus Förderprojekten fließenden Regierungseinkünften.

"Bislang wurden die Lizenzen und Zahlungsbelege kopiert und in Papierform weitergegeben. Da kam es schon mal vor, dass einige Papiere verloren gingen", sagte Alusine Timbo, der die Online-Datenbank verwaltet.

Skeptisch kommentierte Mohammed Konneh, Generalsekretär des Verbandes der mit Bergbau und Ressourcenförderung beschäftigten Fachjournalisten, das Vorhaben. "Ohne einen gesetzlichen Rahmen kann es nicht funktionieren. Ministerialbeamte werden nur Dokumente ins Netz stellen, die ihren eigenen Interessen dienen und nicht etwa brisante Informationen, die für die Öffentlichkeit wichtig sind", meinte er. (Ende/IPS/mp/2012)


Links
http://www.undp.org/
http://www.revenuedevelopment.org
http://www.giz.de
http://eiti.org/
http://www.nmjd.org/ajme.htm
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=106603

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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Februar 2012