Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


RESSOURCEN/068: Integrität der Ökosysteme ins Zentrum der neuen Nachhaltigkeitsagenda rücken (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Juli 2015

Entwicklung: Integrität der Ökosysteme ins Zentrum der neuen Nachhaltigkeitsagenda rücken - Neuer UNEP-Bericht vorgelegt

von Kanya D'Almeida


Bild: © Kanya D'Almeida/IPS

Mangrovenwälder können bis zu 1.000 Tonnen CO2 pro Hektar speichern, dennoch werden sie um das Drei- bis Fünffache schneller vernichtet als andere Wälder
Bild: © Kanya D'Almeida/IPS

NEW YORK (IPS) - Bis 2050 werden neun Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Das bedeutet nicht nur, dass zwei Milliarden Menschen mehr als heute ernährt werden müssen, sondern auch, dass der Konsum weiter zunimmt.

In den nächsten 20 Jahren werden voraussichtlich drei Milliarden Menschen zu den 1,8 Milliarden Menschen aufschließen, die derzeit die Mittelschicht bilden - was mit einem beispiellosen Druck auf die natürlichen Ressourcen einherzugehen droht.

Angesichts dieses beklemmenden Szenarios fordert ein neuer UN-Bericht globale Nachhaltigkeitsziele (SDGs), die sich vor allem auf den Schutz des begrenzten natürlichen Reichtums konzentrieren. Sollte es nicht gelingen, die verbliebenen gesunden Ökosysteme zu retten und einen Teil des bereits verlorenen Terrains wieder gut zu machen, dürfte eine erfolgreiche Umsetzung der geplanten SDGs schwierig werden, warnt das Internationale Ressourcenpanel (IRP) des UN-Umweltprogramms.

Wie aus dem Report 'Policy Coherence of the Sustainable Development Goals: A Natural Resource Perspective' ('Kohärenz der Nachhaltigkeitsziele: Aus Sicht der natürlichen Ressourcen') hervorgeht, muss der Schutz der natürlichen Ressourcen und der Respekt gegenüber der Fülle der Natur in den Mittelpunkt der neuen Nachhaltigkeitsagenda gerückt werden, um diesen und künftigen Generationen ein menschenwürdiges Leben zu garantieren.

IRP-Studien zeigen, dass die jährliche globale Ressourcenextraktion im 20. Jahrhundert um den Faktor acht gestiegen ist: von sieben Milliarden Tonnen Material im Jahr 1900 auf 68 Milliarden Tonnen 2009. Bei fortgesetztem Trend werden der Ressourcenverbrauch und -abbau bis 2050 die Grenze von 140 Milliarden Tonnen überschritten haben - das ist drei Mal so viel wie 2000.

Die verminderte Erzqualität hat dazu geführt, dass das Dreifache an Material bewegt werden muss wie noch vor einem Jahrhundert, so UNEP in einer Pressemitteilung am 6. Juli. Dadurch würden Böden und Gewässer weiter belastet. Der Energieverbrauch steige.


Mehr Hunger und Durst

Auch der Druck auf die biologischen Ressourcen nimmt zu. So belaufen sich die Verluste an kultivierbaren Flächen, Wäldern und Grasland auf 20, 30 beziehungsweise zehn Prozent. Die Verödung erfolgt in einer Geschwindigkeit, die den Ressourcen nicht die Möglichkeit gibt, sich zu regenerieren.

Die Zerstörung der Ökosysteme wird die Folgen des Klimawandels wie Wassermangel und Hunger weiter verschärfen. Experten fürchten bereits, dass die globale Nahrungsmittelproduktion bis 2050 aufgrund von Land- und Ressourcenproblemen um 25 Prozent zurückgegangen sein wird.

Die größte Herausforderung bei der Umsetzung der SDGs bestehe darin, eine weitere Milliarde Menschen aus der absoluten Armut zu befreien, die Ungleichheiten anzugehen und gleichzeitig die zunehmende Nachfrage nach Energie, Land, Wasser und Nahrungsmitteln zu bedienen. Die SDGs ließen sich nur durch einen veränderten Blickwinkel auf die Natur erreichen, so der neue IRP-Bericht.

Das Expertenpanel aus mehr als 30 anerkannten Wissenschaftlern und ebenso vielen Regierungsvertretern ruft in seinem Report dazu auf, klug mit den natürlichen Ressourcen umzugehen. Etliche SDGs ließen sich nur durch eine erhöhte Ressourcenproduktivität, eine Wiederherstellung der Ökosysteme und Ressourcenschutz erreichen.


Ruf nach Kreislaufwirtschaft

Der Bericht drängt die politischen Entscheidungsträger, sich auf Methoden der Kreislaufwirtschaft zu besinnen, die die Wieder- und Weiterverwertung von Rohstoffen über den Lebenszyklus der aus ihnen produzierten Gütern hinaus vorsieht, um das Müllaufkommen zu verringern. Dadurch ließe sich der Naturverbrauch vom wirtschaftlichen Fortschritt abkoppeln, heißt es.

Die SDGs, die ab kommendem Jahr an die UN-Millenniumsziele zur Armutsbekämpfung anschließen werden, gelten zwar als kühne und weitreichende Instrumente zur Bekämpfung von Hunger und anderen globalen Problemen. Doch um kontraproduktive Wirkungen zu vermeiden, sei es wichtig, die "Integrität der Erdsysteme aufrechtzuerhalten und den von Individualinteressen gesteuerten Ressourcenbedarf anzugehen", betonen UNEP-Vertreter.

Während die Weltbevölkerung wächst und mehr Menschen in die besserverdienende und konsumfreudigere Mittelschicht aufrückten, müssten Konsummuster her, die zum menschlichen Wohlergehen beitrügen, ohne die Umwelt und natürlichen Ressourcen überzustrapazieren, heißt es in dem Bericht. (Ende/IPS/kb/08.07.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/07/putting-the-integrity-of-the-earths- ecosystems-at-the-centre-of-the-sustainable-development-agenda/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 8. Juli 2015
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang