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WALD/016: Waldschutz nutzt Armutsbekämpfung - Ruanda zeigt den Weg (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Februar 2011

Umwelt: Waldschutz nutzt Armutsbekämpfung - Ruanda zeigt den Weg

Von Andrea Lunt


New York, 8. Februar (IPS) - Auf der jüngsten Sitzung des UN-Waldforums (UNFF) haben die 192 UN-Mitgliedstaaten beschlossen, die Wälder weltweit aufzuforsten und die Armut der Waldbewohner zu bekämpfen. Das kleine Ruanda will den Anfang machen. So kündigte das ostafrikanische Land an, über einen Zeitraum von 25 Jahren in Maßnahmen zu investieren, die dem Niedergang der Wälder und der in ihnen lebenden Bevölkerung entgegenwirken.

"Lassen sich andere Länder von Ruanda inspirieren, könnten wir zu Zeugen der wohl größten Wiederaufforstungsinitiative werden, die die Welt je gesehen hat", sagte die Generaldirektorin des Weltnaturschutzbundes IUCN, Julia Marton-Lefèvre.

Landkonflikte und fehlender Waldschutz hatten Ruanda in den 1990er Jahren einen dramatischen Waldschwund beschert. Doch seit die Wirtschaft wieder boomt, gibt sich die Regierung in Kigali große Mühe, den Trend umzukehren, wie der Umweltminister Stanislas Kamanzi auf der neunten UNFF-Sitzung vom 24. Januar bis 4. Februar in New York erklärte.

Auf dem alle zwei Jahre stattfindenden Treffen, auf dem das Internationale Jahr der Wälder 2011 ausgerufen wurde, unterzeichneten das UNFF und Deutschland eine Absichtserklärung, Waldschutzmaßnahmen der ärmsten Ländern Afrikas mit 800.000 US-Dollar zu unterstützen.

Wenngleich die Zusagen nicht bindend sind, sagten die in New York anwesenden Staats- und Regierungsvertreter zu, ihre Waldschutzmaßnahmen künftig besser zu koordinieren, indem sie etwa Waldbewohnern eine größere Rolle bei der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zuweisen.

Nach Ansicht von Umweltorganisationen ist es vor allem wichtig, die Landrechte der Waldbewohner zu stärken, für die die Wälder mit allem, was sie zu bieten haben - Holz, Nahrung, Brennstoff, Heilpflanzen, Energie, Einkommen und Arbeit - nach neusten IUCN-Zahlen einen Wert von jährlich 130 Milliarden US-Dollar haben.


Lohnender Waldschutz

"Wenn es um die Haushaltsplanung geht, vergessen Regierungen gern, dass sich Investitionen in eine lokal kontrollierte Waldwirtschaft auszahlen", sagte die Autorin des IUCN-Berichts, Lucy Emerton. "Dadurch entgeht ihnen die Chance, Wirtschaftswachstum, nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung zu stimulieren."

Obwohl der wirtschaftliche, soziale und nachhaltige Nutzen einer lokal kontrollierten Waldbewirtschaftung bekannt ist, besitzen die Waldbewohner nur 47 Prozent aller Waldnutzungsrechte. Nach Ansicht des IUCN muss dieser Anteil dringend erhöht werden.

Die Vereinten Nationalen wollen mit ihrem Waldschema REDD+, das im letzten Jahr auf der Klimakonferenz in Cancún ausgehandelt wurde, die lokalen Gemeinschaften in den Mittelpunkt aller Waldbewirtschaftungsmaßnahmen stellen. Doch Kritiker des Programms zur Reduzierung der CO2-Emissionen durch einen Verzicht auf die Abholzung mit Hilfe von Ausgleichszahlungen in Entwicklungsländern wenden ein, dass industriefreundliche Maßnahmen und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Maßnahmen auf nationaler Ebene reelle Erfolge verhindern.


Landrechte oftmals symbolisch

Wie die Indigene Vicky Tauli-Corpuz aus der philippinischen Gebirgsprovinz Besao gegenüber IPS berichtete, sei ihr Volk zwar im Besitz von Landrechten, doch hätten diese lediglich einen symbolischen Wert. "Landtitel zu besitzen, heißt noch lange nicht, Landrechte zu haben, da die Lizenzen an Bergbau- und Holzunternehmen vom Staat vergeben werden", sagte sie.

Rachel Smolker von 'BiofuelWatch' warnte vor den Folgen der expandierenden Biotreibstoffproduktion. Sie verwies auf wissenschaftliche Hochrechnungen, wonach die weltweiten Wälder und Grasländer bis 2060 Plantagen zur Gewinnung von Biotreibstoffen weichen werden, sollte die Nachfrage nach Energie aus Energiepflanzen wie erwartet weiter steigen. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.un-redd.org/
http://www.un.org/esa/forests/session.html
http://www.iucn.org/
http://www.biofuelwatch.org.uk/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54393

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2011