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WALD/033: Zentralafrika - Waldschutz überlastet Länder im Kongo-Becken (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Juni 2011

Zentralafrika: Waldschutz überlastet Länder im Kongo-Becken

Von Arsène Séverin


Brazzaville, 7. Juni (IPS) - Im Kongo-Becken kommt der Schutz des Regenwaldes nur langsam in Fahrt. Die Kosten des von den Vereinten Nationen initiierten Prozesses zur Verringerung der durch Abholzung und Waldschäden verursachten CO2-Emissionen (REDD+) überfordern trotz umfassender internationaler Finanzhilfe die meisten der beteiligten elf Länder.

Auf der Gipfelkonferenz der Anrainerländer der drei großen Regionen des tropischen Regenwaldes, des Kongo-, des Amazonas- und des südostasiatischen Borneo-Mekong-Beckens in Brazzaville stellte sich heraus, dass bislang nur zwei der elf Länder des Kongo-Beckens akzeptable Pläne vorgelegt haben und damit Zugang zu dem verfügbaren Fonds von vier Milliarden US-Dollar erhalten.

Die Demokratische Republik Kongo (DRC) mit ihren 25 Millionen Quadratkilometern geschützter Waldgebiete, die ein Viertel des Weltbestandes an tropischen Regenwäldern ausmachen, qualifizierte sich 2010 als erstes der elf Länder des Kongo-Beckens für Hilfen aus dem verfügbaren Fonds von vier Milliarden US-Dollar.


Zwei Weltbankprojekte in der DRC

Mit 3,4 Millionen Dollar finanziert die Weltbank in der DRC bereits zwei Pilotprojekte, darunter die Aufforstung des Batéké-Plateaus in der Nähe der Hauptstadt Kinshasa. "Bisher war das nur ein Tropfen auf den heißen Stein", erklärte Umweltminister José Endundu. "Wir rechnen mit weiterer Hilfe, damit auch die Bevölkerung der Waldregionen von REDD+ profitiert."

Die Republik Kongo, in deren Hauptstadt Brazzaville die Konferenz stattfand, hat inzwischen eine Validierung ihrer Waldschutzstrategie erreicht. "Damit REDD+ nach all unseren Bemühungen um Konsens für uns keine Klotz am Bein wird, warten wir auf finanzielle Unterstützung, um mit Alternativen gegen Waldschäden und Waldzerstörung beginnen zu können", erklärte der im Land für REDD+ zuständige Experte Georges Claver Boudzanga.

Als ein weiterer Anrainer des Kongo-Beckens hat die Zentralafrikanische Republik mit Waldgebieten von 3,8 Millionen Hektar damit begonnen, eine Bewertung ihrer Walschutzpläne zu erreichen. "Wir rechnen damit, dass wir als Entgelt schon bald Einnahmen aus dem Handel mit CO-Emissionskrediten erhalten", meinte Staatspräsident François Bozizé.

Mit Ausnahme von Kamerun, das derzeit das Instrumentarium für eine Beteiligung am REDD+-Prozess erarbeitet, bleiben die übrigen Länder des Kongo-Beckens vorläufig außen vor. In Äquatorialafrika, Angola, Burundi, Gabun, Guinea, Ruanda, Sao Tomé und Tschad gibt es nicht einmal Ansätze für eine Teilnahme.

"Bei uns in Burundi müssen die Behörden erst einmal aufwachen, damit auch wir vom REDD+-Prozess profitieren können", klagte der Aktivist Albert Mbonerane, Vorsitzender der in der Hauptstadt Bujumbura ansässigen Initiative 'Action centure vert' ('Aktion Grüngürtel').

Vor der Konferenz in Brazzaville Anfang Juni versicherte Weltbankvertreter Loïc Braume: "Für Einsteiger wird innerhalb der nächsten drei Monate ein 'Waldfonds für das Kongo-Becken' eingerichtet, der von der Afrikanischen Entwicklungsbank verwaltet wird und jedem Land, das teilnehmen will, ein Startkapital von 200.000 bis 400.000 Euro zur Verfügung stellt."

Einige reiche Länder stellen auch freiwillig Mittel zur Verfügung. So finanzieren Großbritannien und Norwegen bereits Projekte zum Erhalt der Artenvielfalt.


Mit CO2-Emissionsmarkt überfordert

In Brazzaville wurde jedoch auch deutlich, dass für viele Länder der komplizierte Weltmarkt für CO2-Emissionskredite ein Buch mit sieben Siegeln bleibt. "All diese Spitzfindigkeiten und das Fehlen eindeutiger Methoden für die CO2-Berechnung machen im Kongo-Becken eine verstärkte Zusammenarbeit erforderlich", betonte DRC-Umweltminister Endundu.

Dennoch sei das Interesse am REDD+-Prozess groß, erklärte die zuständige UN-Koordinatorin Juvenal Tais. "54 der bislang 71 beteiligten Länder sind arm", berichtete sie. "Sie sehen in dem Prozess eine Gegenmaßnahme zur Zerstörung der Wälder, der Lebensgrundlage so vieler armer Waldgemeinden", betonte sie. (Ende/IPS/mp/2011)


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http://www.un-redd.org/
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2011