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WALD/053: Burkina Faso - Bonus für neue Bäume, NGO und Regierung geben Bauern Anreize (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Oktober 2011

Burkina Faso: Bonus für neue Bäume - NGO und Regierung geben Bauern Anreize

Von Brahima Ouédraogo


Ouagadougou, 4. Oktober (IPS) - In Burkina Faso haben die Umweltschützerin Fatimata Koama und ihre Organisation 'Magoulé' eine Bonuszahlung von etwa einer Million CFA-Franc (1.200 US-Dollar) erhalten. Sie wurden dafür belohnt, 1.200 Bäume in dem westafrikanischen Staat gepflanzt zu haben.

"Bäume sind wichtig", erklärte Koama. "Wir pflanzen vor allem exotische Arten, aber auch Mango-, Moringa- und Papayabäume." Das Geld, das ihr Kollektiv jetzt bekommen hat, ist Teil eines Betrags von mehr als 100.000 Dollar, die in den vergangenen zwei Jahren ausgezahlt wurden. Wie das Umweltministerium und die Hilfsorganisation 'SOS Sahel' mitteilten, soll auf diese Weise die Wiederaufforstung in dem semi-ariden Land vorangetrieben werden.

Aus einer Studie des Ministeriums von 2010 geht hervor, dass jedes Jahr etwa 110.500 Hektar Wald in Burkina Faso geschädigt werden. Das entspricht vier Prozent der gesamten bewaldeten Fläche. Demnach sind viele wertvolle Spezies wie Palmyra-Palmen sowie Johannisbrot- und Kapokbäume ernsthaft gefährdet.


Maßnahmen gegen raschen Waldschwund

Das Bonusprogramm zielt darauf, den rapiden Waldschwund aufzuhalten. Bauern erhalten moderate finanzielle Anreize, wenn sie darauf achten, dass ihre Setzlinge richtig wachsen. Die Überlebenschancen junger Bäume haben sich damit auf rund 70 Prozent erhöht. Das ist ein großer Fortschritt im Vergleich zu herkömmlichen Aufforstungsprojekten, bei denen die Rate nur etwa zehn Prozent beträgt.

"Wenn ein Baum die ersten 24 Monate übersteht, belohnen wir diejenigen, die ihn gepflanzt haben", erklärte Mouni Conombo, der 'SOS Sahel' in Koamas Heimatprovinz Nayala koordiniert. "Wir geben ihnen zu verstehen, wie gut es ist, einen Baum zu pflanzen und ihn zu betreuen."

Die Organisation verfolgt diese Strategie seit 2001 und nutzt Spendengelder dazu, Bauern für die Pflege der Setzlinge einen Bonus auszuzahlen. Der Erfolg hat das Umweltministerium davon überzeugt, das Programm auch auf staatlicher Ebene weiterzuführen.

Laut dem Geschäftsführer von 'SOS Sahel', Salifou Ouédraogo, hat die Organisation mit ihrem Engagement auf das Versagen herkömmlicher Aufforstungsprogramme reagiert. "Wir haben bei Nachforschungen herausgefunden, dass bereits die Kolonialmächte durch Bonuszahlungen Kakao und Kaffee nach Côte d'Ivoire gebracht haben", sagte er IPS.

Zunächst hätten die Dorfbewohner, die zum Anbau von Kakao und Kaffee gezwungen worden seien, die neuen Setzlinge mit heißem Wasser abgetötet, berichtete Ouédraogo. Als die Kolonialherren den Chiefs dann aber Gewehre und Stoff für überlebende Pflanzen geschenkt hätten, seien Kakao und Kaffee von den Bauern akzeptiert worden.

Die 'Magoulé'-Mitglieder erhielten in diesem Jahr pro Baum einen Dollar. "Vor drei Jahren habe ich den Vertrag unterschrieben", sagte Boureima Dao aus Nayala. "Ich besitze elf Hektar Land und habe mir einen Bonus von 206.000 CFA Francs (etwa 438 Dollar) verdient." In Daos Garten stehen Guaven-, Papaya- und Mangobäume. Allein in der Provinz Nayala wurden mehr als 170 dieser Verträge mit Bauern geschlossen.


Setzlinge müssen vor Tieren sicher sein

"Die Leute meinen, dass die Wiederaufforstung sehr einfach ist. Man muss aber Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit die Setzlinge tatsächlich der Wüstenbildung entgegenwirken", sagte Adama Dolkoum aus dem Umweltministerium. So müssten die jungen Pflanzen unter anderem vor Nutztieren geschützt werden.

Seit der Dürre 1973 und 1974 seien landesweit größere Anstrengungen zur Aufforstung unternommen worden, berichtete Joachim Ouédraogo, ebenfalls ein Beamter im Umweltministerium. Anfangs sei alles gutgegangen, doch dann habe es Probleme mit dem Landeigentum gegeben. Die neue Strategie sorge nun dafür, dass die Baumpflanzer auch für die Pflege verantwortlich seien.

Das Modell funktioniere allerdings noch nicht perfekt, räumte Ouédraogo ein. "Umweltgruppen bekommen von uns die Setzlinge und müssen auf die Erfüllung der Verträge achten. Doch nur etwa die Hälfte von ihnen kommt im nächsten Jahr wieder, um neue Setzlinge zu holen." (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.sahel.org.uk/
http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6693
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105255

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IPS-Tagesdienst vom 4. Oktober 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2011