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WASSER/268: Weltweit schwindet das Wasser aus Seen (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.

EU-News - 19. Mai 2023

Weltweit schwindet das Wasser aus Seen


Eine neue Studie der University of Colorado hat Satellitenfotos von drei Jahrzehnten ausgewertet und festgestellt, dass das in Seen gespeicherte Wasser immer mehr abnimmt. Der Grund: menschliche und klimatische Einflüsse. Auch die EU hat Nachholbedarf beim Schutz der Ressourcen.

Eine am 18. Mai im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte Studie belegt, dass mehr als die Hälfte der großen natürlichen Seen und Stauseen zwischen 1992 bis 2020 an Volumen verloren haben. Die Ergebnisse der Forschungsgruppe rund um den Hydrologen Fangfang Yao unterstreichen, dass eine bessere Wasserbewirtschaftung zum Schutz wichtiger Ökosystemleistungen wie Süßwasserspeicherung, Nahrungsversorgung, Lebensraum für Wasservögel, Schadstoff- und Nährstoffkreislauf und menschliche Erholung vonnöten ist. Etwa ein Viertel der Weltbevölkerung wohnt im Einzugsgebiet eines austrocknenden Sees.

In Seen seien weltweit 87 Prozent des flüssigen Oberflächenwassers der Erde gespeichert. Ausgangspunkt der Studie waren die im Jahr 1972 rund 2.000 als größte Seen der Welt geführten Gewässer. Die Speicherkapazität von 53 Prozent dieser Wasserkörper nahm im Zeitraum von 1992 bis 2020 statistisch signifikant ab, zeigten Satellitenbeobachtungen, Klimadaten und hydrologische Modelle. Der Netto-Volumenverlust in natürlichen Seen sei größtenteils auf die Klimaerwärmung, die zunehmende Verdunstung und den menschlichen Wasserverbrauch zurückzuführen, während in Stauseen die Sedimentation den Speicherverlust dominiere. Bei immerhin 24 Prozent der untersuchten Seen stellten die Wissenschaftler*innen aber steigende Pegel fest, unter anderem an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern.

Die EU steuert unter anderem mit der überarbeiteten Trinkwasserrichtlinie gegen Wasserverschwendung an - allerdings haben Deutschland und 17 weitere Mitgliedstaaten [1] diese noch nicht umgesetzt. Während Teile Italiens derzeit von Hochwasser geplagt sein, trocknet der Gardasee [2] sichtbar aus und in Spanien tauchen einst in Stauseen versunkene Dörfer wieder auf (Geo-Bilder-Galerie 3). In Frankreich an der Côte d'Azur wird das Wasser rationiert [4]. Auch der Bodensee - das größte Trinkwasserreservoir Europas - gehört zu den schrumpfenden Gewässern. Euronews [5] berichtet über Aktivitäten im Kampf gegen Mikroschadstoffe in der Bodenseeregion, denn immerhin wird das Bodenseewasser von Millionen Menschen genutzt.

Die Weltwetterorganisation WMO [6] warnte derweil vor den vermutlich fünf heißesten Sommern, die der Welt bevorstehen; einschließlich einer erstmaligen Überschreitung der 1,5-Grad-Schwelle vorindustriellen Niveaus. Besonders in Südeuropa dürften die Folgen gravierend sein. [jg]

Science: Satellites reveal widespread decline in global lake water storage
https://www.science.org/doi/10.1126/science.abo2812

ZDF heute: Weltweite Studie: Jeder zweite große See verliert Wasser
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/klima-seen-wasser-verlieren-trocken-100.html

Überblick über EU-Gewässerschutzmaßnahmen - Factsheet des EU-Parlaments
https://www.europarl.europa.eu/factsheets/de/sheet/74/schutz-und-bewirtschaftung-von-gewassern

Links:
[1] https://germany.representation.ec.europa.eu/news/vertragsverletzungsverfahren-deutschland-und-19-andere-eu-staaten-mussen-trinkwasserrichtlinie-2023-03-27_de
[2] https://www.tz.de/welt/trockenheit-wasserknappheit-po-urlaub-gardasee-wasserstand-satellitenbilder-italien-92212762.html
[3] https://www.geo.de/reisen/trockene-seenfluesse--die-duerre-weltweit-in-bildern_32516740-32516736.html
[4] https://www.tagesspiegel.de/internationales/durre-in-frankreich-wasser-an-der-cote-d%20azur-wird-jetzt-schon-rationiert-9838247.html
[5] https://de.euronews.com/green/2023/05/16/innovativer-umweltschutz-was-passiert-in-der-eu
[6] https://public.wmo.int/en/media/press-release/global-temperatures-set-reach-new-records-next-five-years

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Quelle:
EU-News, 19.05.2023
Deutscher Naturschutzring
Dachverband der deutschen Natur-, Tier-
und Umweltschutzverbände e.V. (DNR) e.V.
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin-Mitte
Tel.: 030/6781775-70, Fax: 030/6781775-80
E-Mail: info@dnr.de
Internet: www.dnr.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 23. Mai 2023

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