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MESSUNG/076: Copernicus - Heißester Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen weltweit und in Europa (EZMW)


European Centre for Medium-Range Weather Forecasts
Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW)

Pressemitteilung - Bonn, 6. September 2024

Copernicus: Sommer 2024 - Heißester seit Beginn der Aufzeichnungen weltweit und in Europa


Der Copernicus Climate Change Service (C3S)[1], der vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage im Auftrag der Europäischen Kommission mit finanzieller Unterstützung der EU durchgeführt wird, veröffentlicht regelmäßig monatliche Klimabulletins, die über die beobachteten Veränderungen der globalen Luft- und Meeresoberflächentemperaturen, der Meereisbedeckung und der hydrologischen Variablen berichten. Zusätzlich enthält dieser Bericht auch Informationen über den borealen Sommer (Juni-Juli-August). Die meisten der berichteten Ergebnisse basieren auf dem ERA5-Reanalysedatensatz, der Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt nutzt.


August 2024 - Highlights der Oberflächenlufttemperatur und der Meeresoberflächentemperatur:
Globale Temperaturen
  • August 2024 war (zusammen mit August 2023) der weltweit wärmste August mit einer durchschnittlichen ERA5-Oberflächentemperatur von 16,82°C, 0,71°C über dem August-Durchschnitt von 1991-2020.
  • August 2024 lag 1,51°C über dem vorindustriellen Niveau und ist somit der 13. Monat in einem Zeitraum von 14 Monaten, in dem die globale durchschnittliche Oberflächenlufttemperatur 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau lag.*
  • Die globale Durchschnittstemperatur für die vergangenen 12 Monate (September 2023 - August 2024) ist die höchste, die jemals für einen 12-Monats-Zeitraum aufgezeichnet wurde. Sie liegt 0,76°C über dem Durchschnitt von 1991-2020 und 1,64°C über dem vorindustriellen Durchschnitt von 1850-1900. Diese Werte sind identisch mit den Werten der beiden vorangegangenen 12-Monats-Zeiträume, die im Juni und Juli 2024 endeten.
  • Die durchschnittliche globale Temperaturanomalie für das laufende Jahr (Januar-August 2024) liegt 0,70°C über dem Durchschnitt von 1991-2020, was der höchste Wert ist, der für diesen Zeitraum aufgezeichnet wurde, und ist 0,23°C wärmer als im gleichen Zeitraum 2023. Die durchschnittliche Anomalie für die verbleibenden Monate dieses Jahres müsste um mindestens 0,30°C sinken, damit 2024 nicht wärmer ist als 2023. Dies ist im gesamten ERA5-Datensatz noch nie vorgekommen, so dass es immer wahrscheinlicher wird, dass 2024 das wärmste Jahr in den Aufzeichnungen sein wird.

* Aufgrund der relativ geringen Abweichungen der globalen ERA5-Temperaturen für Juli und August 2023 sowie Mai, Juni und August 2024 von 1,5 °C und der Unterschiede zwischen den verschiedenen Datensätzen, werden die hier hervorgehobenen 13 Monate über 1,5 °C möglicherweise nicht durch andere Datensätze bestätigt.


Europa und andere Regionen
  • Die durchschnittliche Temperatur auf dem europäischen Festland lag im August 2024 1,57 °C über dem Durchschnittswert für den Zeitraum 1991-2020. Damit war dieser Monat der zweitwärmste August in Europa nach dem August 2022, der 1,73 °C über dem Durchschnitt lag.
  • In Europa lagen die Temperaturen vor allem in Süd- und Osteuropa über dem Durchschnitt, während sie in den nordwestlichen Teilen Irlands und des Vereinigten Königreichs, in Island, an der Westküste Portugals und in Südnorwegen unter dem Durchschnitt lagen.
  • Außerhalb Europas waren die Temperaturen in der östlichen Antarktis, in Texas, Mexiko, Kanada, Nordostafrika, Iran, China, Japan und Australien überdurchschnittlich hoch.
  • Unterdurchschnittliche Temperaturen herrschten im äußersten Osten Russlands und Alaskas, im Osten der Vereinigten Staaten, in Teilen des südlichen Südamerikas, in Pakistan und in der Sahelzone.
Meeresoberflächentemperatur
  • Die durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur (engl. Sea Surface Temperature; kurz: SST) für August 2024 über 60°S-60°N war mit 20,91°C der zweithöchste Wert, der für diesen Monat aufgezeichnet wurde, und nur 0,07°C niedriger als im August 2023.
  • Der äquatoriale Pazifik wies unterdurchschnittliche Temperaturen auf, was auf eine sich entwickelnde La Niña hindeutet, aber die SST über den Ozeanen blieb in vielen Regionen ungewöhnlich hoch.


Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S), erklärt hierzu: "In den letzten drei Monaten des Jahres 2024 hat die Erde den heißesten Juni und August, den heißesten Tag und den heißesten borealen Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt. Diese Reihe von Temperaturrekorden erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass 2024 das wärmste Jahr aller Zeiten wird. Die temperaturbedingten Extremereignisse dieses Sommers werden nur noch intensiver werden, mit noch verheerenderen Folgen für die Menschen und den Planeten, wenn wir nicht dringend Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ergreifen."

August 2024 - Hydrologische Highlights:
  • Der August 2024 war in den meisten Teilen Kontinentaleuropas, einschließlich des südlichen Großbritanniens und Irlands, der Alpen, des Balkans, des Nordwestens Russlands und des östlichen Fennoskandiens, trockener als im Durchschnitt, wobei Gebiete im Süden und Osten von Dürre und Waldbränden betroffen waren.
  • In Island, im Norden des Vereinigten Königreichs und Irlands, in weiten Teilen Fennoskandiens, an der Nordküste Kontinentaleuropas sowie in Westrussland und der Türkei fielen überdurchschnittliche Niederschläge, die in einigen Fällen zu Überschwemmungen und Schäden führten.
  • Außerhalb Europas war der August 2024 über dem östlichen Nordamerika (teilweise in Verbindung mit dem Hurrikan Debby), Zentralrussland, Ostchina und Ostaustralien überdurchschnittlich feucht. Der indische Subkontinent wurde von Monsunregen und dem Zyklon Asna heimgesucht. Schwere Regenfälle führten zu Überschwemmungen im Sudan, in Äthiopien und Eritrea. Japan wurde vom Taifun Shanshan heimgesucht.
  • Überdurchschnittlich trocken war es in Mexiko und im südlichen Nordamerika, in Regionen Russlands, in ganz China und in weiten Teilen Südamerikas und des südlichen Afrikas, mit Waldbränden in Kanada, Sibirien und Brasilien.
August 2024 - Meereseis Highlights:
  • Die arktische Meereisausdehnung lag 17 Prozent unter dem Durchschnitt und war damit die viertniedrigste für den August in der Satellitenaufzeichnung, deutlich unterhalb des Durchschnittswerts für den gleichen Monat der letzten drei Jahre.
  • Die Anomalien der Meereiskonzentration waren praktisch im gesamten Arktischen Ozean unterdurchschnittlich.
  • Die antarktische Meereisausdehnung lag 7 Prozent unter dem Durchschnitt und war damit die zweitniedrigste Ausdehnung für den August in der Satellitenaufzeichnung, hinter dem Augustwert von -12 Prozent, der im Jahr 2023 beobachtet wurde.
  • Die Anomalien der Meereiskonzentration im Südlichen Ozean wurden von stark unterdurchschnittlichen Konzentrationen im Sektor des Indischen Ozeans und stark überdurchschnittlichen Konzentrationen im Weddellmeer dominiert.
Highlights des borealen Sommers 2024:
  • Die globale Durchschnittstemperatur für den borealen Sommer (Juni-August) 2024 war mit 0,69°C über dem Durchschnitt von 1991-2020 für diese drei Monate die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen und übertraf den vorherigen Rekord von Juni-August 2023 (0,66°C).
  • Die durchschnittliche Temperatur auf dem europäischen Festland für den Sommer (Juni-August) 2024 war mit 1,54°C über dem Durchschnitt von 1991-2020 die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen für diese Jahreszeit und übertraf den vorherigen Rekord von 2022 (1,34°C).
  • Der Sommer 2024 war in West- und Nordeuropa überwiegend feuchter als im Durchschnitt.
  • Im größten Teil des Mittelmeerraums und Osteuropas herrschte während der gesamten Sommersaison eine überdurchschnittliche Trockenheit, die in einigen Fällen mit Dürre einherging.

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Weitere Informationen

Weitere Informationen über die Klimavariablen im Juli und Klimaaktualisierungen der Vormonate sowie hochauflösende Grafiken können hier heruntergeladen werden.
https://climate.copernicus.eu/climate-bulletins

Andere nützliche Links:
Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Temperaturüberwachung finden Sie hier.
https://climate.copernicus.eu/
Verfolgen Sie die Daten für den gesamten Globus nahezu in Echtzeit im Climate Pulse.
https://climate.copernicus.eu/climate-pulse-c3ss-new-tool-monitor-state-our-climate-glance
Mehr zu Trends und Vorhersagen im Klima-Atlas hier.
https://climate.copernicus.eu/copernicus-interactive-climate-atlas-game-changer-policymakers

Informationen über den C3S-Datensatz und wie er zusammengestellt wird:
Die Karten und Daten zu Temperatur und Hydrologie stammen aus den ERA5- und ERA5-Land-Datensätzen (Bodenfeuchte) des Copernicus Climate Change Service des ECMWF.
Die hier vorgestellten Erkenntnisse über die globalen Meeresoberflächentemperaturen (SSTs) basieren auf den SST-Daten von ERA5, gemittelt über den Bereich 60°S-60°N. Beachten Sie, dass die ERA5-SST-Daten Schätzungen der Ozeantemperatur in etwa 10 m Tiefe (bekannt als Fundamenttemperatur) sind. Die Ergebnisse von [GU1] können sich von anderen SST-Produkten unterscheiden, die Temperaturschätzungen in anderen Tiefen liefern, z. B. in 20 cm Tiefe für OISST von NOAA.
Die Meereiskarten und -daten stammen aus einer Kombination von Informationen aus ERA5 sowie aus dem EUMETSAT OSI SAF Sea Ice Index v2.2.
Die hier angegebenen regionalen Flächenmittelwerte beziehen sich auf die folgenden Längen-/Breitengrade:
Globus, 180W-180E, 90S-90N, über Land- und Meeresflächen.
Europa, 25W-40E, 34N-72N, nur über Landoberflächen.

Weitere Informationen zu den Daten finden Sie hier.
http://climate.copernicus.eu/climate-bulletin-about-data-and-analysis

Informationen über nationale Rekorde und Auswirkungen:
Die Informationen über nationale Rekorde und Auswirkungen basieren auf nationalen und regionalen Berichten. Für Details mit Blick auf die Temperatur und Hydrologie rufen Sie das C3S climate bulletin [2] für diesen Monat auf.
Die C3S ist der Empfehlung der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gefolgt, für die Berechnung der klimatologischen Durchschnittswerte den jüngsten 30-Jahres-Zeitraum zu verwenden, und hat für ihre C3S-Klimabulletins ab Januar 2021 den Bezugszeitraum 1991-2020 gewählt. Zahlen und Grafiken sowohl für den neuen als auch für den vorherigen Zeitraum (1981-2010) werden aus Gründen der Transparenz bereitgestellt.

Weitere Informationen über den verwendeten Bezugszeitraum finden Sie hier.
http://climate.copernicus.eu/new-decade-brings-reference-period-change-climate-data


Über Copernicus und das EZMW:

Copernicus ist die zentrale Erdbeobachtungskomponente des EU-Weltraumprogramms der Europäischen Union und wird mit Mitteln der EU finanziert. Es ist in sechs thematische Dienste aufgeteilt: Atmosphäre, Meeresumwelt, Landüberwachung, Klimawandel, Sicherheit und Katastrophen- und Krisenmanagement. Copernicus liefert frei zugängliche Betriebsdaten und Informationsdienste, die den Nutzern zuverlässige und aktuelle Informationen über unseren Planeten und seine Umwelt zur Verfügung stellen.

Das Programm wird von der Europäischen Kommission koordiniert und verwaltet, in Partnerschaft mit den EU-Mitgliedstaaten, der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT), dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW), Mercator Océan International und weiteren EU-Agenturen.

Das EZMW betreibt zwei Dienste des Copernicus Erdbeobachtungsprogramm der EU: den Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) und den Copernicus-Klimawandeldienst (C3S). Zudem unterstützt es den Copernicus-Dienst für Katastrophen- und Krisenmanagement (CEMS), der vom EU Joint Research Council (JRC) implementiert wird. Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) ist eine unabhängige zwischenstaatliche Organisation, die von 35 Staaten unterstützt wird. Es ist ein Forschungsinstitut und Dienstleister, der digitale Wettervorhersagen erstellt und an seine Mitgliedstaaten weiterleitet. Die Daten stehen den nationalen Wetterdiensten in den Mitgliedstaaten in vollem Umfang zur Verfügung. Der Supercomputer und das dazugehörige Datenarchiv des EZMW ist einer der größten seiner Art in Europa, und die Mitgliedstaaten können 25% seiner Kapazität für ihre eigenen Zwecke nutzen.

Das EZMW hat seine Standorte innerhalb der Mitgliedsstaaten für zahlreiche Aktivitäten erweitert. Zusätzlich zum Hauptquartier in Großbritannien und dem Rechenzentrum in Italien, wurden neue Büroräume in Bonn im Sommer 2021 eröffnet, die sich auf Partnerprogramme mit der Europäischen Union konzentrieren.

Die Website des Copernicus Atmosphärenüberwachungsdienstes finden Sie unter
http://atmosphere.copernicus.eu/

Die Website des Copernicus Climate Change Service finden Sie hier:
https://climate.copernicus.eu/

Weitere Informationen zu Copernicus finden Sie hier:
www.copernicus.eu

Die Website des ECMWF finden Sie hier:
https://www.ecmwf.int/

[1] https://climate.copernicus.eu/
[2] https://climate.copernicus.eu/climate-bulletins

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Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

englischsprachige Pressemitteilung inklusive Grafiken:
https://climate.copernicus.eu/copernicus-summer-2024-hottest-record-globally-and-europe

deutsche Übersetzung der Pressemitteilung inklusive Grafiken:
https://climate.copernicus.eu/sites/default/files/2024-09/C3S_MonthlyMaps_August%202024-%20DE.docx

*

Quelle:
Pressemitteilung, 06.09.2024
Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage /
European Centre for Medium-Range Weather Forecasts
Copernicus
Email: copernicus-press@ecmwf.int
X: @CopernicusECMWF

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 21. Dezember 2024

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