Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → KLIMA


STIMMEN/046: COP der Beschwörungsformeln statt "COP of Action" (RLS)


Rosa-Luxemburg-Stiftung - 18. November 2016

Rosa-Luxemburg-Stiftung zum Abschluss der COP22-Klimakonferenz in Marrakesch

COP der Beschwörungsformeln statt "COP of Action"


Zum Abschluss des UN-Klimagipfels in Marrakesch urteilt Nadja Charaby, Referentin für globale Aufgaben bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung: "Zwar ist der UN-Klimagipfel in der technischen Umsetzung des Pariser Abkommens an einigen Punkten weitergekommen, das darf aber nicht verdecken, wie grotesk groß die Kluft zwischen Rhetorik und tatsächlichem Handlungsdruck inzwischen ist." So sei allen Beteiligten klar, dass das Emissionsbudget, mit dem es noch möglich wäre, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, spätestens 2020 aufgebraucht ist. Dennoch wurden auf der sogenannten "COP of Action" die verzweifelten Forderungen der am stärksten Betroffenen beiseite geschoben, wonach die Anstrengungen in diesem kurzen verbleibenden Zeitraum massiv erhöht werden müssten. Dass nun die Gruppe der verletztlichsten Staaten angekündigt hat, selbst schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umsteigen, legt den Finger in die Wunde und führt die Industriestaaten in ihrer Handlungsunwilligkeit vor.

Auch Tadzio Müller, Referent für Klimagerechtigkeit und Energiedemokratie bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung sieht den Ausgang der Verhandlungen skeptisch: "Angekündigt war Marrakesch als 'COP of Action'; tatsächlich war der UN-Klimagipfel eine COP der Autosuggestion. Wir dürfen uns nicht von Beschwörungsformeln wie der 'Proklamation von Marrakesch' einlullen lassen." Müller zufolge liefert die Weigerung, den schnellstmöglichen Ausstieg aus den fossilen Energien zu verhandeln, sowie die riesigen Lücken in den Finanzzusagen der Industriestaaten und die interessengeleitete Durchsetzung von Marktmechanismen für einen angeblichen Klimaschutz die eigentliche Botschaft: Das Wohlstandsmodell des globalen Nordens stehe gar nicht zur Debatte. Die UN-Klimagipfel würden vielmehr so tun, als ließe sich die Klimakrise verhindern, ohne explizit zu verhandeln, wer ab sofort noch in welchem Maße konsumieren, produzieren und durch die Welt fliegen könne.

*

Quelle:
Pressemitteilung, 18.11.2016
Rosa Luxemburg Stiftung
Presse
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Tel.: 030 44310-479, Fax: 030 44310-222
Internet: www.rosalux.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang