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BIENEN/185: Damit es Europas Bienen wieder besser geht (idw)


Humboldt-Universität zu Berlin - 03.11.2014

Damit es Europas Bienen wieder besser geht

Projekt "Smartbees" bekommt sechs Millionen Euro von der Europäischen Kommission



Die Vielfalt der Bienenarten in Europa ist in Gefahr. Früher gab es zahlreiche Bienenrassen. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die Situation dramatisch verändert.

Einerseits verursacht eine aus Asien stammende Milbe (Varroa destructor) seit vielen Jahren hohe Verluste unter den Europäischen Bienenvölkern (Apis mellifera). Andererseits kommt es zu einer systematischen Verdrängung vieler Europäischer Bienenrassen durch zwei Rassen, die bereits seit einiger Zeit auf Leistung, ruhiges Verhalten und Krankheitsresistenz gezüchtet wurden. Beide Ursachen reduzieren die genetische Vielfalt der Honigbienen in Europa und gefährden die nachhaltige, regional angepasste Bienenhaltung. Die Konsequenzen sind dramatisch für die Landwirtschaft. Dabei geht es nicht nur um weniger Honig oder Wachs. Die Bestäubungsleistung der Bienen hat einen enormen ökonomischen Wert.

Um dem Bienensterben zu begegnen, kooperieren jetzt in dem mit sechs Millionen Euro von der Europäischen Kommission geförderten Projekt "SMARTBEES" Genetiker, Molekularbiologen, Parasitologen, Virologen, Immunologen, Kommunikationswissenschaftler, Mathematiker und Bienenspezialisten aus elf Ländern. Koordiniert wird es von Prof. Dr. Kaspar Bienefeld. Er leitet die Abteilung Zucht und Genetik am Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf und ist Honorarprofessor am Albrecht Thaer Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

Mit dem internationalen Projekt soll der aktuelle Stand der genetischen Vielfalt in ganz Europa analysiert und mit geeigneten Methoden verbessert werden. Zudem werden sich die Wissenschaftler mit der gefährlichen Dreiecksbeziehung Biene-Milbe-Viren beschäftigen und die Mechanismen ergründen, die dazu führen, dass aus im Zusammenspiel mit der Varroamilbe aus harmlosen Viren tödliche Viren werden. Mit modernsten molekulargenetischen Methoden werden die Gründe der unterschiedlichen Widerstandskraft von Bienen gegenüber Varroa und Viren geklärt.

Die Unzufriedenheit der Imker mit den einheimischen Bienenrassen war der zentrale Grund für deren Austausch durch züchterisch verbesserte Rassen. Daher sollen Zuchtstrategien, die sich als sehr erfolgreich erwiesen haben, für die bislang züchterisch vernachlässigten Bienenrassen so modifiziert werden, dass diese Rassen an die Bedürfnisse der lokalen Imkerschaft angepasst werden. Damit kann ihre Verdrängung gestoppt werden. Daten aus dem Europäischen Referenzlabor für Bienenkrankheiten werden analysiert, um auch für noch nicht aktuelle aber möglicherweise in Zukunft auftretende Krankheitserreger gewappnet zu sein.

Bienen werden von hunderttausenden Imkern in Europa gehalten. Das bedeutet, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und die Entwicklung von neuen Methoden und Strategien nur dann nachhaltig zu einer Verbesserung der Situation führen, wenn die Europäische Imkerschaft involviert wird. Eine Arbeitsgruppe, die auf Wissenstransfer spezialisiert ist, wird die Ergebnisse des Projektes für die Praxis aufbereiten, Lernmodule erstellen und für eine Vernetzung innerhalb und zwischen den Ländern sorgen. Kaspar Bienefeld sagt: "Es ist das erste Mal, dass sich so unterschiedliche Disziplinen gemeinsam und aufeinander abgestimmt mit dem Bienensterben beschäftigen. Die Aufgabe ist komplex, aber das multidisziplinäre Konzept des Projekts eröffnet große Chancen, nachhaltig die Gesundheit und die genetische Vielfalt der Bienen in Europa zu verbessern."

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news611258
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution46

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Humboldt-Universität zu Berlin, Hans-Christoph Keller, 03.11.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2014