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GENTECHNIK/648: Frühling für Feldbefreier (Honighäuschen)


Honighäuschen - 16.04.09

Frühling für Feldbefreier

Die Gegner der sogenannten grünen Gentechnik lassen auch nach dem Verbot der Genmaissorte MON 810 durch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) nicht locker.


In der Nacht zum Mittwoch besetzten rund 50 Aktivisten ein Versuchsfeld der Firma KWS Saat AG bei Dreileben in der Magdeburger Börde. Mit der Aktion soll der Anbau von gentechnisch veränderten Zuckerrüben verhindert werden. Einige Mitglieder der Gruppe ketteten sich an mitgebrachten Betonstelen an. Bei den Besetzern handelt es sich nach Angaben eines Sprechers hauptsächlich um Studentinnen und Studenten der Agrarbiologie an der Universität Kassel. Der Betreiber des Versuchsfeldes hatte bereits am frühen Morgen Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erstattet und die Räumung verlangt. Die Polizei beschränkte sich zunächst darauf, einige Besetzer vom Feld zu vertreiben und deren Personalien festzustellen. Am Nachmittag rückten die Beamten dann mit schwerem Gerät an und sägten und frästen die Gentechnikgegner aus ihren Befestigungen, was mehrere Stunden in Anspruch nahm. Zu größeren Zwischenfällen kam es dabei laut Aktionsteilnehmern nicht.

Die Firma KWS erzielt rund ein Drittel ihres Jahresumsatzes von 600 Millionen Euro durch gentechnisch verändertes Saatgut. Die hohen Risiken der Gentechnik würden dabei »billigend in Kauf genommen«, heißt es in einer Erklärung der Besetzer. Beispielsweise könnte eine Auskreuzung der veränderten Gene heutige Kulturpflanzen unwiederbringlich zerstören. Da die Politik die Aktivitäten der Agroindustriekonzerne billige, müsse jetzt verhindert werden, »daß Fakten geschaffen werden, bevor es endgültig zu spät ist«.

Derweil geht die Auseinandersetzung um das Verbot von MON 810 weiter. Die Grünen-Fraktionsvizevorsitzende Bärbel Höhn äußerte in der Neuen Osnabrücker Zeitung (Mittwochausgabe) die Befürchtung, daß die Verfügung vor Gericht keinen Bestand haben könnte, da Aigner »genau solche handwerklichen Fehler macht wie in den vergangenen Wochen«. Ohnehin habe, die Ministerin gegen ihre eigene Überzeugung gehandelt und sich lediglich wahltaktischen Erwägungen ihrer Partei gebeugt, so Höhn. Vertreter der CDU betonten am Mittwoch, das MON-810-Verbot sei keine grundsätzliche Entscheidung. Die CDU sei »forschungsfreundlich und der Auffassung, daß der grünen Gentechnik in der Zukunft eine wichtige Bedeutung zukommt«, erklärte Generalsekretär Ronald Pofalla. Die Firma Monsanto teilte am Mittwoch mit, das Verbot der Sorte MON 810 sei »nicht nachvollziehbar«. Man werde daher alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, Bauern auch in dieser Saison den Anbau von MON 810 zu ermöglichen.

Am heutigen Donnerstag steht der Berufsimker und »Feldbefreier« Michael Grolm zum wiederholten Mal vor Gericht, diesmal in Frankfurt/Oder. Grolm hatte 2007 im Oderbruch im Rahmen einer öffentlichen Aktion Genmaispflanzen unschädlich gemacht. Er war in erster Instanz bereits zu 20 Tagessätzen verurteilt worden. Der Imker erhob Einspruch gegen das Urteil und will notfalls ins Gefängnis gehen, teilte die Initiative »Gendreck weg« am Mittwoch mit. Bereits seinerzeit sei der Genmaisanbau illegal gewesen und konnte nur durch eine zu spät erlassene Verbotsverfügung des damals zuständigen Ministers Horst Seehofer (CSU) überhaupt gepflanzt werden, heißt es in einer Erklärung der Organisation. In der kommenden Woche stehen weitere Prozesse gegen Feldbefreier an.

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Quelle:
Imkerei Honighäuschen, 16.04.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. April 2009