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GENTECHNIK/839: US-Studie - Neuer Genmais könnte Ausbreitung von Schädlingen beschleunigen (Testbiotech)


Testbiotech e.V. - München, 26. März 2012
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie

Neue Superschädlinge auf dem Acker?

Anbau von neuem 'Gen-Mais' in der EU könnte Probleme bereiten


München/Brüssel - Testbiotech veröffentlicht heute ein Dossier mit überraschenden Details zum Anbau des gentechnisch veränderten Mais MON88017, der ein Gift gegen Insekten produziert. Wie eine aktuelle Laboruntersuchung aus den USA zeigt, könnte dieser Mais dazu beitragen, die Ausbreitung von Fraßinsekten zu beschleunigen. Nach den Versuchsergebnissen entwickelt der sogenannte Maiswurzelbohrer nicht nur eine Resistenz gegen das Gift des gentechnisch veränderten Mais, sondern er kann gleichzeitig die Entwicklung seiner Larven beschleunigen und mehr Nachkommen produzieren. Dies würde dazu führen, dass sich der von Landwirten gefürchtete Schädling noch schneller auf den Feldern ausbreitet.

Die neuen Forschungsergebnisse, die unter anderem von Wissenschaftlern des US-Landwirtschaftsministeriums stammen, passen zu weiteren Untersuchungen aus den USA. Diese belegen tatsächlich die Ausbreitung von giftresistenten Wurzelbohrern in Regionen, in denen der gentechnisch veränderte Mais angebaut wird. Derzeit wird darüber beraten, ob der Mais MON88017 auch in der EU angebaut werden darf. Der US-Konzern Monsanto hat eine Genehmigung für den Anbau beantragt und die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat den Mais im Jahr 2011 bereits für unbedenklich erklärt.

"Die aktuelle Veröffentlichung aus den USA zeigt eine neue Dimension bei der Entwicklung resistenter Fraßinsekten. Es ist bereits bekannt, dass sich der Wurzelbohrer an den Anbau von insektengiftigem Mais anpassen kann. Jetzt sieht es aber danach aus, als ob die angepassten Schädlinge gleichzeitig eine höhere Fitness aufweisen und sich so noch rascher ausbreiten können. Wir raten dringend davon ab, diesen Mais für den Anbau zuzulassen", sagt Christoph Then von Testbiotech.

Die Anpassung der Schadinsekten ist nicht das einzige Problem. Dieser Mais produziert nicht nur ein Insektengift, sondern widersteht zudem dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat (bekannt als Roundup). Würde dieser Mais in der EU zugelassen, wäre er auch die erste kommerziell angebaute gentechnisch veränderte Pflanze in Europa, die gegen das Spritzmittel resistent ist. Aktuelle Untersuchungen aus den USA zeigen, dass der großflächige Anbau von herbizidresistenten Pflanzen eine wesentliche Ursache für den Rückgang der Population des Monarchfalters ist. Durch den Anbau von gentechnisch veränderter Mais und Soja werden auch die Pflanzen reduziert, die die Raupen des Falters als Futter benötigen.

Zudem haben sich in den letzten Jahren immer mehr Unkräuter an die beim Anbau eingesetzten Gifte angepasst. Dadurch muss heute sehr viel mehr Glyphosat gespritzt werden als vor zehn Jahren. Das bedeutet auch höhere Belastungen für Mensch und Umwelt. Trotzdem hat die EFSA keine aktuellen Daten über die Höhe der Belastung mit Glyphosatrückständen der Pflanzen verlangt.

Derzeit stehen verschiedene neue gentechnisch veränderte Maispflanzen vor einer möglichen Anbauzulassung in der EU. Die EFSA hat neben MON88017 auch den insektengiftigen Mais Bt11 der Firma Syngenta, den Mais 1507 (ebenfalls insektengiftig) der Firma Dupont/Pioneer sowie GA21 von Syngenta und NK603 von Monsanto (beiden sind unempfindlich gegenüber Glyphosat ) als unbedenklich eingestuft. Es wird erwartet, dass die Mitgliedsländer in den nächsten Wochen auch erneut über den Anbau des insektengiftigen MON810-Mais abstimmen werden.


Neue Studie aus den USA:
Oswald, K. J., French, B.W., Nielson, C., Bagley, M. (2012)
Assessment of fitness costs in Cry3Bb1-resistant and susceptible western corn rootworm (Coleoptera: Chrysomelidae) laboratory colonies.
Journal of Applied Entomology, http://dx.doi.org/10.1111/j.1439-0418.2012.01704.x

Weitere Informationen:
Dossier von Testbiotech
http://www.testbiotech.de/node/639



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Quelle:
Testbiotech e. V., 26.03.2012
http://www.testbiotech.de/node/641
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089/35899276
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2012