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GENTECHNIK/967: Ausbau der Versorgung mit heimischem Eiweiß (Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft in BW)


Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg
Koordinationsstelle Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg
Bioland Landesverband Baden-Württemberg e.V.

Esslingen, 20. Oktober 2015

Aktionsbündnis begrüßt Engagement der Landesregierung zum Anbau der Versorgung mit heimischem Eiweiß


(Stuttgart, 20. Oktober 2015). Das Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg begrüßt das Engagement der Landesregierung zur Steigerung des Anbaus heimischer Eiweißpflanzen. Mit dem Ende dieser Woche in Ulm stattfindenden 4. Jährlichen Forum der EU-Donauraum-Strategie und dem Workshop "Creating value-added-chains: Non genetically modified (GMO-free) soya in the Danube region" verleiht die Landesregierung den Forderungen des Bündnisses nach heimischem und gentechnikfreiem Futter Rückenwind.

"Der Workshop zielt darauf ab, den Anbau von gentechnikfreiem Soja aus Baden-Württemberg und der Donauregion weiter zu fördern. Damit leistet er einen wertvollen Beitrag zur Verringerung der Importe von größtenteils gentechnisch veränderten Eiweißfuttermitteln aus Südamerika", lobt Dr. Christian Eichert, Geschäftsführer des Bioland Landesverbandes Baden-Württemberg und einer der Sprecher des Aktionsbündnisses die Initiative. Aus Sicht des Bündnisses entspricht es dem Wunsch vieler Verbraucher und landwirtschaftlicher Erzeuger, in naher Zukunft konsequent auf eine regionale und gentechnikfreie Eiweißfütterung umzusteigen.

"Um einen Sogeffekt in der Nachfrage zu erzeugen, drängen wir seit langem auf eine schnelle und konsequente Einführung der gentechnikfreien Fütterung aller Nutztiere im Rahmen des Qualitätszeichens Baden-Württemberg (QZBW)", so Dr. Eichert. Mit einer konsequenten Auslobung von Gentechnikfreiheit in ihren Ladentheken werden wichtige Handelsunternehmen wie die REWE und EDEKA der Forderung des Verbrauchers bereits heute gerecht. Auch der Discounter Aldi Süd ist mittlerweile auf diesen unaufhaltbaren Trend aufgesprungen. "Erfreulicherweise prüfen derzeit weitere wichtige Verarbeitungsunternehmen aus dem Molkerei- und Fleischsegment die Einführung einer Gentechnikfrei-Auslobung", so Dr. Eichert im Vorlauf der Ulmer Tagung in Stuttgart.

Sehr kritisch sehen die Vertreter des Bündnisses den immer noch bestehenden Import erheblicher Mengen von gentechnisch verändertem Soja. "Die zerstörerischen Zusammenhänge von gentechnisch verändertem Soja, Landgrabbing und Pestizideinsatz in Südamerika sind seit Jahren bekannt", erläutert Wolfgang Schleicher, ein weiterer Vertreter des Bündnisses und Geschäftsführer des Katholischen Landvolks. "Ein Umsteuern ist dringend erforderlich, wir müssen weg von Abhängigkeiten, sowohl im Hinblick auf die Großkonzerne als auch bezüglich der Massenimporte von Eiweißfuttermitteln". Für Schleicher sind die Aktivitäten des Landes im Rahmen der Eiweißinitiative ein wichtiger Beitrag, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken und die regionale Wertschöpfung in den Donauanrainerstaaten zu sichern.

"Ganz offensichtlich greift ein Umdenken in unserem Sinne auch auf offizieller Ebene um sich", freut sich Gottfried May-Stürmer, Landwirtschaftsreferent des BUND Baden-Württemberg und Sprecher des Bündnisses. "Allerdings sind groß angelegte Initiativen auch stets mit Vorsicht zu genießen", gibt May-Stürmer zu bedenken "Was der gentechnikfreien Produktion bei uns nützt, darf der bäuerlichen Landwirtschaft in osteuropäischen Ländern nicht schaden". Wichtig sei es, führt May-Stürmer weiter aus, kontinuierlich zu prüfen, ob die regionale Landwirtschaft einen tatsächlichen Nutzen erfahre und bereits bestehende Strukturen und Initiativen vor Ort einbezogen würden. Daher sehen die Bündnissprecher neben aller Freude über die aktuellen Entwicklungen noch lange keinen Grund zur Euphorie. Das Bündnis wird weiterhin die Rolle des kritischen Wegbegleiters übernehmen und - so hoffen die Sprecher - langfristig ein gentechnikfreies Baden-Württemberg sichern.

Hintergrund:

Das Aktionsbündnis, dem 27 Verbände und Initiativen angehören, setzt sich seit 12 Jahren erfolgreich für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg ein. Seit seiner Gründung im Jahr 2003 hat das Bündnis mehrere Aktionen wie "Mein-Nein - Haushalt ohne Genfood" und Veranstaltungen wie die Großdemonstration "Wir bleiben sauber - keine Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln" 2004 in Stuttgart initiiert, durchgeführt und unterstützt.

Der Workshop "Creating value-added-chains: Non genetically modified (GMO-free) soya in the Danube region" wird vom MLR veranstaltet und findet am 29.10.2015 im Rahmen des 4. Annual Forum der EU-Donauraumstrategie (EUSDR) in Ulm statt. Der Workshop möchte einen Beitrag zum Ausbau der europäischen Eiweißstrategie im Donauraum leisten. Akteure, Unternehmen und Organisationen aus der Land- und Ernährungswirtschaft des gesamten Donauraums sind eingeladen, um die Chancen und Herausforderungen von Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu diskutieren, unterstützende Maßnahmen zu skizzieren und ggf. Schritte zur gemeinsamen Umsetzung zu vereinbaren. Das Ministerium kooperiert bei der Veranstaltung des Workshops mit dem international im Donauraum tätigen Verein Donau Soja e. V., der 2012 als gemeinnütziger und internationaler Verein mit Sitz in Wien gegründet wurde. Ziel des Vereins ist es, den gentechnikfreien europäischen Sojaanbau nachhaltig zu fördern. Auch das Land Baden-Württemberg ist Mitglied. Seit 2012 setzt das Land Baden-Württemberg auf pflanzliches Eiweiß in der Fütterung von Nutztieren und fördert den Anbau von Eiweißpflanzen (Leguminosen) durch intensive Beratung und Begleitung des Anbaus in Demonstrationsbetrieben. Laut Landwirtschaftsminister Bonde greift die Eiweißstrategie des Landes: von 2014 auf 2015 hat sich die Anbaufläche gentechnikfreien Sojas nahezu verdoppelt. Aktuell werden in BW 5800 ha gentechnikfreies Soja angebaut, so Bonde kürzlich in einer Pressemeldung.

Der Verbraucherwunsch nach gentechnikfreien Lebensmitteln schlägt sich auch im Qualitätszeichen Baden-Württemberg (QZBW) nieder. Die mit dem QZBW ausgelobten Lebensmittel werden schrittweise gentechnikfrei. Grundlage für die Kennzeichnung ist das EG-Gentechnik-Durchführungsgesetz. Für das Qualitätszeichen Baden-Württemberg wurde folgender Fahrplan vereinbart:

  • Ab 01.01.2015 müssen alle pflanzlichen Produkte die Anforderungen an die Kennzeichnung als "gentechnikfreie Produkte" erfüllen.
  • Ebenfalls ab 01.01.2015 müssen Produkte aus den Bereichen Lamm, Eier, Mastgeflügel, Honig und Fische aus Aquakultur "gentechnikfrei" sein.
  • Spätestens bis 31.12.2017 erfolgt dann die Umstellung der Bereiche Milch und Milchprodukte, Rind und Schwein sowie daraus hergestellte Fleischerzeugnisse.

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Quelle:
Pressemitteilung, 20.10.2015
Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg
Koordinationsstelle Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg
c/o Bioland Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Schelztorstr. 49, 73728 Esslingen
E-Mail: info@gentechnik-freie-landwirtschaft.de
Internet: www.gentechnik-freie-landwirtschaft.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2015

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