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AGRARINDUSTRIE/154: Die Rübenschlammerden der Zuckerfabriken - ein Grundwasser-Risiko? (LBU)


Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen e.V. Pressemitteilung, 25. Mai 2020

Die Rübenschlammerden der Zuckerfabriken - ein Grundwasser-Risiko?

Umweltverband LBU thematisiert Risiken der Nitratauswaschung und fehlende Transparenz über Ausbringungsmengen und Maßnahmen


Angesichts überhöhter Nitrat-Messwerte in Regionen mit intensiver flächenloser Tierhaltung aber auch in etlichen anderen Ackerbauregionen verlangt die Umweltorganisation Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen von den zuständigen Behörden eine noch intensivere Suche nach den tatsächlichen Ursachen und Verursachern der Einträge von Nitrat. Derzeit müssten in den 'Roten Düngeverordnungs-Gebieten' jeweils viele hundert Landwirte ihre Düngung reduzieren, obwohl sie selbst überhaupt nicht Verursacher dieser erhöhten Nitrateinträge gewesen seien. LBU-Vertreter Eckehard Niemann fordert in diesem Zusammenhang die Genehmigungsbehörden dazu auf, die Ausbringung von Rübenschlammerden durch die Zuckerfabriken genauer zu kontrollieren: Bei zu hohen Ausbringungsmengen auf Äcker sowie bei falscher Bodenbearbeitung und Fruchtfolge nach der Ausbringung drohe auch dort eine hohe Nitratauswaschung.

Die Rückführung der den Zuckerrüben anhaftenden 'Rübenerde' auf Äcker bewertet der LBU an sich als sinnvolle Kreislaufwirtschaft. Allerdings sei unbedingt zu beachten, dass diese Rübenerde eben auch Rübenanteile enthalte und dass infolgedessen mit den Rübenwasch-Schlämmen auch Stickstoffmengen von mehreren tausend Kilogramm auf einen Hektar Ackerland gelangten. Dieser - zunächst noch organisch gebundene - Rübenreste-Stickstoff werde im Boden in wasserlöslichen und auswaschungsgefährdeten Nitrat-Stickstoff umgebaut. Wenn die Wurzeln der danach angebauten Kulturpflanzen und der danach angebauten Zwischenfrüchte diese Nitratmengen nicht aufnehmen und verwerten könnten, erfolge eine erhebliche Nitratverlagerung ins Grundwasser.

Laut LBU-Vertreter Niemann haben die 20 deutschen Zuckerfabriken in den letzten Jahrzehnten jeweils jährlich etwa eine Million Tonnen Rübenerde auf jährlich etwa 1.000 Hektar Ackerland verbracht. Trotzdem gebe es kaum Untersuchungen über die Stickstoffgehalte der Rübenschlammerden oder über die Nitratauswaschungen unter diesen Äckern. Es sei deshalb nun rasch und konsequent zu klären, inwieweit die jeweils gemessenen Stickstoffgehalte der von den Zuckerfabriken ausgebrachten Schlämme an Genehmigungsbehörden, Landwirte und Öffentlichkeit mitgeteilt wurden.

Der LBU appelliert nicht nur an die Zuckerfabriken in Niedersachsen sondern in ganz Deutschland, angesichts der unübersehbaren Nitratauswaschungs-Risiken hier volle Transparenz zu gewährleisten. Beispielhaft bemängelt der LBU in einem Dossier den unbefriedigenden und öffentlichkeitsfernen Umgang des Nordzucker-Werks Uelzen und des Landkreises Uelzen mit dieser Problematik.


weitere Informationen:
www.lbu-niedersachsen.de
Unser Selbstverständnis als Anwälte der Natur
http://www.lbu-niedersachsen.de/download/Anwaelte_der_Natur.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung, 25.05.2020
Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen e.V.
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
E-Mail: info@lbu-niedersachsen.de
Internet: www.lbu-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2020

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