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INITIATIVE/232: Treffen des Bayerischen Netzwerks Bauernhöfe statt Agrarfabriken (BN)


BUND Naturschutz in Bayern e.V. - München, 20. März 2017

Bayerisches Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken will große Mastställe verhindern und bäuerliche Tierhaltung unterstützen

Vertreter*innen von Bürgerinitiativen gegen Mastställe aus ganz Bayern trafen sich auf Einladung von Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und des BUND Naturschutz (BN) am Wochenende in München zum Erfahrungsaustausch.


Das Netzwerk hat sich zur Aufgabe gemacht, Tierhaltungen in industrieller Größenordnung in Bayern zu verhindern und gleichzeitig Alternativen für bäuerliche Landwirtschaft und Tierhaltung zu unterstützen. Zur Abgrenzung bezieht sich das Netzwerk auf die Vorsorgegrenzwerte des Bundesimmissionsschutzgesetzes, ab denen eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgesehen ist. Dies betrifft Ställe ab 30.000 Mastgeflügelplätzen, 1500 Mastschweinen, 15000 Legehennen, 560 Zuchtsauen oder 600 Milchkühen.

Änderungen im Baugesetzbuch seien überfällig, denn Gemeinden haben nach wie vor zu wenige Möglichkeiten, von der Bevölkerung ungewollte Ställe in ihrem Gemeindegebiet zu verhindern. Die Einführung von Größenobergrenzen für Ställe und eine flächengebundene Tierhaltung, um Überdüngung mit Gülle zu verhindern, waren explizite Forderungen der Teilnehmer*innen.

Auch die Tierhaltungsverordnungen müssten nachgebessert werden. Freiwilligkeit alleine helfe nicht weiter, waren sich die Initiativen einig, und forderten eine verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch nach dem Prinzip der Kennzeichnung von Eiern, um klare Einkaufsentscheidungen fällen zu können.

Bei dem Treffen stellte ein Landwirt aus dem Landkreis Aichach-Friedberg ein artgerechtes konventionelles Schweinemastprojekt mit Strohaufstallung und Auslauf vor, für das er noch die Kooperation mit regionalen Metzgern sucht. Zwei Bauern der "Erzeugergemeinschaft Süd für besonders artgerechte und umweltschonende Tierhaltung" konnten aufzeigen, dass durch den Zusammenschluss lukrative Vermarktungsmöglichkeiten für die Landwirte aufgebaut werden. So konnte für Schweinefleisch ein dauerhafter Preisaufschlag von 40 Cent/kg über dem jeweilig aktuellen Marktpreis mit dem Lebensmitteleinzelhandel ausgehandelt werden. Als Produktionskriterien brauchen die Betriebe eine Zertifizierung nach den Kriterien von Neuland, Premiumstufe des deutschen Tierschutzbundes oder eine Biozertifizierung. Vorgestellt wurden bei dem Seminar auch die Vorschläge AG Tierwohl der Verbraucherkommission Bayern am Bayerischen Umweltministerium sowie die Erfolge bei der Umsetzung des Tierschutzplans Niedersachsen. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion mit Landtagsabgeordneten von SPD, Grünen und Freien Wählern -die CSU hatte keine Vertretung entsendet - zeigten sich Rosi Steinberger von den Grünen und Herbert Woerlein von der SPD entschlossen, weiterhin für mehr Tierschutz und die Unterstützung kleinerer bäuerlicher Betriebe in Bayern einzutreten. Leopold Herz von den Freien Wählern plädierte für bessere kartellrechtliche Möglichkeiten, um Erzeuger gegenüber der Handelsmacht der Lebensmittelkonzerne besserzustellen.

Neben den Bürgerinitiativen (BIs), die sich gegen Neu- und Erweiterungsbauten in ihrer Heimatgemeinde einsetzen, haben sich in neuerer Zeit auch BIs gegründet, die eine Ernährungswende hin zu einem gesünderen Lebensstil mit weniger Fleisch aus besonders artgerechter Tierhaltung voranbringen wollen.

Im Aktionsbündnis artgerechtes München haben sich mittlerweile über 60 Verbände und Organisationen zusammengefunden, die den Münchner Stadtrat dazu bringen möchten, sich für die Erhöhung des Anteils von Fleisch nur noch aus artgerechter Haltung einzusetzen. Im Fokus stehen alle städtischen Empfänge, alle städtischen Einrichtungen, wie z.B. Krankenhäuser und Kultureinrichtungen, sowie allen öffentlichen Veranstaltungen unter städtischer Regie, wie die Auer Dulten, der Christkindlmarkt oder das Oktoberfest. Erste Erfolge wurden über einen Stadtratsbeschluss aus 2016 bereits erzielt.

Das Schutzbündnis Tier und Umwelt aus Landshut wurde 2014 im Zuge der Erweiterung des Schlachthofs von VION gegründet. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, die Bürger*innen sowohl über die Gefahren der mit der Vergrößerung des Schlachtkontingents einhergehenden Faktoren wie mangelhaftem Tierschutz und Ausbeutung der Arbeiter in Schlachtbetrieben als auch über den Zusammenhang zwischen der Größe von Schlachtbetrieben und der Zunahme von Mastbetrieben nicht nur im nördlichen Landkreis Landshut zu informieren. Neben den Problemen des Tierschutzes durch den Bau weiterer Ställe informiert das Bündnis immer wieder über die Verschlechterung der Trinkwasserqualität im Landkreis Landshut durch hohen Düngeranfall, eine Zunahme von multiresistenten Keimen durch den notwendig werdenden hohen Antibiotikaeinsatz in den Ställen und auch über schädliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in Drittländern durch die Nachfrage nach den der dort produzierten meist gentechnisch veränderten Futtermitteln.


https://www.bund-naturschutz.de/uploads/tx_news/PM-028-17-Landesnetzwerk-Bauernhöfe-statt-Agrarfabriken.pdf

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Quelle:
Presseinformation, 20.03.2017
Herausgeber:
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
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Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2017

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