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MELDUNG/035: NABU fordert sofortiges Verbot von Grünlandumbruch (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 5. September 2011

Dauergrünland muss erhalten werden!

Grünlandumbruch auf Niedermoorböden aus Klimaschutzgründen verbieten


Neumünster, 5. September 2011: Wiesen und Weiden werden in Schleswig-Holstein immer seltener. Stattdessen prägen zunehmend Maisäcker und Silograsfelder das Bild unserer Landschaft. Sogar seit dem Inkrafttreten der sogenannten Dauergrünland-Erhaltungsverordnung im Juni 2008 sind dem Land 6.700 ha Dauergrünland verloren gegangen. Vor diesem Hintergrund fordert der NABU ein sofortiges Umbruchverbot.

Den anhaltenden Grünlandverlusten wirkungsvoll entgegen zu treten, gehört nach Auffassung des NABU zu den vordringlichsten ökologischen Notwendigkeiten in unserer Kulturlandschaft. Denn Grünlandschutz ist Umweltschutz - und das unter fast allen wichtigen ökologischen Gesichtspunkten.

Stichwort Klimaschutz

Im Gegensatz zum Acker wirkt Dauergrünland als Senke für das Treibhausgas Kohlendioxid, in dem es je nach Bodenverhältnissen der Atmosphäre 3,7 t bis 22 t CO2 pro Hektar und Jahr entzieht. Wird aber Grünland zu Acker umgebrochen, werden jährlich mindestens 10 t CO2 pro Hektar emittiert. Ganz besonders klimaschädlich ist die weit verbreitete Umwandlung von Grünland zu Maisäckern auf moorigen Niederungsböden, bei dem jedes Jahr nach dem Umbruch 30 t bis über 50 t CO2 pro Hektar durch Abbau der organischen Moorbodensubstanz freigesetzt werden.

Stichwort biologische Vielfalt

Während auf Äckern mittlerweile kaum noch Insekten, Amphibien oder Vögel zu finden sind, bilden selbst gedüngte und intensiv beweidete Koppeln Lebensraum für zahlreiche Arten. Deshalb führt der Grünlandrückgang zum Artenschwund. So nehmen beispielsweise nicht nur die Bestände von Kiebitz und Feldlerche rapide ab - sogar die Zahl der Stare (die sich ihre Nahrung hauptsächlich auf Viehweiden suchen) geht deutlich zurück.

Stichwort Grundwasserschutz

Mit seiner dichten Grasnarbe bindet Dauergrünland viel Stickstoff, so dass selbst bei intensiver Düngung verhältnismäßig wenig Nitrat in Richtung Grundwasser ausgewaschen wird. Doch beim Umbruch werden schlagartig große Mengen Stickstoff frei und gefährden als Nitrat die Trinkwasserreserven.

Stichwort Gewässerschutz

Eine dichte, dauerhafte Grasdecke hält den Boden optimal fest. In der Agrarlandschaft ist Grünland der beste Schutz gegen Erosion und damit gegen Nährstoffabschwemmung in Richtung Seen und Bäche. Die von den Feldern ausgehenden Düngemitteleinträge in die Gewässer ist maßgebliche Ursache für die Überdüngung der Meere und stellt damit eines der größten Umweltprobleme unseres Landes dar.

Die negativen Auswirkungen des Grünlandumbruchs zeigen sich auf Niedermoorböden besonders extrem. Die dadurch ausgelöste immense CO2-Freisetzung darf aus Klimaschutzerfordernissen nicht länger toleriert werden. Deshalb fordert der NABU für Niedermoorstandorte ein sofortiges und ausnahmsloses Umbruchsverbot.


NABU fordert Grünlanderhaltungsprogramm

Darüber hinaus sollte die Landesregierung mit dem Ziel, die Verluste an Dauergrünland aufzuhalten und vor allem in Gewässernähe und Hanglagen wieder Grünland zur Abpufferung der Nährstoffeinträge zu etablieren, ein Grünlanderhaltungsprogramm mit effektiven Fördermaßnahmen auflegen. Denn die Dauergrünland-Erhaltungsverordnung hat nichtausreichend Wirkung gezeigt, zumal bei Verstoß die Sanktion nur im Verlust von EU-Prämiengeldern besteht. Weil der für eine Biogasanlage vorgesehene Maisacker in der Regel lukrativer als der Bezug der Grünlandflächenprämie ist, gliedern Landwirte Grünland nicht selten aus ihrem Betrieb wirtschaftlich aus und verpachten sie an Agrogasgesellschaften, die diese Koppeln nicht als Landwirtschaftsfläche anmelden und damit auf die Prämie verzichten, sie dafür aber unbeschadet zum Energiemaisacker umbrechen dürfen.

Im Internet mit weiteren Hintergründen zu finden unter www.NABU-SH.de

NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" - www.gartenvoegel-sh.de


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Quelle:
Presseinformation, 5. September 2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2011