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MELDUNG/079: Schutz und Pflege von Feldrainen im Landkreis Goslar nicht gewährleistet (BUND+NABU Goslar)


BUND und NABU Goslar - Pressemitteilung vom 19. Juni 2012

Schutz und Pflege von Feldrainen im Landkreis Goslar nicht gewährleistet

Goslar. Wer zur Zeit einen Spaziergang durch Feld und Flur im Landkreis Goslar macht, wird an vielen Wegen und Feldrändern auf ähnliche Bilder stoßen - gemähter "Rasen", und das mitten in der freien Natur.

Sollten Sie Ihren Hund dabei haben, fällt Ihnen vielleicht etwas ein: Richtig, vom 1. April bis 15. Juli müssen Sie Ihren Hund an der Leine führen, weil die sog. "Brut- und Setzzeit" ist. In dieser Zeit bekommen unsere Wildtiere ihren Nachwuchs. Der soll ungestört aufwachsen können, und deshalb darf ihm von Ihrem Hund nicht nachgestellt werden - daher der Leinenzwang.

Und vielleicht stellen Sie sich dann die Frage, ob sich auch andere in dieser Zeit an ihre Pflichten beim Mähen halten - denn solche Brutstätten und anderen Lebensräume kann ein Häcksler in wenigen Minuten zerstören. Das ist eine berechtigte Frage, die vom Gesetzgeber bereits beantwortet wurde. Denn allein schon die Störung der Brutstätten ist nach § 39 Bundesnaturschutzgesetz zum Schutz der Tiere nicht erlaubt, geschweige denn ihre Zerstörung!

Und so stehen den Naturschützern die Haare zu Berge, wenn sie Zustände sehen, die nur erahnen lassen, wie viele Kitze, Igel, Mäuse u.a. Säugetiere, Vögel, Frösche, Kröten und Lurche, Insekten, Schnecken usw. zerhäckselt worden sind.

Ein aktuelles und extremes Beispiel zeigt das anliegende Foto. Hier wurde ein Grünstreifen mit einer Länge von 400 m und einer Breite von etwa 5 m zwischen Feld und Wald gemäht. Diese Übergangsstrukturen weisen nicht nur eine hohe Artenvielfalt auf, sondern bieten einen besonderen Lebensraum, der von vielen Tieren aufgesucht wird.

Foto: © Knut Haverkamp

Foto: © Knut Haverkamp

Nicht selten lassen sich in solchen Grünstreifen Rehkitze finden, die wegen ihrer vererbten Überlebensstrategie liegen bleiben und sich nicht rühren, selbst wenn man direkt davor steht - oder eben mit dem Häcksler darüber fährt.

Den Naturschützern ist klar, dass es einzelne Situationen geben kann, in denen ein Streifen gemäht werden muss, sei es aus Verkehrssicherungsgründen oder um bestimmte Pflanzenarten zu verdrängen. Aber das Ausmaß, das derzeit in Feld und Flur zu beobachten ist, lässt eher einen sportlichen Wettkampf vermuten, in dem ermittelt werden soll, wer wohl die meisten Feldraine beseitigen kann.

Wir appellieren deshalb dringend an die Vernunft der Landwirte, die beschriebenen ungesetzlichen Praktiken zukünftig zu unterlassen.

Die Landwirte und Jäger, aber auch alle anderen Grundeigentümer und die Kommunen haben eine große Verantwortung der Tierwelt gegenüber. Zahlreiche schwarze Schafe werden dieser Verantwortung aber leider nicht gerecht und töten nicht nur sinnlos Tiere, sondern gefährden die Artenvielfalt.

Eine ganz eigene Variante der Feldrainzerstörung lässt sich derzeit in Jerstedt beobachten. Dort ist mal wieder Gärsubstrat ausgetreten und mehrere hundert Meter weit geflossen. Dabei wurden selbstverständlich nicht nur Wege, sondern auch deren Raine überflutet. Aufgrund mangelhafter Reinigungsarbeiten hat sich dort nunmehr eine Art teerähnliche Kruste gebildet, die die Erdoberfläche komplett versiegelt (siehe Foto). Wir sind gespannt, ob es dem Betreiber wie auch den beteiligten Behörden gelingen wird, dort für einen ausreichenden Natur- und Grundwasserschutz zu sorgen.

Foto: © Knut Haverkamp

Foto: © Knut Haverkamp

Quelle:
Pressemitteilung, 19.06.2012
Herausgeber: Kreisgeschäftsstellen BUND und NABU
Petersilienstr. 23, 38640 Goslar
Tel.: 0 53 21/4 69 60 75, Fax: 0 53 21/2 05 77


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2012