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MELDUNG/285: Mehr Gewässer- und Naturschutz ist möglich mit Ökologischem Landbau (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Kiel, 5. April 2017

Mehr Gewässer- und Naturschutz ist möglich: mit Ökologischem Landbau


Auf einer Podiumsdiskussion am 4. April auf dem Hof Sophienlust hat das Aktionsbündnis Naturschutz und Ökolandbau Schleswig-Holstein mit Politiker*innen der Landtagsfraktionen über mehr Gewässer- und Naturschutz diskutiert. Das Aktionsbündnis aus Naturschutz- und Ökolandbauverbänden betonte insbesondere die Rolle, die der Ökolandbau beim Schutz von Gewässern und der Artenvielfalt hat. Die Verbände forderten eine Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik, die mehr Anreize für naturverträgliches Wirtschaften setzt und vor allem die genannten Gemeinwohlleistungen der Landwirt*innen honoriere.

"Seit Jahren verfehlen wir die nationalen Ziele und die Vorgaben der EU beim Schutz von Natur und Umwelt. Egal ob beim Schutz der Artenvielfalt oder der Nährstoffbelastung der Gewässer und Meere. Währenddessen muss ein Landwirt nach dem anderen aufgeben", fasst BUND-Landesgeschäftsführer Ole Eggers die Lage der Landwirtschaft zusammen. "Insbesondere in Schleswig-Holstein können wir mit der hohen Belastung der Grund- und Oberflächengewässer durch Nitrat und Pflanzenschutzmitteln sowie dem anhaltenden Höfesterben direkt sehen, dass die EU-Agrarpolitik auf ganzer Linie versagt," so Eggers weiter.

Um diese Problematik anzugehen, haben sich im Aktionsbündnis Naturschutz und Ökolandbau Schleswig-Holstein Verbände aus dem Naturschutz und dem Ökolandbau zusammengeschlossen. Bioland, Biopark, BUND, Demeter, DVL, LNV, NABU, Naturland und WWF wollen sich in Schleswig-Holstein gemeinsam für eine Änderung der Agrarpolitik einsetzen und haben nun ein erstes gemeinsames Positionspapier verfasst.

"Ökologie und Ökonomie müssen kein Widerspruch sein. Der ökologische Landbau zeigt dies tagtäglich - er erbringt nachweislich nennenswerte Leistungen für Natur und Umwelt und sichert den Landwirten ein angemessenes Einkommen", erläutert Dr. Peter Boysen, Vorsitzender der Landesvereinigung Ökologischer Landbau in Schleswig-Holstein und Hamburg. "Mit geeigneten Agrarumweltprogrammen für Ökobetriebe können wir sogar noch mehr leisten. Kurzfristig muss es vor allem mehr Finanzmittel für die Umstellung auf Ökolandbau sowie den Ausbau geeigneter Agrarumweltmaßnahmen zum Schutz von Gewässern und der Biodiversität geben", so Boysen weiter.

"Letztlich brauchen wir aber einen Umbau der gesamten EU-Agrarförderung. Die Zeit der Gießkanne ist vorbei", ergänzt Michael Ott, Geschäftsführer des Landesnaturschutzverbandes Schleswig-Holstein. "Wir brauchen eine gezielte Honorierung der Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft - öffentliches Geld für öffentliche Leistungen. Dabei muss gerade der Ökologische Landbau aufgrund seiner Leistungen eine zentrale Rolle spielen. Anstatt Ausgleichszahlungen müssen wir in Zukunft auf Anreize setzen, die alle Landwirte belohnen, die umweltschonend und tiergerecht produzieren", so Ott abschließend.

Podiumsteilnehmer Roman Kaak, Geschäftsführer vom Verband der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW) bestätigt: "Mit der stärkeren Förderung der Ökologischen Landwirtschaft würde die Regierung gleichzeitig wirksamen Gewässerschutz betreiben."

Raute

Gemeinsames Positionspapier der Verbände

Ökolandbau und Naturschutz gehen zusammen
Natur- und Wasserschutz durch ökologischen Landbau

Die Ziele und Vorgaben der EU hinsichtlich des Schutzes von Natur und Umwelt werden seit Jahren weitgehend verfehlt. In Schleswig-Holstein betrifft dies besonders gravierend den Verlust an Biodiversität sowie bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie insbesondere die Belastung des Grund- und Oberflächenwassers mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln.

Der Ökologische Landbau, dessen Wirtschaftsweise durch die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung sowie der Richtlinien der Anbauverbände geregelt und kontrolliert wird, erbringt für Umwelt und Natur bereits nachweisbar nennenswerte Leistungen und versteht sich als Partner des Naturschutzes. Dies gilt umso mehr, wenn zusätzlich spezielle Agrarumweltmaßnahmen umgesetzt werden, die sich vielfach vergleichsweise einfach in die ökologische Wirtschaftsweise integrieren lassen. Für den Bereich des Dauergrünlandes stehen hierbei jedoch die aktuellen Förderbedingungen insbesondere dem Erhalt und der Entwicklung besonders strukturreicher Extensivweideflächen entgegen.

Die unterzeichnenden Verbände fordern deshalb, in Schleswig-Holstein noch in der laufenden EU-Förderperiode 2014-2020 verstärkte Anstrengungen in den folgenden Bereichen vorzunehmen:

1. Umschichtung von Finanzmitteln aus der ersten in die zweite Säule im Rahmen der Modulation zur Erhöhung der Umstellungs- und Beibehaltungsprämie im Ökologischen Landbau sowie zur Sicherung und Ausweitung des Budgets für zielgerichtete Agrarumweltmaßnahmen, vor allem zur Stärkung des Biotopverbundsystems und zum Schutz der Oberflächengewässer und des Grundwassers vor Nährstoffeinträgen.

2. Sicherstellung der Prämienberechtigung (1. und 2. Säule) extensiv durch Beweidung genutzter, strukturreicher Dauergrünlandflächen auch bei Dominanz von Pflanzenarten, die nicht zu den herkömmlichen Arten des Wirtschaftsgrünlandes zählen.

3. Die öffentliche Beschaffung sollte beim Einsatz regionaler Bio-Lebensmittel Vorbild sein. Die gilt besonders für öffentliche Verpflegungseinrichtungen und Veranstaltungen.

4. Verbindliche Aufnahme des Lernstoffes "Ökologische Landwirtschaft" inklusive deren Auswirkungen auf den Naturhaushalt in der landwirtschaftlichen Ausbildung (Landwirtschafts-, Berufs-, Fach- und Hochschulen).

Zur Umsetzung der v. g. Ziele bedarf es dringend einer fundamentalen Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik. Das bisherige System der Ausgleichszahlungen muss so umgebaut werden, dass ökologische Leistungen wie z. B. Förderung der Biodiversität oder des Grundwasserschutzes nach dem Prinzip "öffentliches Geld für öffentliche Leistungen" vorrangig honoriert werden. Dem Ökologischen Landbau sollte hierbei aufgrund seiner Basisleistungen eine zentrale Rolle beigemessen werden.

Aktionsbündnis Naturschutz & Ökolandbau SH,
c/o Landesvereinigung Ökologischer Landbau SH und HH (LVÖ)
Grüner Kamp 15-17, 24768 Rendsburg,
Tel. 04331/9438-173, Fax 04331/9438-177

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Quelle:
Presseinformation, 05.04.2017
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lorentzendamm Nr. 16, 24103 Kiel
Tel.: 0431/66060-0, Fax: 0431/66060-33
E-mail: bund-sh@bund-sh.de
Internet: www.bund-sh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2017

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