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MASSNAHMEN/114: Tagung zu Folgen des Klimawandels für die deutsche Landwirtschaft (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 339 - Dezember 2010
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Temperaturen rauf - Ertrag runter
LVM-Tagung zu Folgen des Klimawandels für die deutsche Landwirtschaft

Von Christiane Hinck


Um Klimarisiken für die deutsche Landwirtschaft und Schutzmaßnahmen dagegen drehte sich am 2. November eine Tagung, zu der der Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster (LVM) Wissenschaft und Politik eingeladen hatte. Nachdem Meterologe Sven Plöger und Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung den aktuellen Stand der Klimaforschung vorgetragen hatten, berichtete Hansgeorg Schönberger, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens N.U. Agrar, über praktische Möglichkeiten, den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Er hob die Bedeutung der Bodengesundheit hervor, da durch Bodenverdichtung große Mengen Lachgas und Methan freigesetzt würden. Der Bundestagsabgeordnete Franz-Josef Holzenkamp (CDU) sagte in seinem Vortrag: "Klimaschutz ist eine globale Angelegenheit. Einzelstaatliche Maßnahmen bringen uns recht wenig" Stattdessen nannte er als Lösungsansatz Effizienzsteigerung durch rationalisierte Betriebe. Friedrich Ostendorff (Die Grünen) dagegen plädierte für eine extensive Landwirtschaft. Dazu müssten die Zahlungen der ersten Säule an Klimaschutzmaßnahmen geknüpft werden. Er kritisierte, Emissionen aus Futtermittelimporten würden in der Diskussion oft ausgeklammert. Der Unterschied zum konventionellen schneller an Veränderungen anpasse. Agrarministerin Ilse Aigner blieb bei einem "Weiter so" für die europäische Landwirtschaft. Im Gegensatz zu Ostendorff unterstützte sie eine "starke erste Säule" ohne Bindung an Klimaschutzmaßnahmen, da diese Zahlungen, so Aigner, eine Grundabsicherung darstellten. Als Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung im Agrarsektor nannte sie ein Förderprogramm zur Steigerung der Energieeffizienz in Land- und Gartenwirtschaft und die Absicht, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2050 auf 80 Prozent zu heben. Für diese Steigerung übertrug sie der Landwirtschaft die Hauptverantwortung. In der Podiumsdiskussion ging es um die Frage, wo bei der Risikoabsicherung anzusetzen sei. Der Geschäftsführer des LVM, Ulrich Grein-Kuczewski, betonte, dass die Landwirtschaft eine Mehrgefahrenversicherung innerhalb der Ernteversicherung nicht allein leisten könne. Darüber würde in Brüssel und Berlin bereits diskutiert. Angesichts der Diskussion über die Fortschrittlichkeit von Festmist wich die Ministerin mit der Bitte um Wissenschaftlichkeit aus. Lotze-Campen sprach sich gegen die Festlegung auf bestimmte landwirtschaftliche Verfahren aus. Er schlug vor, Verbraucher durch eine Emissionssteuer auf landwirtschaftliche Produkte zu beteiligen.

Deutlich wurde durch die Beiträge, dass die Landwirtschaft Opfer des Klimawandels, aber auch Mitverursacher und damit potentieller Klimaschützer ist. Laut einer Bioland-Studie vom Januar diesen Jahres trug sie einen Anteil von mindestens 13 Prozent an den Gesamtemissionen Deutschlands - einschließlich der Düngemittelproduktion, jedoch ohne Futtermittelimporte.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 339 - Dezember 2010, S. 19
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft -
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Januar 2011