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MARKT/064: Kritik an Zustimmung der EU-Kommission zur Fusion von ChemChina und Syngenta (FUE)


Forum Umwelt & Entwicklung - Pressemitteilung vom 5. April 2017

Warnung vor Giganten-Hochzeiten:
Zivilgesellschaft kritisiert Zustimmung der EU-Kommission zur Fusion ChemChina und Syngenta


Deutsche NGOs kritisieren entschieden die heutige Zustimmung der EU-Wettbewerbsrechtkommissarin Margrethe Vestager zur Mega-Fusion des chinesischen Chemiekonzerns ChemChina mit dem Schweizer Saatgut- und Chemiekonzern Syngenta. Sie stellen sich damit gegen eine Reihe von Mega-Fusionen im Agrar- und Pestizidmarkt. Erst vor 9 Tagen hatte die EU der Fusion von Dow und DuPont grünes Licht gegeben. Zudem will Bayer den Konzern Monsanto übernehmen.

"Es muss ein Ende der Giganten-Hochzeiten geben. Kaum ein Markt ist jetzt schon so konzentriert wie der globale Saatgut- und Pestizidmarkt. Von Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung haben in den letzten Jahrzehnten nur die großen Akteure des weltweiten Agribusiness profitiert. Schon heute kontrollieren die großen sechs Konzerne- Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont, Dow und BASF - rund 70 Prozent des globalen Agrarchemiemarktes und über 60 Prozent des Saatgutmarktes. Die Konzentration geht auf Kosten der Menschen und der Umwelt", sagt Jürgen Maier, Geschäftsführer vom Forum Umwelt und Entwicklung.

Die beiden Unternehmen, die heute Mittag die Zustimmung durch die EU-Wettbewerbskommissarin erhielten, werden mit Bayer-Monsanto um den Platz des weltgrößten Agrarchemiekonzerns streiten. Weltweit kontrolliert Syngenta 20 Prozent des Pestizidmarktes, innerhalb der EU sind es sogar 24,4 Prozent. Die Schweizer sind zudem für ihr Angebot gentechnisch veränderten Saatgutes bekannt. Der Käufer ChemChina ist in der EU noch wenig bekannt, verkauft aber über seine Tochterfirma Adama heute schon fast 7 Prozent aller Pestizide in Europa.

"Die immer größer werdenden Konzerne bauen ihre Machtposition gegenüber kleineren Unternehmen, Bauern, Arbeitern und Züchtern weltweit aus. Besonders verheerend sind die Folgen in Entwicklungsländern. Eine Verschärfung der Fusions- und Missbrauchskontrolle ist unerlässlich, um die Macht der Konzerne zu begrenzen", sagt Lena Michelsen vom INKOTA-netzwerk.

Jutta Sundermann von Aktion Agrar ergänzt: "Die Macht der Agrarkonzerne hat durch ihren Fokus auf Monokulturen und industrialisierte Landwirtschaft weitgehende Folgen für Menschen und Umwelt. Ihre Macht nutzen sie auch, um politische Prozesse zu beeinflussen, und schaden damit der Demokratie. Es ist an der Zeit, Wettbewerbsrecht neu zu diskutieren - solche Fusionen dürfen nicht mehr erlaubt werden. Schon die bisherigen Konzerne sind zu groß und müssen entflochten werden können."

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Quelle:
Pressemitteilung, 05.04.2017
Herausgeber: Forum Umwelt & Entwicklung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2017

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