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WALD/164: BUND Thüringen kritisiert Flickschusterei bei Umsetzung des 25.000 ha Ziel im Wald (BUND TH)


BUND Landesverband Thüringen e.V. - Erfurt,09.02.2011

BUND Thüringen kritisiert Flickschusterei bei Umsetzung des 25.000 ha Ziel im Wald


Erfurt. Der BUND Thüringen hat das Konzept des Umweltministeriums zur Herausnahme von 25.000 ha Landeswald aus der forstlichen Nutzung scharf kritisiert. Der Verband fordert, zusammenhängende Waldflächen aus der Nutzung zu nehmen, statt Kleinstflächen auf zu summieren. "Das ist kein Konzept, das ist Flickschusterei", erklärte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen zu den Vorstellungen des Umweltministeriums. "Wenn Umweltminister Reinholz ernsthaft Einzelbäume in die Gesamtbilanz des 25.000 ha-Ziels einberechnen will, verliert das Gesamtkonzept seine Glaubwürdigkeit". Nach Angaben von Vogel sind viele Waldarten auf eine vom Menschen unbeeinflusste Waldentwicklung angewiesen, in der alle Waldstadien repräsentiert sind. Im Wirtschaftswald fehle das spezifische Flächenmosaik aus dynamisch wechselnden Waldstadien, welches vor allem für sog. Urwaldarten die Nischen zum Überleben bietet. Als Beispiel nannte Vogel die Hohltaube, welche in Kolonien in alten Baumhöhlen brüte und dazu ganze Gruppen absterbender Bäume benötige. Auch Arten wie Wildkatze, Bechsteinfledermaus oder Todholz bewohnende Insekten oder Pilzarten seien auf entsprechende Waldgebiete als "Urwälder von Morgen angewiesen.

Nach Angaben des BUND Thüringen besteht noch ein Bedarf von ca. 15.000 ha nutzungsfreier Waldfläche, um das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel glaubwürdig um zusetzen. Aus Sicht des Verbandes seien dafür alte Buchenwälder im Vorderen Thüringer Wald bzw. rund um das Vessertal besonders geeignet. Dabei handele es sich ausschließlich um Staatswaldflächen. Den Verweis des Umweltministeriums auf die notwendige Berücksichtigung der wirtschaftlichen Interessen der Holzindustrie bei der Umsetzung des Konzeptes wies Vogel als unbegründet zurück: "Der Holzindustrie stehen in Thüringen mehr als eine halbe Million ha Waldfläche zur Nutzung zur Verfügung", erklärte Vogel. "Außerdem hat das Umweltministerium gemeinsam mit der Holzindustrie ein Projekt zur Privatwaldmobilisierung initiiert. Dabei sollen bis zu 100.000 ha Privatwald, welche bisher ungenutzt sind, wieder in eine forstliche Bewirtschaftung gebracht werden. Vor diesem Hintergrund fallen 15.000 ha nutzungsfreie Waldfläche für den Arten- und Biotopschutz nicht ins Gewicht."

Auch angebliche Einbußen in der Landeskasse durch entgangene Erlöse aus dem Holzverkauf ließ Vogel als Argument gegen den Verzicht auf Holznutzung im Staatswald nicht gelten. "Bei der geplanten Umwandlung der Landesforstverwaltung in eine Anstalt öffentlichen Rechts sind für den Betrieb dieser Anstalt Zuführungen in zweistelliger Millionenhöhe aus dem Landeshaushalt vorgesehen. Das zeigt, dass die forstliche Bewirtschaftung im Zweifelsfall den Steuerzahler mehr Geld kostet als sie einbringt."

Der BUND Thüringen forderte das Umweltministerium auf, zur Umsetzung des 25.000 ha-Ziels ein Konzept für die Ausweisung eines weiteren Buchenwald-Nationalparks mit einer Mindestgröße von 10.000 ha in Thüringen vor zu legen.


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Quelle:
Presseinformation, 09.02.2011
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Thüringen / Landesgeschäftsstelle
Trommsdorffstr. 5, 99084 Erfurt
Tel.: 0361/555 03 10, Fax: 0361/555 03 19
Internet: www.bund-thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2011