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FORSCHUNG/331: Biologische Vielfalt unter Beobachtung - Meeres-Monitoring gestartet (BfN)


Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Pressemitteilung - Bonn, 28. Juni 2013

Naturschutz/Artenschutz/Meere

Biologische Vielfalt im Meer unter Beobachtung:
- Meeres-Monitoring gestartet
- Neuer Kurzfilm im Netz



Vilm/Bonn, 28. Juni 2013: Im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) sind Meeresbiologen auch in diesem Sommer wieder für die Erforschung der biologischen Vielfalt in Nord- und Ostsee unterwegs. Wenn also viele Urlauber für die langersehnten Ferien ans Meer reisen, beginnt für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Arbeit auf und in den Meeren. Hauptaufgabe ist die systematische und langfristige Beobachtung mariner Ökosysteme, die als Meeresmonitoring bezeichnet wird. In der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone, also in der Zone zwischen 12 und 200 Seemeilen, ist dieses Monitoring eine der Kernaufgaben des BfN.

"Das Meeresmonitoring liefert uns wichtige Grundlagen, um daraus die notwendigen Erhaltungs- oder Schutzmaßnahmen bedrohter Arten und Lebensräume abzuleiten. Mit seiner Hilfe können Veränderungen rechtzeitig erkannt, menschliche Eingriffe bewertet und entsprechende Management-Maßnahmen veranlasst werden - eine wichtige Aufgabe unseres Bundesamtes", sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

Zur Durchführung der Monitoring-Programme vergibt das BfN Aufträge an renommierte Meeresforschungsinstitute. Die Unterwasserwelt ist noch immer für den Menschen schwer zugänglich und vieles auch direkt vor der Küste noch nicht bekannt. Deshalb kartieren zurzeit Wissenschaftler/innen die Unterwasserhabitate und Arten der deutschen Meeresgebiete - eine viel aufwändigere Aufgabe als an Land.

So findet bis 30. Juni die zweite diesjährige Forschungsfahrt des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz statt. Aufgabe ist die Überwachung des Zustands der benthischen Lebensräume zwischen Flensburger Förde und Usedom.

Die kontinuierliche Beobachtung besonders schützenswerter Lebensraumtypen wie z.B. "Sandbänke" und "Riffe" wurde bereits im Jahr 2009 gestartet. Zusätzlich bildet in diesem Jahr die Basisaufnahme der Grobsubstrate einen diesjährigen Arbeitsschwerpunkt. Grobsande und Kiese bilden den Lebensraum für eine hoch spezialisierte Gemeinschaft, die insbesondere durch die Rohstoffgewinnung auf See und die Folgen der Eutrophierung (Verschlickung) gefährdet ist. Aufgrund der Seltenheit und der starken anthropogenen Belastung gelten solche Grobsubstrate als gefährdet und sind gesetzlich geschützt. Doch auch über die weit verbreiteten Biotope am Meeresboden wissen wir vergleichsweise wenig, deshalb findet in diesem Jahr zusätzlich auch noch eine intensive Basisaufnahme der vorherrschenden Biotope statt.

Von ihren Forschungsschiffen aus setzen die Meeresbiologen zur Erfassung der Bodenlebewesen zum einen klassische Untersuchungsmethoden mit Backengreifern und Dredgen (Schleppnetze) ein. Insbesondere in empfindlichen Gebieten werden aber auch visuelle Methoden angewandt, wie z.B. der Einsatz von Unterwasser-Schleppkameras und Forschungstauchern.

In diesem Jahr kommt noch eine besonders schwierige Aufgabe hinzu: die Untersuchung der küstenfernen Großalgen-Bestände im Fehmarnbelt. Dazu wird das Team des Forschungsschiffes durch Forschungstaucher mit Spezialkenntnissen unterstützt. Meeresalgen wie der Blutrote Meerampfer und der Zuckertang bilden auf den größeren und kleineren Steinen im Fehmarnbelt teils noch in 16m Tiefe dichte Bestände. Sie bieten schützenswerten Lebensraum für eine vielfältige und für die deutsche Ostseeküste einzigartige Lebensgemeinschaft und bilden die Kinderstube für zahlreiche Fischarten.

EU-Richtlinien und internationale Konventionen wie z.B. das Helsinki-Übereinkommen in der Ostsee verpflichten Deutschland zu regelmäßiger Berichterstattung über den Zustand von Arten und Lebensräumen im Meer. Auch zur Erfüllung dieser Berichtspflichten ist das Meeresmonitoring eine wichtige Voraussetzung.

Das BfN veröffentlicht zum Thema biologisches Meeresmonitoring einen Kurzfilm von rund 3min Länge, der ab 28.06.2013 auf den Websites des BfN www.bfn.de und www.habitatmare.de zu finden ist. Auch am Tag der Offenen Tür des BfN in Bonn am 14.07.2013 können sich Interessierte diesen und weitere Meeresclips an einem Informationsstand des Fachgebietes Meeres- und Küstennaturschutz ansehen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 28.06.2013
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Tel.: 0228/8491-1034, Fax: 0228/8491-1039
Internet: www.bfn.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2013