Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei - 15.04.2025 15:47
Konzept für ein Nationales Biodiversitätsmonitoring im Wald vorgelegt
Deutschlands Wälder sind reich an Arten, Lebensräumen und genetischer Vielfalt. Wie groß dieser Reichtum ist und wie er sich entwickelt, wird bisher nur unzureichend erfasst. 25 Autorinnen und Autoren aus 17 Institutionen und Verbänden schlagen deshalb ein neuartiges Monitoring vor. Es soll Daten aus bestehenden Erhebungen integrieren, die Waldbewirtschaftung einbeziehen und so Aussagen zur Biodiversität im Wald ermöglichen.
Eberswalde (15. April 2025). 25 Autorinnen und Autoren aus 17 Organisationen und Verbänden haben drei Jahre lang daran gearbeitet - am heutigen Mittwoch legen sie ihren Vorschlag für ein Nationales Monitoring der biologischen Vielfalt im Wald (NaBioWald) vor. Koordiniert wurde das Projekt vom Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde.
Die Verfasserinnen und Verfasser aus Bundes- und Landeseinrichtungen in den Bereichen Forst und Naturschutz, von Fachverbänden, Universitäten und Hochschulen schlagen als neue Form der Waldbeobachtung ein integratives Monitoring vor. Es setzt sich zusammen aus einem deutschlandweiten, repräsentativen Lebensraum-Monitoring zu Status und Entwicklung der Waldbiodiversität und einem Monitoring zum Einfluss der Waldbewirtschaftung sowie weiteren Einflussgrößen auf die Biodiversität. Als wichtige Elemente der Waldbiodiversität wurden dafür sechs Artengruppen ausgewählt: Gefäßpflanzen, Moose und Flechten, Vögel, Fledermäuse, Insekten und Spinnen sowie Bodenorganismen. Zudem wird empfohlen, genetische Untersuchungen zur innerartlichen Variation bei fünf Arten der Gefäßpflanzen und Insekten vorzunehmen. "Wälder sind unverzichtbare Lebensräume für Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen. Sie gewährleisten zahlreiche Ökosystemleistungen, die Grundlage für unsere Lebensqualität sind. So tragen Wälder beispielsweise wesentlich zum Klimaschutz bei. Genetische Vielfalt und Artenreichtum sind eine wichtige Basis all dessen. Deren Eigenwert und Schönheit sind Grund genug, die Biodiversität im Wald zu schützen und zu entwickeln. Ohne sie können sich unsere Wälder auch nicht erfolgreich an den Klimawandel anpassen", unterstreicht Prof. Dr. Birgit Kleinschmit, Präsidentin des Thünen-Instituts, die Bedeutung des neuen Monitoring-Konzepts.
Das Lebensraum-Monitoring nutzt als prägendes Kennzeichen die
Beziehungen zwischen der Diversität einiger ausgewählter Artengruppen
und der Waldstruktur. Das Verfahren orientiert sich an der
Bundeswaldinventur (BWI) mit ihren bundesweit 80.000
Stichprobenpunkten. Für das Lebensraum-Monitoring wird nun auf
tausenden Monitoringflächen die Waldstruktur erhoben und dann auf die
BWI-Punkte hochgerechnet. Zusammen mit der künftig geplanten Nutzung
von Fernerkundungsverfahren können so der Status quo sowie die
Entwicklung der Waldbiodiversität seit der ersten BWI im Jahre 1987
repräsentativ für ganz Deutschland bewertet werden.
Zusätzlich soll künftig auch der Management-Index ForMIX für die
Intensität der Waldbewirtschaftung genutzt werden. Er berücksichtigt
die Baumartenzusammensetzung, die Baumentnahme, die
Totholzverfügbarkeit und die Bestandsreife. Damit können aktuelle,
aber auch vergangene Einflüsse der Waldbewirtschaftung auf die
Entwicklung der Biodiversität erfasst werden. "Das hilft allen mit dem
Wald Beschäftigten, nicht nur Berichtspflichten auf nationaler und
europäischer Ebene zur Biodiversität und Wiederherstellung der Natur
zu erfüllen. Wir können beispielsweise auch ein
biodiversitätsförderndes Waldmanagement entwickeln und zeigen, dass
Waldbewirtschaftung und Biodiversitätsschutz kein Widerspruch sind",
sagt Prof. Dr. Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts für
Waldökosysteme.
NaBioWald wird bisherige und geplante Walderhebungen umfangreich einbeziehen. Genutzt werden die Daten der Bundeswaldinventur (BWI), der Bodenzustandserhebung (BZE), der Waldzustandserhebung (WZE), des Intensiven Forstlichen Umweltmonitorings Level II und des Naturwaldreservate-Monitorings. Zudem sollen naturschutzfachliche Erhebungen wie Vogelmonitoring, Ökosystem-Monitoring und Insektenmonitoring einbezogen werden. Durch die so geschaffenen Synergien wird das vorgeschlagene Biodiversitätsmonitoring besonders kosteneffizient.
Die Autorengruppe schlägt vor, das Biodiversitätsmonitoring im Wald
als gesetzliche Aufgabe in das Bundeswaldgesetz aufzunehmen. Fachlich
koordiniert werden soll NaBioWald durch das Thünen-Institut in
Partnerschaft mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN). Die bisherige
Steuerungsgruppe soll zu einer Facharbeitsgruppe unter Beteiligung
aller Bundesländer weiterentwickelt werden.
Originalpublikation:
Bolte, A et al (2025): Konzept für ein nationales
Biodiversitätsmonitoring im Wald (NaBioWald), Thünen Working Paper
267, Braunschweig, DOI:10.3220/253-2025-29
Weitere Informationen:
https://nabiowald.thuenen.de/
Projektwebsite NaBioWald
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für
Ländliche Räume, Wald und Fischerei - 15.04.2025 15:47
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 17. April 2025
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