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FREIZEIT/039: Dem Borkenkäfer auf der Spur - WaldWandelWeg Torfhaus (Nationalpark Harz)


Nationalpark Harz - Presse-Information, 9. April 2014

Dem Borkenkäfer auf der Spur

Frühlingsbeginn im Hochharz - WaldWandelWeg Torfhaus ist wieder beschildert



Wernigerode - Torfhaus. Das Wetter macht es schon lange deutlich: der Frühling kommt mit Macht. Und so stellt sich auch der Nationalpark Harz immer mehr auf die bevorstehende Wander- und Freiluftsaison ein. Nun sind auch die hölzernen Infotafeln am WaldWandelWeg nahe Torfhaus wieder aus dem Winterquartier hervorgeholt und an ihrem angestammten Platz aufgestellt worden. Die Besucher können sich bei ihrem Gang rund um das Große Torfhausmoor oder zum Goetheweg wieder über den Wandel der Wälder informieren.

Ulrich Schulze neben einem der WaldWandelWeg-Schilder ('Willkommen auf dem Wald-Wandel-Weg'), im Hintergrund Wald - Foto: © Friedhart Knolle

Nationalpark-Revierförster Ulrich Schulze stellt die WaldWandelWeg-Beschilderung vor
Foto: © Friedhart Knolle

Beim Anblick von Kahlflächen oder toten Bäumen stellen wir uns Fragen: Wie wird der Harzer Wald der Zukunft aussehen? Wie wirken sich der Klimawandel und seine Folgen wie Orkane oder Sommertrockenheit auf das Wachstum der Fichte aus? Wie profitiert der Borkenkäfer davon? Wer sich nachher immer noch nicht ganz sicher ist, wie das nun alles zusammenhängt oder wer vorher noch einen Tipp für einen schönen Rundgang benötigt, der ist herzlich eingeladen, sich im Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus zu informieren.

Schild mit dem Titel 'Was sehen Sie hier auf dem Wald-Wandel-Weg?' und erklärendem Text, dahinter Wald - Foto: © Ingrid Nörenberg

Sachliche Moderation...
Foto: © Ingrid Nörenberg


Wie funktioniert ein natürlicher Wald?

Als Beitrag zur besseren Information über die Zusammenhänge von Werden und Vergehen der Bäume, Klima, Umweltverschmutzung und Borkenkäfern gibt es seit 2009 den WaldWandelWeg am Schubenstein bei Torfhaus. Hier sollen nicht nur die Besucher des Nationalpark-Besucherzentrums TorfHaus, sondern auch alle vorbeikommenden Wanderer dazu angeregt werden, die dynamische Waldentwicklung im "Urwald von morgen" hautnah zu erleben. Das emotional besetzte Thema des Absterbens alter Fichten infolge der Massenvermehrung des Borkenkäfers wird hier sachlich moderiert.

Der Pfad ist ein Gemeinschaftsprojekt - er wurde vom Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus konzipiert, von der Revierförsterei Torfhaus und der Nationalpark-Werkstatt Oderhaus gebaut und mitfinanziert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Auf ca. 180 m Länge werden mittels attraktiv gestalteter Holztafeln Informationen gegeben, die hiesigen Borkenkäferaktivitäten, ihre biologischen Hintergründe, aktuelle Fragen der Borkenkäferentwicklung und der Zukunft des Waldes sowie die Ursachen für diese Entwicklung dargestellt.

Schild mit dem Titel 'Kein Wald ohne Borkenkäfer' und erklärendem Text - Foto: © NBZ TorfHaus

Der Borkenkäfer, ein Teil des Systems...
Foto: © NBZ TorfHaus

Dem "Wind-Sturm" folgt ein "Käfer-Sturm" - so ist es auf einer der Info-Tafeln zu lesen, die Besucher neugierig machen soll. Was verbirgt sich hinter dieser Aussage? Oberhalb von etwa 800 m Höhe befindet sich der natürliche Lebensraum der Fichte. Dem rauen Klima widersteht sie in diesen Höhenlagen. Unterhalb von 800 m wächst sie zwar auch, wird aber zunehmend durch Sommertrockenheit beeinträchtigt. Im Falle eines Windwurfs profitiert der Fichtenborkenkäfer ebenfalls vom milderen Klima der mittleren Höhenlagen. Massenhaft umgeworfene und absterbende Fichten ermöglichen eine sprunghafte Vermehrung des Borkenkäfers. Dieser Vielzahl können sich dann auch viele der stehenden Fichten nicht mehr erwehren. Dem "Wind-Sturm" folgt somit ein "Käfer-Sturm". Aber: "Kein Grund zur Sorge", so Nationalparkleiter Andreas Pusch: "Am Ende steht nicht ein toter Wald, sondern sprießendes Leben aus jungen Fichten, Ebereschen, Weiden und Birken."

Der Weg ist ausgehend vom Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus am Großparkplatz Torfhaus schnell erreichbar, und die Besucher können im Zuge eines Spaziergangs auf dem Rundweg sowohl die Schönheiten des Hochmoors genießen als auch die vitale, ursprüngliche Kraft des Waldes und die Walddynamik erleben.


Naturerlebnispunkt am Quitschenberg

In Ergänzung zum WaldWandelWeg wurde zusätzlich ein weiterer Naturerlebnispunkt eingerichtet. Auf der beliebten Wanderung über den Goetheweg zum Brocken erreichen die Wanderer nach ca. 3,5 km den Quitschenberg. Nach einer starken Borkenkäfer-Massenvermehrung ist hier seit den 1990er Jahren die neue Waldentwicklung in vollem Gang. Gerade die damals nicht aufgearbeiteten Flächen sprießen heute von Ebereschen, Weiden und Fichten - die nachwachsende Waldgeneration prägt zunehmend das Bild. So zeigt sich: Der Borkenkäfer wird nicht der letzte Akteur sein in dem Schauspiel, das die Natur hier in ihrer ganzen Dynamik entfaltet.


Hintergrundinformationen

Nationalpark Harz: Der Nationalpark Harz ist seit 2006 der erste bundesländerübergreifende Nationalpark in Deutschland und gleichzeitig der größte Waldnationalpark Deutschlands. Hier werden auf etwa 250 km² die einheimischen Fichten-, Misch- und Buchenwälder geschützt. Bereits auf etwa 52 % der Fläche gilt das Motto "Natur Natur sein lassen". In manchen Bereichen werden Waldentwicklungsmaßnahmen durchgeführt, um eine naturnahe Entwicklung der ehemaligen Nutzwälder zu unterstützen.

Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus: Das Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus ist eine der zentralen Einrichtungen der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit des Nationalparks Harz. Betrieben wird es vom BUND-Landesverband Niedersachsen in einem Trägerverbund mit der Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz und der Samtgemeinde Oberharz. Der WaldWandelWeg ist ein ausgelagerter Teil der Ausstellung und setzt das Thema Walddynamik im Freiland fort.

DBU: Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt ist die größte europäische Umweltstiftung und hat das Besucherzentrum und den Bau des WaldWandelWeges finanziell gefördert. Die DBU fördert innovative und beispielhafte Projekte aus den Bereichen Umwelttechnik, Umweltforschung/Naturschutz und Umweltkommunikation unter besonderer Berücksichtigung der mittelständischen Wirtschaft. Sitz der Stiftung ist Osnabrück. Kontakt: Deutsche Bundesstiftung Umwelt, An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Tel. 0541/9633-0, Fax 0541/9633-190.

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Quelle:
Pressemitteilung, 09.04.2014
Nationalpark Harz
Abt. Presse, Marketing & Regionalentwicklung
Lindenallee 35, 38855 Wernigerode
Tel. 03943/5502-32
E-Mail: info@nationalpark-harz.de
Internet: www.nationalpark-harz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2014