Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

MELDUNG/039: Regionalkonferenz "Vernetzter Kaiserstuhl - Grüne Wege für Wildkatze & Co" (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 27. April 2012

Gemeinsam für den Biotopverbund

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Baden-Württemberg (BUND), Landesverband und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) haben am heutigen Freitag zusammen mit 100 Teilnehmern der Regionalkonferenz "Vernetzter Kaiserstuhl - Grüne Wege für Wildkatze & Co" in Endingen über die zeitnahe regionale Umsetzung des Biotopverbunds beraten.



Endingen. "Der Biotopverbund ist das wichtigste Mittel, um die Wildkatze in ganz Deutschland wieder heimisch zu machen und vielen anderen wild lebenden Tieren ihre Lebensräume zu sichern" sagt BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß bei der Begrüßung zur Regionalkonferenz "Vernetzter Kaiserstuhl: Grüne Wege für Wildkatze & Co". "Der Generalwildwegeplan muss unter anderem in die Regionalplanung Südlicher Oberrhein integriert werden", so Frieß weiter. Dies sei die Grundlage, um planerisch sicherzustellen, dass seltene und anspruchsvolle Arten wie die Wildkatze sich weiter verbreiten können. Die Regionalkonferenz unter Teilnahme von Vertretern verschiedener Interessengruppen aus Naturschutz, Landwirtschaft, Straßenbau, Jagd und Forstwirtschaft soll zeigen, dass der Aufbau eines interessenübergreifenden Netzwerks zur Realisierung des Generalwildwegeplans führen kann. Die Veranstaltung ist Teil der bundesweiten und internationalen Informations- und Kommunikationskampagne "Biotopvernetzung - Netze des Lebens", die durch das Programm Life+ der EU gefördert wird.

Gisela Splett, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg, sagt in ihrem Grußwort: "Ich freue mich über die heutige Regionalkonferenz, die dazu dient, gemeinsam mit allen Akteuren die Potenziale der Region Kaiserstuhl zur Vernetzung von Lebensräumen am Beispiel der Wildkatze zu erörtern und Lösungsvorschläge zu deren Umsetzung zu erarbeiten. Die drei Fachbereiche Straße, Schiene und Regionalplanung des MVI sind eng mit der Thematik der heutigen Konferenz verbunden. Mir ist es ein großes Anliegen, dass sich das Ministerium mit der Umsetzung der Themen Wildtierkorridore und Generalwildwegeplan intensiv befasst und hierbei eine Schlüsselrolle einnimmt." Erfreulich sei in diesem Zusammenhang, dass Ende Februar auf Bundesebene mit der Verabschiedung des Bundesprogramms Wiedervernetzung ein wichtiges Signal für die Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt gesetzt worden ist.

Die Wildkatze als Symboltier des Biotopverbunds galt in Baden-Württemberg fast 100 Jahre als ausgestorben - seit ein paar Jahren ist sie zurück. Sie wurde anhand von Totfunden und durch die Lockstockmethode wieder nachgewiesen. Doch die einzelgängerisch lebenden Tiere finden nicht zueinander. Straßen und Schienenwege, Siedlungen und Gewerbegebiete tragen dazu bei, dass die Landschaft immer stärker zerschnitten wird. Die Lebensräume von Wildtieren müssen aber miteinander vernetzt werden, weil nur so der genetische Austausch gesichert werden kann.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) koordiniert das Wildkatzenmonitoring in Baden-Württemberg und untersucht in einem Forschungsprojekt das Verhalten der Wildkatze in der Region Kaiserstuhl. Hierzu wurden in den vergangenen drei Jahren insgesamt 21 Wildkatzen gefangen und mit einem Halsbandsender versehen. Die ersten Auswertungen zeigen, dass insbesondere Straßen eine Barriere und eine tödliche Bedrohung für die Wildkatze darstellen. Schon drei der besenderten Wildkatzen sind dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen.

"Es ist erfreulich, dass die sonst nur in größeren Waldgebieten lebende Wildkatze im Bereich der Rheinauen und des Kaiserstuhls in so großer Zahl vorkommt. Diese Situation ist in Zukunft aber nur zu erhalten, wenn die restlichen Waldflächen erhalten und die Gefährdung durch Straßen reduziert wird", sagt Dr. Rudolf Suchant, Leiter des Arbeitsbereichs Wildtierökologie in der FVA.

Hintergrund
Der Generalwildwegeplan (GWP) ist ein ökologischer Fachplan des Landes für einen landesweiten Biotopverbund für waldgebundene terrestrische Säugetierarten. Der von der FVA erarbeitete Plan zeigt die letzten noch verbleibenden Möglichkeiten eines großräumigen Biotopverbunds in unserer stark zerschnittenen Kulturlandschaft auf. Der GWP soll Planer und andere Fachleute darauf hinweisen, wo die wichtigsten Wildtierkorridore im Land verlaufen, damit sie diese berücksichtigen können. Ziel ist dabei, vielen Arten bessere Chancen zu ermöglichen, sich auszubreiten, Naturräume zu besiedeln oder sich an veränderte Lebensräume anzupassen. Die Wildtierkorridore orientieren sich sowohl an der aktuellen landschaftlichen Ausstattung als auch an den Raumansprüchen und Wanderdistanzen von Tierarten.
Insbesondere für größere Säuger, die überwiegend im Wald leben, sind diese trotz der Intensivnutzung unserer Landschaft noch übrig gebliebenen Korridore von großer Bedeutung. Aber auch für Kleintiere bieten diese landschaftlichen Verbundelemente Verbreitungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt profitieren auch Pflanzenarten, deren Samen im Fell von Tieren transportiert werden. Damit stellt der GWP ein elementares Instrument zur Sicherung und Entwicklung der Biodiversität dar.
Der Plan wurde im Juni 2010 offiziell verabschiedet. Der BUND veröffentlichte bereits 2007 den Wildkatzenwegeplan, der deutschlandweit die Vernetzung von Wildkatzenlebensräumen darstellt und Korridore von insgesamt 20.000 Kilometern Länge zusammenfasst. In Baden-Württemberg ist er weitgehend kongruent zum Generalwildwegeplan.

*

Quelle:
Presseinformation, 27.04.2012
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Marienstraße 28, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 620306-17, Fax: 0711 620306-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2012