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MELDUNG/152: Experten fordern Kurswechsel zum Schutz des Rheins (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 4. August 2014

Experten fordern Kurswechsel zum Schutz des Rheins

"Naturschutztage am Rhein 2014" in Königswinter / Memorandum vorgelegt: Mit Deichrückverlegungen und Auenwiedergewinnung den Naturschutz am Rhein voranbringen / Kritik an schleppender Umsetzung der Wasserrahmen-Richtlinie / Durchgängigkeit und Fischschutz verbessern



Düsseldorf, 04.08.2014 | Experten aus Verbänden, Behörden, Wissenschaft und Politik fordern einen Kurswechsel für einen besseren Schutz des Rheins. Anlässlich der am Wochenende vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ausgerichteten "1. Naturschutztage am Rhein" in Königwinter verabschiedeten die Gewässerschützer ein Memorandum mit wesentlichen Forderungen für eine verbesserte Gewässerschutzpolitik. Der Rhein sei noch weit von dem gesetzlich geforderten ökologischen Zustand entfernt, so das Fazit der Tagungsteilnehmer.

"80 bis 90 Prozent der ehemaligen Überschwemmungsflächen sind nicht mehr vom Rheinhochwasser erreichbar und die Reste der ursprünglichen Auen schwer geschädigt", konstatierte der BUND-Bundesvorsitzende Hubert Weiger. "Wir fordern deshalb die Einrichtung eines Bundesprogramms 'Blaues Band' zur Fließgewässer- und Auenrenaturierung." Auch das Bundesamt für Naturschutz hätte auf der Tagung bestätigt, dass großer Handlungsbedarf besteht, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben und unterstützt diese BUND-Forderung.

Weitere 10.000 bis über 20.000 Hektar potenzieller Auenflächen am Rhein könnten nach Ansicht der Experten durch konsequente Deichrückverlegungen wiedergewonnen werden. Für den Landesvorsitzenden des BUND in Nordrhein-Westfalen Holger Sticht ist es daher höchste Zeit, Synergien zu nutzen und gerade am Rhein mit Deichrückverlegungen statt technischer Polder wieder Auenentwicklung zuzulassen. "Hochwasser ist menschengemacht, Natur dagegen ist Breitwasser. Der dauerhafteste und dreimal kostengünstigere Hochwasserschutz besteht darin, unseren Bächen und Flüssen wieder Raum zurückzugeben", sagte Sticht.

Deutliche Kritik übte der BUND an der "politischen Handlungsunwilligkeit der Bundesländer bei der Umsetzung der europäischen Wasserrahmen-Richtlinie." Der Umweltverband fordert deshalb mehr Fördermittel und vor allem eine bessere Personalausstattung der Wasserwirtschafts- und Naturschutzverwaltungen. Diese seien in den letzten Jahren trotz zunehmender Aufgaben nahezu kaputt gespart worden und drohten jetzt an der nationalen Aufgabe zu scheitern.

Defizite sehen die Gewässerschützer nicht nur beim Biotopverbund entlang des Rheins, sondern auch bei der biologischen Durchgängigkeit für Wanderfische wie Lachs und Aal. Die Situation der Nebengewässer des Rheins sei ebenfalls kritisch, insbesondere müsse die Gefährdung wandernder Fischarten durch vorhandene kleine Wasserkraftanlagen beseitigt werden.

"Der Lachs hat größte Probleme über das Flüsschen Sieg Rheinland Pfalz zu erreichen, da zahlreiche Querbauwerke und Wasserkraftwerke ihm hier entgegenstehen", sagte der BUND-Gewässerschutzexperte Paul Kröfges. Der BUND fordert deshalb den Rückbau von störenden Anlagen in den sogenannten Vorranggewässern, also den Flüssen und Bächen, die besonders gut zur Wiederbesiedlung mit wandernden Fischarten geeignet sind. "Die Erhaltung natürlicher und naturnaher Fließgewässer hat Vorrang vor jeglicher Wasserkraftnutzung", so Kröfges.

Hinweis:
Das Memorandum zum Schutz des Rheins und weitere Informationen finden Sie unter
www.naturschutztageamrhein.de

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Quelle:
Presseinformation, 04.08.2014
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2014