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MELDUNG/412: Nashorn im Weltnaturerbe Wattenmeer (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 28. Juni 2019

Nashorn im Weltnaturerbe Wattenmeer

Imposanter Käfer vor St. Peter-Ording entdeckt


Einen unserer größten heimischen Käfer entdeckten Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer vor St. Peter-Ording: einen Nashornkäfer. Das Männchen dieses vier Zentimeter großen, imposanten Insekts trägt wie die afrikanischen Nashörner ein Horn auf dem Kopf, das für Kämpfe in der Paarungszeit dient.


Foto: © Schutzstation Wattenmeer

Nashornkäfermännchen im Vorland von St. Peter-Ording. Möglicherweise haben die Käfer hier eine neue ökogische Nische im Weltnaturerbe gefunden.
Foto: © Schutzstation Wattenmeer

"Möglicherweise lebt der Nashornkäfer in alten Spülsäumen aus Schilf und Treibholz", vermutet Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Der bis zu zwei Gramm schwere Käfer kann zwar fliegen, aber nicht besonders weit. "Der Fund in St. Peter-Dorf lässt vermuten, dass die Art hier dauerhaft lebt. Das wäre eine neue ökologische Nische im Weltnaturerbe Wattenmeer", so Borcherding.

Ursprünglich lebte der Nashornkäfer in alten Wäldern. Seine Larve entwickelt sich zwei Jahre lang im Holzmulm alter Baumstümpfe. Zur Verpuppung baut sie einen Kokon, der fast so groß wie ein Hühnerei ist. "Die Art kann auch holzreiche Kompost- und Schredderhaufen besiedeln", erzählt Borcherding. Für ihre Verdauung züchtet die Käferlarve im Darm spezielle Bakterien, die die Zellulose aus dem Holz verdauen. Alle paar Stunden wird der vorverdaute Holzbrei "wiedergekäut", wie es auch Kühe mit dem schwer verdaulichen Gras tun. Die im Holzbrei gewachsenen Bakterien sind die eigentliche Nahrung der Käferlarve.

"Mit bis zu zwei Gramm Gewicht ist ein Nashornkäfer immerhin halb so schwer wie ein Zaunkönig, unser kleinster Vogel", berichtet Borcherding. Die Insekten fliegen in der Abenddämmerung und meist bodennah, um nicht von Krähen oder Möwen gefressen zu werden. "Nashornkäfer und ihre großen Larven (Engerlinge) stehen unter Naturschutz und sollten schonend behandelt werden, wenn sie in Gärten in Komposthaufen gefunden werden", sagt der Biologe. Die Schutzstation Wattenmeer nimmt gern Fundmeldungen dieser außergewöhnlichen Insektenart entgegen.


Im Strandfunde-Internetportal BeachExplorer können Nashornkäfer unter der Kategorie "Sonstige Käfer" gemeldet werden:
https://www.beachexplorer.org/arten/coleoptera-gen-spec/steckbrief

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Quelle:
Presseinformation, 28.06.2019
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2019

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