Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

MASSNAHMEN/201: Mehr Platz für die Wohngemeinschaft Feuchtgrünland (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz
Presseinformation vom 7. August 2013

Mehr Platz für die Wohngemeinschaft Feuchtgrünland

Maßnahmen, um der Bekassine von der Roten Liste zu helfen, nützen auch anderen seltenen Vögeln im gleichen Lebensraum



Hilpoltstein, 07.08.13 - Feuchte Wiesen sind nicht nur für die Bekassine, sondern auch für viele weitere Vögel ein wichtiger Lebensraum. Störungen, Grünlandumbruch und intensive Bewirtschaftung haben deshalb Arten wie den Kiebitz, den Wachtelkönig und das Braunkehlchen ebenfalls auf die Roten Liste gebracht. Aber durch Maßnahmen zum Schutz des Vogels des Jahres 2013 kann auch weiteren bedrohten Wiesenbrüterarten geholfen werden. Daher fordert der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV): Nur wenn wir uns alle für die Umsetzung von Hilfsmaßnahmen einsetzten, können feuchte Wiesen und Weiden auch weiterhin als Lebensraum für die Wohngemeinschaft Feuchtgrünland von Bekassine und Co. erhalten bleiben.

Die Bekassine und ihr Lebensraum Feuchtwiese sind vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt, die sich in Zukunft zum Teil sogar noch verschärfen werden. Das hat dazu geführt, dass der Vogel des Jahres inzwischen auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als vom Aussterben bedroht eingestuft ist. Doch die Bekassine hat nicht als einzige Art mit diesen Problemen zu kämpfen. Sie teilt sich ihren Lebensraum mit vielen anderen Vogelarten wie Uferschnepfe, Rotschenkel und Großer Brachvogel, die wie sie auf dem Boden brüten. Dadurch sind auch diese Vögel ähnlichen Gefahren ausgesetzt und stehen ebenfalls auf der Roten Liste.

Alle Wiesenbrüter haben gemeinsam, dass sie ungestörte, möglichste feuchte, gut strukturierte Wiesen und Weiden als Lebensraum benötigen. Damit kommen Maßnahmen, die für den Vogel des Jahres ergriffen werden, auch diesen Arten zu Gute. So vielfältig die Gefährdungen sind, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten zum Schutz der Bekassine und der mit ihr im Feuchtgrünland lebenden Arten. "Sie fangen im Kleinen an mit der Verwendung torffreier Erde zum Schutz der Moore und gehen über den Ankauf und die Renaturierung wertvoller Feuchtgebiet bis hin zur wiesenbrütergerechten Grünlandbewirtschaftung, als Aufgabe der Landwirte und der Agrarpolitik", so LBV-Wiesenbrüterbeauftragte Anne Schneider.

Der bekannteste Vogel unter den Wiesenbrütern ist der Kiebitz mit seinem markanten Federschopf und den auffälligen Singflügen. Er bevorzugt flache und weithin offene Wiesen. Ehemals ein häufiger Vogel geht sein Bestand in den letzten Jahren dramatisch zurück. Nur selten zu entdecken ist der Wachtelkönig, der sehr versteckt in hoher dichter Vegetation lebt. Dort wo er noch vorkommt, ist jedoch in den Abend- und Nachtstunden sein typischer ratschender Gesang zu hören. Zur Wohngemeinschaft Feuchtgrünland gehören auch Singvögel, wie das Braunkelchen. Es kommt nur auf sehr strukturreichen Wiesen und Weiden vor. Die Nutzungsintensivierung seit den 1970er Jahren hat daher besonders in den tieferen Lagen Deutschlands zu drastischen Bestandseinbrüchen geführt.

Zu den Mitbewohnern im Feuchtgrünland zählt auch die Uferschnepfe, eine enge Verwandte der Bekassine. Sie ist in Norddeutschland noch ein verbreiteter, aber auch hier nirgendwo ein häufiger Brutvogel. In Bayern gibt es nur noch vereinzelte Vorkommen, ihr Bestand ist seit den 1970er Jahren um mehr als die Hälfte eingebrochen. Der Rotschenkel verdankt seinen Namen den orangeroten Beinen. Er ist zur Nahrungssuche ganz besonders auf nasse Böden und Flachwasserbereiche angewiesen. In Bayern ist er mit nur noch 10 Brutpaaren unmittelbar vom Aussterben bedroht. Durch seine Größe und dem sehr langen, nach unten gebogenen Schnabel ist der Große Brachvogel ebenfalls ein sehr auffälliger Wiesenbrüter. Er ist sehr reviertreu und hält auch dann noch an seinem angestammten Brutplatz fest, wenn dieser durch Entwässerung oder Grünlandumbruch nicht mehr geeignet ist. Hoffnung auf Nachwuchs ist an solchen Plätzen aussichtslos, was für die langfristige Bestandserhaltung sehr problematisch ist.

*

Quelle:
Presseinformation, 07.08.2013
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2013