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VERBAND/025: BUND lehnt Bau einer 380kV-Starkstromleitung durch den Thüringer Wald ab (BUND TH)


BUND Landesverband Thüringen e.V. - Erfurt, 05.03.2010

BUND Thüringen lehnt Bau der 380kV-Leitung durch Thüringer Wald ab

Dezentraler Ausbau regenerativer Energien notwendig


Erfurt. Der BUND Thüringen lehnt den Bau einer 380kV-Starkstromleitung durch den Thüringer Wald ab. Eine entsprechende Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren für die geplante Starkstromleitung im Abschnitt Altenfeld bis Redwitz hat der BUND Thüringen gegenüber dem Landesverwaltungsamt abgegeben.

"Die mit der Trassenführung verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft sind nicht ausgleichbar", erklärte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. "Außerdem würde der Bau der Starkstromleitung die zentralistische und in weiten Teilen auf Atomstrom gestützte Energiepolitik der großen Stromkonzerne weiter zementieren".

Nach Angaben des BUND Thüringen durchschneidet die geplante Trasse die sensibelsten Landschaftsteile des östlichen Thüringer Waldes und des Westlichen Thüringer Schiefergebirges. Die betroffenen Regionen um die Orte Altenfeld, Neustadt am Rennsteig, Friedrichshöhe, Goldisthal und Schleusegrund wiesen noch die letzten zusammenhängenden Bergwiesenbiotope mit teilweise hochgradig gefährdeten Arten und Pflanzengesellschaften auf. Im Zuge der Baurealisierung sei die Neuanlage von Zubringerstraßen zu erwarten. Die Zerstörung der schützenswerten Biotope in noch nicht absehbarer Größenordnung solle dabei offenbar billigend in Kauf genommen werden. Weiterhin sei zu befürchten, dass durch den Bau der Hochspannungstrasse die Landschaft derart verfremdet werde, dass eine nachhaltige Nutzung für den Fremdenverkehr erheblich beeinträchtigt werde. Auch die Erdverkabelung der Hochspannungsleitung stellt nach Angaben von Vogel keine Alternative dar. Durch die Bodenerwärmung entlang der Trasse und die Errichtung von Muffenbauwerken in regelmäßigen Abständen sei auch diese Variante mit schwerwiegenden Eingriffen in den Naturhaushalt verbunden.

Scharfe Kritik übte Vogel an der Darstellung der Vattenfall AG, die als "Thüringer Strombrücke" bezeichnete Trasse diene dem Klimaschutz. "Diese Darstellung ist Augenwischerei", sagte Vogel. "Die Vorhabensträger verschweigen, dass mit der neuen Leitung die Anbindung des Pumpspeicherwerks Goldisthal an das Atomkraftwerk im bayerischen Grafenrheinfeld verbessert werden soll."

Da das Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld im sog. Grundlastbetrieb gefahren werde, entstünden vor allem nachts bei geringem Strombedarf Überkapazitäten, welche in der "Monster-Batterie" Goldisthal gespeichert würden, so Vogel weiter. Tagsüber würde diese Energie bei hohem Strombedarf zu Spitzenpreisen an der Leipziger Strombörse verkauft. "Wäre Goldisthal nicht gebaut worden, würden wir heute auch keine Diskussion um eine 380kV-Leitung durch den Thüringer Wald führen müssen", ist sich Vogel sicher.

Der BUND Thüringen fordert, auf den Bau der 380kV-Leitung zu verzichten. Statt dessen sollten alle Potenziale zur Energieeinsparung genutzt werden. Außerdem müsse das Netz dezentraler, regenerativer Energieerzeugungsanlagen ausgebaut werden. Hierzu gehöre in Thüringen vor allem der Ausbau der Solarenergie und der Windenergie.


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Quelle:
Presseinformation, 05.03.2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Thüringen / Landesgeschäftsstelle
Trommsdorffstr. 5, 99084 Erfurt
Tel.: 0361/555 03 10, Fax: 0361/555 03 19
Internet: www.bund-thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2010