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LAIRE/065: Grease to Greece - die Fettnäpfchen-Ralley des Andy Pag (SB)


Von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen

Britischer "Öko-Abenteurer" wartet mal wieder mit abenteuerlicher Idee auf


Aus der Sicht mancher selbsternannter Umweltexperten müßte es das beste sein, wenn die Menschen auf besonders fetthaltige Nahrung umstiegen und ständig Pommes frites, Würstchen und Schmalzgebäck in sich hineinschaufelten. Denn dabei fiele jede Menge altes Fett ab, das in umgerüsteten Autos verfahren werden kann. So spart man fossile Brennstoffe und fühlt sich gut dabei!

Am Mittwoch endete ein Autorennen von London nach Athen mit acht Teams, deren Fahrzeuge nur mit Fetten und Ölen, die von Restaurants und Autobahnraststätten geschnorrt wurden, betrieben werden durften. Initiiert wurde das Rennen "Grease to Greece" (Fett nach Griechenland) von dem 34jährigen Briten Andy Pag. Damit wollten die Veranstalter Werbung für preiswerte und umweltfreundliche Biotreibstoffe machen. Am Ziel der Ralley wurde dem Sieger vom britischen Botschafter Simon Gass die Auszeichnung "Golden Lard" (Goldener Schmalz) übergeben, was auf einen gewissen Humor der Beteiligten deuten könnte.

Dennoch, irgendwie scheint die Zeit an Pag vorbeigegangen zu sein. Er hat offenbar nicht mitbekommen, daß Biotreibstoffe nicht mehr der heiße Hit sind, für den sie noch vor einigen Jahren von engagierten Umweltschützern verkauft wurden. Im vergangenen Jahr hatte Pag eine bescheidene Medienaufmerksamkeit erlangt, weil er mit alter Schokolade in Tank und Reservekanistern von London nach Timbuktu gefahren ist. Auch damals hatte er damit geworben, daß das alle machen sollten, das wäre umweltbewußt.

Wer die ganze Schokolade futtern soll, damit genügend Restmaterial anfällt, das dann in Fahrzeugen verfeuert werden kann, hat sich Pag allerdings nicht gefragt.

Auch diesmal zeichnen sich seine Erklärungen durch eine schier unerschütterliche Naivität aus: "Es gibt keinen Grund, warum Otto Normalverbraucher das nicht auch kann, sich ein bißchen Geld sparen und der Umwelt Gutes tun, indem er keine fossilen Treibstoffe verwendet", zitiert Reuters (27.8.2008) den Öko-Luftikus. Nun, es gibt durchaus einen gewichtigen, um nicht zu sagen, schlagenden Grund, warum Otto Normalverbraucher das nicht auch machen sollte. Denn so viel Altfett wird gar nicht erzeugt, als daß die Reste nennenswert bei der Einsparung von fossilen Brennstoffen ins Gewicht fielen.

Als Nischenlösung besitzt Pags Idee durchaus Witz, aber zu behaupten, man habe es hier mit einem ernstzunehmenden gesellschaftlichen Konzept zur Einsparung von fossilen Treibstoffen zu tun, ist nichts als ein schlechter Witz.

Es war nicht anders zu erwarten, als daß die Teams unterwegs meist auf positive Resonanz stießen. Aber wie werden die Angestellten der Autobahnraststätten reagieren, wenn sich künftig nicht an den Zapfsäulen, sondern hinter den Küchen lange Autoschlangen bilden, weil all die vielen Otto Normalverbraucher was Gutes für die Umwelt und ihren Geldbeutel tun wollen?

29. August 2008