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LAIRE/154: Dioxinskandal - "kriminelle Energie" systemisch angelegt (SB)


Konkurrenzgetriebenes Wirtschaften treibt Lebensmittelskandale vor sich her


Der Skandal um dioxinverseuchtes Tierfutter zieht immer größere Kreise. Ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums mutmaßte, daß möglicherweise "ein hohes Maß an krimineller Energie" Ursache der Kontamination des Futters mit jener krebserregenden Chemikalie sein könnte. Mit dieser Analyse wird der systemische Charakter des Wirtschaftens verharmlost. Den in die Schußlinie geratenen Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch aus Uetersen als schwarzes Schaf darzustellen impliziert, daß dieses nur aus dem Verkehr gezogen werden müßte, dann blieben in der industriellen Fleisch- und Eierproduktion nur Schafe mit weißer Weste übrig.

Zwar sind kleine Agrarbetriebe, die ihr Tierfutter selbst herstellen, nicht per se vor Dioxinbelastungen gefeit, aber sollte es dort einmal zu Verseuchungen kommen, bliebe die Zahl der Betroffenen gering. Wohingegen die Monopolisierung der Agrarwirtschaft und Differenzierung ihrer Produktion mittels Auslagerung bestimmter Funktionen - in diesem Fall zum Beispiel die Herstellung von Futterfett-Rohware durch einen Betrieb in Bösel - regelmäßig für schwerwiegende, viele Menschen auf einmal betreffende Kontaminationen (Dioxin) oder Seuchen (BSE, Schweinepest, Hühnergrippe) sorgen.

Wenn in einem existentiell wichtigen Bereich wie der Nahrungsmittelherstellung in Konkurrenz gearbeitet und, wie in jeder anderen Branche des kapitalistischen Systems, hohe Profite angestrebt werden, entspricht das Ende des einen Skandals dem Beginn des nächsten. Die Entsorgung von dioxinbelasteten Industriefetten zur Versorgung mit Futtermitteln wäre ein doppeltes Schnäppchen. So zu wirtschaften wird vom System belohnt - solange man nicht erwischt wird. Ob das in diesem konkreten Fall zutrifft, wird sich erst durch die Ermittlungen herausstellen, doch eines gilt grundsätzlich: Die kriminelle Energie ist tief im System angelegt.

7. Januar 2011