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STANDPUNKT/289: URENCO nicht veräußern, sondern stilllegen (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 16. August 2012

URENCO nicht veräußern, sondern stilllegen

NaturFreunde Deutschlands verlangen Stopp der Urananreicherung



Berlin, 16. August 2012 - Der Ausstieg von RWE und EON aus dem Urankonzern URENCO sollte für die endgültige Stilllegung der Urananreicherungsanlagen genutzt werden, fordert Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands:

Bereits vor mehr als einem Jahr haben die britische Regierung und die Energiekonzerne RWE und EON ihr Interesse erklärt, ihre Anteile an der URENCO zu verkaufen. Mit dem kanadischen Energiekonzern Cameco Corp. hat sich jetzt ein erster Interessent gefunden. Dies zeigt, dass noch immer erwartet wird, mit Atomtechnologie große Profite zu erwirtschaften. Ziel des Konzerns ist, den Weltmarkt für Brennstoffe aus Uran maßgeblich mit zu beherrschen und eine geschlossene Lieferkette für den Uranverbrauch anzubieten.

Cameco plant mit Kauf der URENCO-Anteile strategische Ausweitung der Atombrennstoffproduktion

Cameco ist einer der weltgrößten Produzent von Uran mit einem Weltmarktanteil von 16 Prozent. Mit seinen Uranminen in Kanada, den USA und Kasachstan, seinen Anlagen zur Urananreicherung und der Beteiligung an einem Atomkraftwerk erwirtschaftet Cameco einen Jahresumsatz von 2,4 Milliarden Dollar.

Durch das Erwerben von URENCO-Anteilen will Cameco sein Angebot im Bereich der Brennstoffproduktion für Atomkraftwerke vervollständigen. URENCO produziert zum Einen Zentrifugen und reichert zum Anderen große Mengen Uran an in Eunice (USA), Capenhust (Großbritannien), Almelo (Niederlande) und Gronau. An der URENCO sind Großbritannien und die Niederlande mit jeweils einem Drittel und die deutschen Energiekonzerne RWE und EON mit jeweils einem Sechstel der Anteile beteiligt.

URENCO ist einer der Weltmarktführer für angereichertes Uran mit einem Anteil von etwa 29 Prozent. Durch seine 50-prozentige Beteiligung an der ETC (Enrichment Technology Company Limited), einem Joint Venture mit der französischen Areva, sichert sich die URENCO einen wichtigen Marktanteil an der Planung, Konfiguration und dem Service von Gaszentrifugen für die Anreicherung von Uran in Europa und den USA.

URENCO hat seine Unternehmensplanungen auf Wachstum ausgerichtet. Mit einer jährlichen Produktionskapazität von 14 600 Tonnen in 2011 plant URENCO eine Ausweitung der Kapazität bis 2015 auf 18 000 Tonnen pro Jahr. Mit dem strategischen Aufkauf von URENCO kann Cameco seine Produktionskette vom Uranabbau bis zum Angebot von Yellow Cake vervollständigen.

In Gronau wird durch URENCO seit 1985 Uranbrennstoff produziert. Die Anlage wird von derzeit 3 200 Tonnen auf 4 500 Tonnen pro Jahr ausgebaut. Auch an den anderen Standorten will URENCO die genehmigten Kapazitäten erhöhen. Mit seinen Anträgen könnte die Gesamtkapazität von URENCO sogar auf 21 000 Tonnen im Jahr ausgeweitet werden, so dass der Weltmarktanteil des Unternehmens von 27 Prozent auf über 40 Prozent gesteigert würde.

NaturFreunde lehnen Expansionspläne des Großkonzerns Cameco ab

Nach eigenen Angaben hat sich Cameco 476 Millionen US-Pfund abbaubare Uranvorkommen gesichert. Mit den Minen McArthur River, Key Lake und Rabbit Lake in der kanadischen Provinz Saskatchewan, Smith Ranch- Highland in Wyoming, Crow Butte in Nebraska und Inkai in Kasachstan ist Cameco aktiv.

Cameco hat Investitionen in 75 aktive Explorationsprojekte in acht Ländern getätigt, an weiteren 110 Standorten wird nach rentablen Abbauflächen gesucht. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen Interesse an mehr als fünf Millionen Hektar Land in Kanada, Australien, Kasachstan, USA, Mongolei und Peru.

Mit der Beteiligung an URENCO könnte Cameco sich zum wichtigsten Anbieter von Atomkraftwerksbrennstoffen weltweit weiterentwickeln.

Die NaturFreunde lehnen diese Expansionspläne ab und unterstützen die internationale Anti-Atom-Bewegung bei ihren Protesten. Seit den ersten Planungen für die Anlage der URENCO im westfälischen Gronau wird die Anlage von Protesten und Widerstand begleitet. Die NaturFreunde fordern gemeinsam mit den örtlichen Anti-Atom-Initiativen die sofortige Stilllegung der Anlage. Die Bundesregierung kann keinen glaubwürdigen Atomausstieg propagieren, wenn gleichzeitig aus Deutschland weltweit angereichertes Uran geliefert wird, das auch für die Herstellung von Atombomben missbraucht werden könnte.

Die NaturFreunde Deutschlands unterstützen den internationalen Aktionstag gegen die Uranindustrie am 29. September, bei dem unter anderem in Almelo und Gronau Aktionen stattfinden.

Ausdrücklich unterstützen die NaturFreunde die Forderung der Standortinitiativen, dass die Bundesregierung die sofortige Stilllegung der Anlage in Gronau anordnen muss. Da Gronau auch militärisch nutzbar ist, fordern die NaturFreunde die Bundesregierung auf, den Verkauf von Anteilen an Dritte zu untersagen und die Stilllegung der Anlage durchzusetzen.

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Quelle:
Presseinformation vom 16.08.2012
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2012