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STANDPUNKT/565: Energieversorger EnBW drückt sich vor klimapolitischer Verantwortung (urgewald)


urgewald - Kampagne für den Regenwald - Pressemitteilung vom 28. April 2014

EnBW: Energiewende richtig machen?

Zur bevorstehenden Hauptversammlung der EnBW fordern Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen ein konsequentes Umschwenken des Konzerns.



"Die EnBW erkennt zwar an, dass eine Neuausrichtung des Unternehmens nötig ist, duckt sich aber immer noch vor ihrer klimapolitischen Verantwortung", erklärt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umweltorganisation urgewald. Im Geschäftsbericht des Konzerns heißt es zwar: "die EnBW trägt aktiv und messbar zum Klimaschutz bei". Ihre eigenen Zahlen belegen jedoch das Gegenteil: Seit 2009 sind EnBWs CO2 Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde Strom kontinuierlich gestiegen, und zwar um 67 Prozent. Noch in diesem Jahr nimmt EnBW zwei weitere Steinkohleblöcke in Betrieb, mit der Folge, dass die CO2-Emissionen des Konzerns noch höher werden. "Klimaschutz sieht anders aus. Wenn die EnBW ernsthaft nachhaltig werden will, braucht sie dringend einen Fahrplan zum Kohleausstieg!" fordert Schücking.

Besonders für einen Konzern, der sich in öffentlicher Hand befindet, sind diese Zahlen ein Armutszeugnis. "Die Landesregierung Baden-Württemberg will die Emissionen des Bundeslandes bis 2020 um 25% verringern, vergisst aber den landeseigenen Energieversorger einzubeziehen", so Schücking. Für die Energiepolitik der EnBW sind neben dem Land, die kommunalen Anteilseigner (OEW) verantwortlich. "Diese setzen sich jedoch nicht mit den massiven ökologischen Folgen von EnBWs Brennstoffbedarf auseinander. Das Engagement von Ravensburg, Freudenstadt und anderen Mitgliedern der OEW, die als "Fair-Trade Towns" ausgezeichnet wurden, in allen Ehren, aber sie müssen aufhören, die Steinkohle aus der Diskussion um faire Beschaffung auszublenden", so Schücking.

Auch internationale Gäste verlangen Änderungen vom Konzern. EnBW bezieht Kohle für seine Kraftwerke vor allem aus Kolumbien, Russland und den USA. In Kolumbien wird den Minenbetreibern Drummond und Prodeco vorgeworfen, jahrelang paramilitärische Einheiten finanziert und von deren Gewalt und Vertreibungen in der Bergbauregion profitiert zu haben. Marianne Moor, von der niederländischen Friedensbewegung PAX, hat in Kolumbiens Bergbauregion Cesar recherchiert und die Vorwürfe bestätigt gefunden. "Obwohl EnBW diese Probleme bekannt sind, bezieht der Konzern nach wie vor Kohle von beiden Unternehmen. Eine nachhaltige EnBW müsste aber Unternehmen ausschließen, denen so schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden!", sagt Moor.

Paul Corbit Brown ist aus den USA angereist. In seiner Heimat, den Appalachen, wird Kohle durch "Mountaintop Removal" gewonnen. Dabei werden ganze Bergspitzen weggesprengt und der giftige Abraum verseucht Boden, Luft und Wasser. "Unser Trinkwasser enthält Selen, Arsen, Cadmium, Quecksilber, Blei und andere Schwermetalle. Wir zahlen mit unserer Gesundheit den Preis für EnBWs billige Importkohle", erklärt Brown. Wissenschaftliche Studien schätzen, dass das Mountaintop Removal Verfahren zu jährlich 4.000 vorzeitigen Todesfällen in den Appalachen führt. Im letzten Jahr forderte deshalb eine nationale Ärzte-Kommission in den USA ein Moratorium für diese Form des Kohleabbaus. Namhafte internationale Banken wie BNP Paribas, UniCredit und die Royal Bank of Scotland schließen inzwischen große Produzenten von Kohle aus Mountaintop Removal von einer Finanzierung aus. "Wenn selbst Finanzhäuser verstanden haben, dass diese Firmen unethisch handeln, sollte auch die EnBW umdenken und aus dem dreckigen Geschäft mit dieser Kohle aussteigen", fordert Brown.

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Quelle:
Pressemitteilung, 28.04.2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2014