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STANDPUNKT/598: Klimaschutz auf Kosten von Natur- und Artenschutz? (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 31. Juli 2014

Klimaschutz auf Kosten von Natur- und Artenschutz?

NABU legt neues Eckpunktepapier vor und fordert darin eine konsequent naturverträgliche Energiewende



Düsseldorf - Die Erneuerbaren Energien haben in den letzten Jahren einen erheblichen Ausbau erfahren. Dass dies als Alternative zu Atom- und Kohlestrom oder zum Fracking absolut notwendig ist, stellt niemand mehr in Frage. Nach wie vor unterstützt der NABU NRW deshalb die Klimaschutzziele der Landesregierung zum Schutz des Klimas, die eine Reduktion der Treibhausgase bis 2020 um mindestens 25 Prozent und bis 2050 um mindestens 80 Prozent vorsehen. "Allerdings ist durch einseitige Förderungen, fehlerhafte Planungen und Missachtung des Artenschutzes vielerorts eine Situation entstanden, die aus Sicht des Naturschutzes so nicht länger tragbar ist", sagte Heinz Kowalski, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW.

Ein typisches Beispiel sei die Zunahme von Maisfeldern, für die oftmals Feuchtwiesen und Niedermoorböden umgebrochen würden. Dies zerstöre nicht nur wichtige C02-Senken, sondern den Lebensraum bedrohter Wiesen-Vogelarten wie dem Kiebitz oder der Feldlerche. Auch der massive Ausbau der Windkraftanlagen führe aufgrund schlechter Planungen vor Ort häufig zu Konflikten mit dem Artenschutz. Jüngstes Beispiel sei die Windkraftanlage "Preußisch-Oldendorf", gegen deren Betrieb der NABU geklagt hatte und nun vor dem Oberverwaltungsgericht Münster Recht zugesprochen bekam. "Zum Schutz des Weißstorchs müssen diese Anlagen nun abgeschaltet werden. Bessere Planung hätte das verhindern können", so Kowalski weiter. Auch um solche unter Umständen existenzgefährdenden Rechtsunsicherheiten für die Betreiber zu vermeiden, fordert der NABU NRW in seinem neuen Eckpunktepapier eine konsequent naturverträgliche Energiewende.

"Im Klimaschutz in NRW muss die Reduktion von CO2-Emissionen im Vordergrund stehen und nicht in erster Linie Wertschöpfungsketten, Investitionen und Arbeitsplätze", erklärte der stellvertretende Landesvorsitzende. Prioritär müssten deshalb in der Politik Vorhaben zur Energieeinsparung und einer verbesserten Energieeffizienz in den Mittelpunkt der Klimaschutzanstrengungen rücken. Außerdem müssten sich die Förderungsschwerpunkte auf Bundes- wie auf Landeseben verschieben. So gehörten mehr Solaranlagen auf private und öffentliche Dächer sowie Mini- und Mikro-Blockheizkraftwerke in private Haushalte. Der öffentliche Nahverkehr müsse dringend ausgebaut werden. Das gleiche gelte für die Kraft-Wärme-Kopplung oder die Förderung von Stromspeichertechnologien.

Insbesondere beim Ausbau der Windenergie fordere der NABU vom Land und den Kommunen erneut die Förderung des Repowering vor dem Neubau von Windkraftanlagen (WKA) sowie den Rückbau von alten Windkraftanlagen, die in begründeten Fällen Probleme im Naturschutz verursachen. Zudem dürfe der Ausbau nur auf geeigneten Flächen erfolgen und es seien Obergrenzen für den Zubau von WKA in Kommunen und Kreisen erforderlich. Dies würde auch dazu beitragen, dass die Akzeptanz für den Ausbau von Erneuerbaren Energien nicht schwindet oder verloren geht. Wichtig sei vor allem, dass strengere Anforderungen an Artenschutzprüfungen bei der Standortauswahl für Windkraftanlagen angelegt und unabhängige sowie wechselnde Gutachter für die Standortprüfung herangezogen würden. Nur so ließe sich die Gefahr von Gefälligkeitsgutachten reduzieren.

Kowalski: "Es muss Schluss sein mit der weiteren Vermaisung der Landschaft, dem Verlust von Feuchtgrünland und der Bedrohung unserer Artenvielfalt auch im Namen von Klimaschutz und Energiewende. Müssen wir wirklich die Fehler, die wir schon bei der Nutzung von Kohle- und Atomstrom gemacht haben, wiederholen?"

Die ausführlichen Forderungen des NABU NRW für einen naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien und eine naturverträgliche Gestaltung des Klimaschutzes finden Sie unter www.nabu-nrw.de.

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Quelle:
Pressemitteilung, 31.07.2014
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2014