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STELLUNGNAHME/632: NABU zum Meeresschutz - Hohe See top, Deutsche Küste flop? (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 7. März 2023

NABU zum Meeresschutz: Hohe See top, Deutsche Küste flop?

Krüger: Je näher das Meer an Deutschland ist, desto schwerer fällt der Bunderegierung der Schutz


Berlin - Das am Wochenende verkündete UN-Abkommen zum Schutz der Hohen See ist ein bahnbrechender Erfolg für den Schutz der biologischen Vielfalt. Fast 60 Prozent der Weltmeere bekommen endlich Regeln und Schutz. Das Bundesumweltministerium unter Ministerin Lemke hat hierbei eine führende Rolle eingenommen und diesen Erfolg maßgeblich mitgestaltet. Doch wie gut gelingt der Meeresschutz vor der eigenen Haustür? NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger schaut mit Sorge auf die deutschen Küsten:

"International ist die Bundesregierung Vorreiter in Sachen Natur- und Meeresschutz. An den deutschen Nord- und Ostseeküsten sehen wir leider gegenläufige Entwicklungen. Mit der Umsetzung der EU-Notverordnung, dem Aussetzen von Umweltprüfungen, dem geplanten Bau von LNG-Terminals oder auch Windparks in Meeresschutzgebieten sowie der Debatte um CCS werden hier zeitgleich zum Finale der UN-Verhandlungen bestehende Schutzstandards reduziert. Da fehlt eine ganzheitliche Logik für den Schutz von Klima und Biodiversität."

NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff ergänzt: "Das UN-Abkommen ist ein Riesenerfolg. Doch warum sind Meere international schützenswert, bei sektoralen Entscheidungen der Bundesregierung aber nur Wirtschaftsraum. Dort werden erst Schutzgebiete ausgewiesen und anschließend durch Infrastrukturprojekte zerstört" Es ist an der Zeit, die Naturschutzpolitik in Deutschland grundlegend zu ändern. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist der Schutz unserer Lebensgrundlagen. Was wir in der Meerespolitik prioritär ändern müssen, das zeigt unser 10-Punkte-Plan Meeresschutz. Darüber hinaus brauchen wir eine Wiederherstellungsoffensive für die Natur und ein Biodiversitätsgesetz, welches alle Ressorts und Wirtschaftssektoren dazu verpflichtet ihren Beitrag gegen das Artensterben zu leisten. Mindestens 30 Prozent der Fläche Deutschlands müssen für die sogenannte grüne Infrastruktur gesichert werden."

Hintergrund:

Erstmalig werden die Weltmeere jenseits nationaler Hoheitsgebiete durch ein Abkommen der Vereinten Nationen geschützt. Das hilft auch Umsetzung der Beschlüsse der CBD COP 15, 30 Prozent der Meere wirksam unter Schutz zu stellen. Darüber hinaus sollen wirtschaftliche Aktivitäten auf der sogenannten Hohen See auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft und Gewinne daraus fair zwischen den Ländern des globalen Südens und Nordens geteilt werden.

Die Meere produzieren die Hälfte des Sauerstoffs auf der Erde, binden ein Drittel des vom Menschen verursachten Kohlendioxids. Doch Nord- und Ostsee geht es schlecht, ein Drittel der Arten steht auf der roten Liste, Ökosystemleistungen gehen verloren. Seit 2021 läuft ein Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission gegen Deutschland, weil Schutzgebiete nicht ausreichend rechtlich gesichert und geschützt werden.

Die 10 Punkte des NABU für den Schutz der Meere
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/lebensraum-meer/32968.html

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Quelle:
NABU Pressedienst, 07.03.2023
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 7. März 2023

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