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KLIMA/285: Britische Verbraucher werden ökoideologisch getrimmt (SB)


Briten sind aufgefordert, ihren "Kohlenstoff-Fußabdruck" zu berechnen


Während auf staatlicher Ebene keinerlei Anstalten getroffen werden, das menschheitsübergreifende Problem der Erderwärmung und des Klimawandels durch eine fundamentale Hinterfragung der bisherigen Produktionsweisen in Angriff zu nehmen, wird statt dessen die Schlinge ökoideologisch begründeter Drangsalierungen der Bevölkerung immer enger zugezogen. Beispielsweise in Großbritannien. Nachdem die britische Regierung bereits einen Öko-Pranger für Hausbesitzer ins Internet gestellt hat, wurde diese Woche Mittwoch eine weitere netzgebundene Form der Bevölkerungslenkung installiert, der "Kohlenstoff-Fußabdruck"-Kalkulator.

Am britischen Öko-Pranger kann abgelesen werden, welche Häuser in welchem Grad wärmeisoliert sind. Dadurch können Nachbarn, Mieter oder auch Behördenvertreter - ebenso wie die Hausbesitzer selbst - feststellen, ob sich jemand, gebäudetechnisch gesehen, klimafreundlich verhält oder mit der Energie verschwenderisch umgeht. Da die britische Gesellschaft bereits eine weitreichende Bereitschaft zeigt, einzelne Personen oder bestimmte Gruppen zu diskriminieren, ist damit zu rechnen, daß der Öko-Pranger bewirkt, daß die Menschen nicht nur von den Behörden observiert werden, sondern sich gegenseitig bespitzeln - spätestens dann, wenn sich die äußeren Umstände verengen und das Leben des einzelnen spürbar beeinträchtigen. Denkbar wäre zum Beispiel, daß die Regierung zur Einhaltung von CO2-Reduzierungszielen empfindliche Umweltsteuern erhebt, Fahrverbote verhängt, beliebte Sportveranstaltungen ausfallen läßt, den Konsum einschränkt, etc.

Die Kalkulation des individuellen Kohlenstoff-Fußabdrucks ist eine ergänzende Maßnahme, die im Unterschied zum Öko-Pranger nicht auf die Bezichtigung abzielt, sondern auf die Anpassungsbereitschaft jedes einzelnen. Eine Person oder eine Familie kann die entsprechende Website kostenlos ansteuern und ihren Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen berechnen lassen. Der dabei gewonnene Wert kann anschließend mit dem britischen Durchschnittswert von 4,48 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf und Jahr verglichen werden. Der Kalkulator berechnet aber nicht nur, er bietet auch eine individuelle Beratung zum Klimaschutz, die sich nach den Angaben, die der Nutzer zuvor eingegeben hat, richtet.

Wer also durch seine Lebensführung überdurchschnittlich viel CO2 emittiert, dürfte sich aufgefordert fühlen, etwas dagegen zu unternehmen. Dadurch werden Denk- und Verhaltensweisen implementiert, die überaus positiv besetzt sind: Die Menschen handeln fortan verantwortungsbewußt gegenüber ihrer Umwelt, dem Klima und letztlich der Gesellschaft, die sich zu CO2-Reduzierungen verpflichtet hat. Was es daran auszusetzen gibt? Die Individualisierung des Klimaschutzes. Während der enorme Produktionsaufwand der höchst ausdifferenzierten, arbeitsteiligen Gesellschaft nicht in Frage gestellt wird und Menschen zu Flexibilität und Mobilität aufgerufen werden - sie gleichzeitig aber nicht mobil sein sollen, denn dabei werden ja Treibhausgase erzeugt -, und während die wirtschaftliche Globalisierung von militärischen Interventionen und verheerenden Kriegen begleitet wird, deren Klimaschädlichkeit einem Tabu unterliegt, da werden die Einzelnen zu Verhaltensänderungen aufgefordert, ohne daß das von vornherein auf permanente Expansion angewiesene Wirtschaftssystem auch nur in die Nähe geriete, hinterfragt zu werden.

22. Juni 2007