Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → REDAKTION

RESSOURCEN/108: Höherer Wasserverbrauch durch "saubere" Kohlekraftwerke (SB)


Für Australien haben "saubere" Kohlekraftwerke eine Schattenseite

Experten rechnen mit Zunahme des Wasserverbrauchs durch
CCS-Technologie


Australien hat ein Wasserproblem. Große Flächen im Landesinnern können nur bei künstlicher Bewässerung bewirtschaftet werden. Das aber setzt voraus, daß immer ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Diese Zeiten könnten der Vergangenheit angehören. Australische Wissenschaftler rechnen damit, daß die "Jahrhundertdürre", die seit Anfang des Jahrzehnts vor allem südöstliche Landesteile mehr oder weniger durchgängig in ihrem Klammergriff hält, keine vorübergehende Erscheinung bleiben wird. Der Klimawandel werde die Dürre und damit das Wasserproblem noch verschärfen, heißt es.

Angesichts solcher Prognosen lag es nahe, daß Experten der Nationalen Wasserkommission (NWC - National Water Commission) eine besondere Empfindsamkeit demonstrierten und auf den wenig beachteten Wasserbedarf bei der künftigen Energieversorgung des Landes aufmerksam machten. Ausgerechnet durch "saubere" Kohlekraftwerke und klimafreundliche solarthermische Anlagen würde der Wasserverbrauch zunehmen, schrieben sie in einem umfangreichen Report, über den kürzlich BusinessGreen berichtete. [1]

Die NWC schätzt, daß Kohlekraftwerke, die die CCS-Technologie anwenden (CCS = carbon capture and storage), im Endeffekt ein Viertel bis ein Drittel mehr Wasser benötigen als Kohlekraftwerke, deren Kohlendioxidemissionen nicht abgefangen und gelagert werden. Für einen Staat, in dem Wasser bereits sehr knapp ist, werden selbst die verhältnismäßig geringen Mengen, die von der stromerzeugenden Industrie verbraucht werden, zu einer nicht zu vernachlässigenden Größe. Rund 1,4 Prozent des Wasserverbrauchs Australiens entfällt auf thermische Kraftwerke; von denen die meisten durch Kohle befeuert werden. Da aber in den nächsten Jahren womöglich auch geothermische und Solarkraftwerke hinzukommen, die ebenso wie Kohlekraftwerke wassergekühlt werden müssen - es sei denn, es werden luftgekühlte Stirlingmotoren verwendet, deren Wirkungsgrad jedoch geringer ist -, dürfte die verbrauchte Wassermenge der Kraftwerke steigen.

Auch in den nächsten Jahrzehnten wird Australien auf Kohlekraft setzen. Der Bundesstaat Queensland hat bereits fest geplant, bis 2015 ein modernes Kohlekraftwerk mit CCS-Technologie in Betrieb zu nehmen. Premierminister Kevin Rudd hatte im vergangenen Jahr 100 Millionen australische Dollar (59 Mio. Euro) für die Gründung eines Forschungsinstituts für saubere Kohle freigesetzt. Auf der ganzen Welt würden zwar umfangreiche Forschungen zur Verringerung der Kohlendioxidemissionen von Kraftwerken betrieben, aber nur wenige andere Länder besäßen so begrenzte Wasservorräte wie Australien, heißt es in dem Report. Die Studienautoren empfehlen deshalb, sich bei der Erforschung der CCS-Technologie auf Methoden zu konzentrieren, bei denen weniger Wasser verbraucht wird. Der Staat sollte Anreize schaffen, damit die Kraftwerksbetreiber Wasser effizienter einsetzen, lautet eine der Empfehlungen.

Das Beispiel Australien zeigt, daß eine Technologie, von der sich die Regierungen einen relevanten Beitrag zum Klimaschutz versprechen, nicht zwingend für alle Staaten in gleicher Weise in Frage kommt. Wenn landesspezifische Voraussetzungen nicht ausreichend beachtet werden, kann es geschehen, daß das Bemühen um Klimaschutz neue Probleme aufwirft. Sicherlich stellt Australien einen Sonderfall dar, aber auch andere Staaten oder Regionen werden den Prognosen der Klimaforscher zufolge in Zukunft regelmäßig unter Dürre leiden und selbst dann darauf achten, Wasser einzusparen, wenn der Verbrauch im einstelligen Prozentbereich liegt.


*


Anmerkungen:

[1] "Report warns 'clean coal' plants could worsen Australian drought. National Water Commission advises research efforts to prioritise technologies using less water", BusinessGreen, 11. August 2009
http://www.businessgreen.com/business-green/news/2247625/australia-water-supply-strained

14. August 2009