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ATOM/106: Strahlende Wege - das merkt doch keiner ... (Bündnis Neckar-castorfrei)


Bündnis Neckar-castorfrei - Pressemitteilung vom 29.05.2017

Erster geplanter Castortransport auf einem Fluss in Deutschland


Ludwigsburg, 29.05.2017 - Die EnBW plant 15 mit hochradioaktivem Atommüll beladene Castoren auf dem Neckar, vom abgeschalteten AKW Obrigheim zum noch bis Ende 2022 laufenden AKW in Neckarwestheim, zu transportieren. Das ist der erste Transport dieser Art auf Binnengewässern in Deutschland. Und sollte es sich für die EnBW bewähren, also ohne Proteste über die Bühne gehen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass zukünftige Castortransporte häufiger auf Flüssen stattfinden und somit das Risiko für die Bevölkerung unnötig erhöht wird.

Atomkraftgegner*innen stellen sich quer und fordern:
- keine Castortransporte auf dem Neckar
- keine Atommüllverschiebung, die nur eine Scheinlösung vorgaukelt
- kein weiterer Atommüll in den nicht sicheren Steinbruch von Neckarwestheim

Hintergrund: anstatt das seit Jahren genehmigte Zwischenlager in Obrigheim zu bauen, plant die EnBW die Verschiebung von 15 Castoren von Obrigheim nach Neckarwestheim. Den Bau eines Zwischenlagers hat sich die EnBW aus Kostengründen gespart. Dafür nimmt sie bei einem Atommülltransport unnötiger Weise die Gefährdung der Bevölkerung in Kauf. Das Bündnis Neckar-castorfrei meint dazu: "Die Sicherheit der Bevölkerung muss höher bewertet werden als die Kosteneinsparungen eines Stromkonzerns". Die EnBW und das Baden-Württembergische Umweltministerium, das diesen Transport befürwortet, nehmen in Kauf, dass bei einem Unfall ein nicht vorauszusehender Schaden an Menschen und der Umwelt entsteht, nicht nur entlang des Neckar, auch der Rhein wären davon betroffen und somit hunderttausende von Menschen.

Die 5 von der EnBW geplanten Atommülltransporte, mit je 3 Castoren an Bord, sollen 50 km durch dicht besiedeltes Gebiet entlang des Neckars fahren. Die beiden Schubschiffe Edda und Ronja, die das Transportschiff schieben, sind Baujahr 1968 und 69, also nicht die modernsten. Auf der Edda hat es vor 4 Jahren auf dem Mittellandkanal auch schon gebrannt und solche Schubverbände waren schon des Öfteren in Unfälle verwickelt, wie Recherchen von .ausgestrahlt ergeben haben. Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass die EnBW von einem "unsinkbaren Schiff" spricht. Da wird der Bevölkerung Sicherheit vorgegaukelt, die überhaupt nicht besteht.

Die Anti-Atom-Bewegung und im Besonderen die Standortinitiativen vor Ort, in Obrigheim, Heilbronn und Neckarwestheim, die an der Schiffsroute für den Castortransport liegen, fordern allesamt, dass die EnBW von ihrem waghalsigen Unternehmern, hoch gefährlichen radioaktiven Atommüll auf dem Neckar zu transportieren, Abstand nimmt und den Atommüll vor Ort in einem nach dem neuesten Stand der Technik gebauten Zwischenlager einlagert. Dies wäre für alle die sicherste Variante und Sicherheit sollte beim Thema Radioaktive Strahlung Vorrang haben.

Ein breites Bündnis von Initiativen entlang des Neckars, aber auch überregional von Freiburg bis Hamburg, hat sich gebildet, um gegen die geplanten Castortransporte zu demonstrieren und sich am Tag X auch mit Mitteln des zivilen Ungehorsam dem Castortransport entgegen zu stellen. Das Bündnis Neckar-castorfei stellt auf seiner Homepage www.neckar-castorfrei.de neben wichtigen Informationen rund um den geplanten Castortransport auch die Möglichkeit eines Newsletters und eines Castoralarms zur Verfügung. Das Bündnis Neckar-castorfrei ruft die Atomkraftgegener*innen dazu auf, am Tag X nach Gundelsheim und Heilbronn am Neckar zu kommen, um mit Mitteln des zivilen Ungehorsam gegen die Castortransporte zu demonstrieren. Mittlerweile wurde die Transportgenehmigung erteilt und das Bündnis rechnet täglich damit, dass die Castortransporte starten.

Die Anti-Atom-Bewegung klärt seit Jahrzehnten über die Risiken der Atomtechnologie auf. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen politischen Kultur. Ihr kritischer Blick auf die Atompolitik und ihre intensive Auseinandersetzung mit den Gefahren hat nicht alle Unfälle in deutschen AKW verhindern können, aber sie hat z.B. den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Wackersdorf verhindert und derzeit zumindest die Nicht-Inbetriebnahme von Gorleben als "Endlager" durchgesetzt. Die Anti-Atom-Bewegung war immer eine wachsame Begleiterin und Mahnerin und hat die Bevölkerung zu Risiken der Atompolitik informiert. Die Bevölkerung ist gut beraten, auch im Fall der geplanten Atommülltransporte auf dem Neckar genau hin zu sehen und ihr mögliches zu tun, um diese zu verhindern.

Wir sprechen uns gegen Castortransporte auf dem Wasser, der Schiene oder der Straße aus. Es ist unnötig und gefährlich Atommüll von A nach B zu transportieren um ihn irgendwann nach C zu schaffen. Solange es keine langfristige Lagerung gibt, sollte der Atommüll dort bleiben, wo er produziert wurde, und muss dort nach dem neuesten Stand der Technik gelagert werden.

Was ist das besondere an diesem Castortransporten auf dem Wasser? Erstmalig nutzt ein Energieunternehmen in Deutschland die Wasserstraße für einen Atommülltransport und erhöht somit das Risiko für die Bevölkerung. Sollte es zu einem Unfall kommen und sich Radioaktivität zusätzlich zum Luftweg noch im Wasser verbreiten, so wäre dies eine Katastrophe mit unvorhersehbaren Folgen. Die Mär vom erfolgreich begonnenen Ausstieg entpuppt sich als großer "Einluller". Die Bevölkerung wird vordergründig mit solchen Bekundungen beruhigt, aber in Wirklichkeit stehen wir als Gesellschaft, was die Atompolitik angeht, weiterhin vor riesigen Herausforderungen und großen Risiken und Gefahren für die Gegenwart und die Zukunft.

Das Bündnis Neckar-castorfrei freut sich über eine Presse, die genau hinschaut und das Vorgehen der Atomlobby kritisch beobachtet und die Bevölkerung aufklärt. Das Bündnis Neckar-castorfrei ruft die Bevölkerung auf, sich am zivilen Ungehorsam zu beteiligen: Wehret den Anfängen. Kein Schiff ist unsinkbar, das Risiko eines Transports von hoch radioaktivem Atommüll auf dem Wasser ist unverantwortlich.


Weitere Informationen zum Widerstand gegen den geplanten Castortransport:
www.neckar-castorfrei.de

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Quelle:
Bündnis Neckar-castorfrei
c/o Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
Wilhelmstr. 45/1, 71638 Ludwigsburg
Internet: https://neckar-castorfrei.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2017

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