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ATOM/141: Halbwertzeit - wenn schon, denn schon ... (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 22. Dezember 2017
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

IPPNW fordert Abschaltung von Gundremmingen B und C

Atomausstieg: Wer B sagt muss auch C sagen


Mit der Abschaltung des Atomkraftwerksblock Gundremmingen B Ende des Monats werden in Deutschland nur noch sieben Atomreaktoren in Betrieb sein. Die Ärzteorganisation IPPNW begrüßt die Abschaltung von Gundremmingen B, fordert aber gleichzeitig die umgehende Schließung des letzten deutschen Siedewasserreaktors Gundremmingen C. "Auch wenn das Risiko von Block B wegfällt, steigt das reale Risiko bei einem immer älter und immer störanfälliger werdenden Block C", sagte Reinhold Thiel von der Ulmer Ärzteinitiative (IPPNW), der sich seit vielen Jahren für die Stilllegung dieses Atomkraftwerks engagiert.

Henrik Paulitz, Atomenergie-Referent der IPPNW, weist auf die zahlreichen ungeklärten Sicherheitsrisiken des Siedewasserreaktors hin. Im Juli und im Dezember 2016 musste Gundremmingen C beispielsweise zwei Mal vom Netz genommen werden, da wegen festgestellter Brennelementdefekte ein unplanmäßiger Brennelementewechsel notwendig war. Die IPPNW betont, dass es dabei um tatsächlich defekte Brennstäbe ging und nicht nur um "Abweichungen von Spezifikationen". Schon in den Jahren zuvor war es immer wieder zu Brennelementschäden gekommen. Die IPPNW beklagt, dass die Betreibergesellschaft RWE eine Aufklärung darüber verweigert, ob gefährliche Störfälle die Ursache für die vielfachen Brennelementschäden in der Siedewasserreaktor-Anlage in den vergangenen zehn Jahren waren.

IPPNW-Arzt Reinhold Thiel fordert wegen der ungeklärten Risiken schon seit langem, Tabletten für eine Jodblockade in der Umgebung von Gundremmingen an die Bevölkerung vorzuverteilen. Aber er warnt auch darüber hinaus: "Hochdosierte Jodblockade-Tabletten schützen zwar bei einem Notfall mit radioaktiver Freisetzung vor Schilddrüsenkrebs, aber nicht vor allen anderen strahleninduzierten Krankheiten. Bei einem solchem Atomunfall bleibt nur die Evakuierung. Es ist daher notwendig, Gundremmingen C jetzt umgehend abzuschalten."


Die IPPNW ist eine berufsbezogene, friedenspolitische Organisation, die 1981 von einer Gruppe von Ärzten aus den USA und Russland gegründet wurde. Ihre Überzeugung: Als Arzt hat man eine besondere Verpfl ichtung zu sozialer Verantwortung. Daraus entstand eine weltweite Bewegung, die 1984 den UNESCO-Friedenspreis und 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Heute setzen sich Mediziner und Medizinerinnen der IPPNW in über 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten für eine friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt ein.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Dezember 2017
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Dezember 2017

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