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WALD/315: Hambacher Forst - der Kapitalismus kann nicht siegen ... (Hambacher Forst)


Hambacher Forst - Presseerklärung 16.09.2018

Demo mit tausenden Menschen, Hunderte im Forst vereint mit den Baumhaus-Aktivisti


Am vierten Tag der Räumung der Hambacher Forst Besetzung haben Aktivisti und Unterstützer*innen dem Energieriesen RWE und der Regierung von NRW deutlich gezeigt, dass die Besetzer*innen des Hambacher Forstes nicht allein in ihrem Kampf sind!

Schon früh am Morgen war es klar, dass der wöchentliche "Waldspaziergang" ein besonderer sein würde. Obwohl die Polizei im Vorhinein offiziell verkündet hatte, dass es dem von Eva und Michael Zobel geleiteten "Waldspaziergang" nicht erlaubt sein würde, den Forst zu betreten, kamen tausende Menschen aller Altersgruppen zum nächstgelegenen Ort Buir. Die Demonstrierenden füllten mehrere S-Bahnen auf ihrem Weg von Köln zum Forst. Nach mehreren Stunden, in denen der ankommende Schwall an motivierten "Waldspaziergänger*innen" nicht abzureißen schien, begann sich die Versammlung in Richtung des Hambacher Forstes zu bewegen. Mit wehenden Flaggen und lauten Rufen zeigten Tausende ihre Solidarität mit den Klimagerechtigkeitsaktivisti in der Besetzung und protestierten für den Erhalt des 12.000 Jahre alten Waldes und nicht zuletzt gegen den Abbau der Braunkohle durch den Energieriesen RWE.

Als die Protestierenden die Mahnwache erreichten, brachen mehrere hundert Menschen aus dem Protestmarsch aus. "Wir wollen einen Waldspaziergang" rufend schafften sie es, durch die Polizeiketten hindurchzufließen und den Wald zu betreten. Dort angekommen, breiteten sich die Menschen auf den Wald großflächig aus und umkreisten die Besetzungen, die zu dem Zeitpunkt geräumt wurden, um die Aktivisti auf den Bäumen zu unterstützen. An manchen Stellen gelang es, die Polizei zurückzudrängen, sodass es einigen hundert Aktivisti gelang, einen Räumungspanzer bei der Cozy-town Besetzung komplett zu umstellen! Andere liefen durch den Wald, errichteten Barrikaden und spielten Katze-und-Maus mit den Polizeikräften, die irgendwie versuchten, die Kontrolle über den Wald zurückzubekommen.

Auch wenn die Polizei auch heute mehrere Aktivisti brutal verhaftete, zeigten die Momente den Menschen, dass Selbstermächtigung und Solidarität die stärksten Waffen gegen Repression sind! Es wurde deutlich, dass wenn wir überzeugt und gewillt genug sind, wir alle Hindernisse überwinden können. Sie mögen das Geld haben, aber wir haben die Massen!

Während manche Leute den Wald zurückeroberten, in dem Versuch die Zerstörung des einzigartigen Ökosystems des Hambacher Forstes aufzuhalten, hatte die Aktionsgruppe "AufBäumen Gegen Kohle" eine "Baumpflanzaktion" geplant. Eine große Menschengruppe, ausgestattet mit Schaufeln, Gießkannen und Baumsätzlingen, versuchte die neuen Bäume am Rande des Waldes einzupflanzen, um neues Leben in den Forst zu bringen und dem von RWE begangenen Rodungen etwas entgegenzustellen. Ihr friedvoller Protest traf jedoch auf sehr aggressives Verhalten der Polizei, welche gegen Aktivist*innen vorgingen, um sie von ihrem Ziel abzuhalten.

Am Ende des Tages gelang es Polizeikräften trotz der starken Präsenz von Aktivisti und Unterstützer*innen, den Rest der Baumhäuser in Oaktown zu räumen, inklusive Maushaus, Floki und Nest. Ein Aktivist in Oaktown schaffte es eindrucksvoll, während des Tages in einem Baum bleiben, wo der Mensch bis zu diesem Moment noch auszuharrt.

Die Polizei begann außerdem mit der Räumung der sogenannten "Westside", welche die Baumhausdörfer Blutbuchingen und Cozy-town beinhaltet. Von dort wurden zwei Menschen geräumt und zur Gefangenen-Sammelstelle mitgenommen.

Im Laufe des Tages hat die Polizei die Presse auf Distanz zu den Räumungen im Wald gehalten und es hart gemacht (fast unmöglich) für Journalist*innen, die brutale Realität der Zerstörung der Klimagerechtigkeitsbesetzung durch die Polizei in nationalen und internationalen Medien zu zeigen.

Es wurde wieder einmal deutlich, dass für den Innenminister von NRW, Herbert Reul (CDU), und die Regierung von NRW der Schutz der Interessen von Energieriese RWE und der Kohlelobby eine höhere Priorität hat als der Schutz der Pressefreiheit.

Die Unterstützung und die Solidarität der letzten Tage waren unglaublich empowernd und haben uns allen die nötige Energie gegeben weiterzumachen! Auch wenn der morgige Montag für viele Menschen den Beginn einer neuen Arbeitswoche bedeuten mag, hoffen wir, euch alle hier wieder zu sehen, um den Widerstand am Leben zu erhalten!

Hambi bleibt, für immer und ewig!


Ticker vom 16. September

20:52 Polizei belagert noch immer die Wiesenbesetzung und den Wald.

20:10 Polizei steht vor Gallien. An der Mahnwache entfernen sich zahlreiche Wannen.

20:00 Polizei ist mit Greiftrupps im Wald unterwegs.

19:53 Eine Person am Flugfeld festgesetzt und abgeführt.

19:38 25 Wannen auf der Landstraße werden von Sitzblockaden aufgehalten.

19:25 Eine Ingewahrsamnahme durch BFE (?) gerade aus der Blockade des Räumpanzers von eben.

19:00 Der Buchstabenzug ist nicht lang genug. Ein Räumpanzer wird singend blockiert.

18:50 Cosytown und Beechtown ruhig, kaum Polizei. Von der Wiese zieht sich die Polizei ebenfalls langsam zurück, noch ca. 3 Hundertschaften anwesend.

18:00 Eine Festnahme auf dem Hauptweg nahe Norden führt zu einer großen Sitzblockade und Freilassung.

17:14 Aktivist*innen mobil, vereinzelte Durchbrüche in den Sicherheitsbereich

17:16 Barrikaden bei Cosytown wieder geräumt.

17:15 Oaktown und Polizei komplett von hunderten Menschen umringt.

16:53 Tower in Oaktown ist eingestürzt.

16:40 Auf der Wiese geht ein Wasserwerfer in Position, ankommende Menschen naßzuspritzen. Er macht eine Durchsage, die jedoch wegen des starken Dialektes nicht verständlich ist.

16:00 Hunderte Menschen überall im Wald. Polizei zieht sich zurück, ist aber in aggressiven Kleingruppen unterwegs. Barrikaden werden gebaut.

15:50 In Cosytown wird ein Räumpanzer von hunderten Menschen umringt. Polizei völlig überfordert, reagiert massiv.

15:50 Ein Mensch durchbricht versehentlich die Polizeikette am Kieswerk.

15:34 Demo-Sanitäter*innen berichten, dass sie frontal mit Pfefferspray angegriffen worden sind.

15:30 Hunderte Menschen erreichen Gallien und Oaktown! Plattform in cosytown ist blockiert.

15:17 Hambi-bleibt!-rufende Menschen kommen in Oaktown an. Eine Person ist dort noch auf einem Baum.

15:15 Viele Menschen an den Waldrändern, die Polizei hat Ketten gezogen und versucht, Leute nicht in den Wald zu lassen. Am Kieswerk viele Wannen.

14:59 Eine Person mit gesundheitlichen Problemen wurde vom Baum abgelassen, sie befindet sich auf dem Weg ins Krankenhaus, ist aber soweit wohlauf.

14:50 Am Kieswerk ist ein Krankenwagen im Einsatz. Anwesende Polizeieinheiten: SEK & USK aus Bayern, BFE aus Baden-Württ. und Hessen.

14:47 Ein Mensch von Fuchur geräumt, unklar ob noch Personen drauf sind.

14:40 Floki und Nest (Oaktown) sind geräumt.

14:10 BFE macht sich bereit, Menschen vom Kieswerk und den Wällen herum zu räumen.

14:09 Erste Gruppen vom Waldspaziergang spazieren jetzt im Wald!

13:55 Zwei Personen in Cosytown werden mit Gefangenentransporter abtransportiert.

13:55 Spitze des Waldspaziergangs ist an der Mahnwache angekommen. Das Ende ist noch am Bahnhof.

13:54 Räumung von Fuchur wird vorbereitet.

13:43 Erste Zählungen vom Waldspaziergang: 9000 Menschen. Es gibt Gerüchte, dass Angela Merkel kommen will.

13:15 Polizei setzt Pferde gegen die Menschen ein! Einem Demonstranten wurde der Fuß gebrochen.

13:15 Erste Person ("Mike") wird per Hebebühne von Nest (Oaktown) gebracht.

13:12 Erste Versuche Richtung Wiesencamp in den Wald zu kommen, Polizei wirkt überfordert.

13:09 Flexgeräusche aus einem Baumhaus in Cosytown zu hören.

13:03 Polizei beschwichtigt auf Twitter, dennoch bisher kaum bis keine Presse in Oaktown.

12:45 Selbst der Polizei-Pressesprecher kann sich nicht gegen die Polizei vor Ort durchsetzen. Presse wird weiterhin nicht durchgelassen.

12:40 Blockade aufgelöst.

12:34 Spontane Sitz- und Stehblockade vor der Mahnwache

12:20 Tausende am Bahnhof Buir, erste Menschen werden zur Mahnwache durchgelassen.

12:15 In Cosytown wird auch geräumt.

12:09 Ein Mensch hat sich über MausHaus am Baum festgekettet.

12:04 Hebebühne ist jetzt am MausHaus

11:43 Pressevertreter*innen werden an der Kiesgrube nicht in den Wald gelassen. Keine Begründung weshalb.

11:31 Leute, die vom Bahnhof Buir an die Mahnwache kommen wollen, werden nicht durchgelassen.

11:27 Nest und Floki werden gerade gleichzeitig geräumt.

11:20 Ein weiterer Mensch in Gallien von BFE-Einheit verhaftet.

11:00 Jetzt anscheinend auch eine Hebebühne bei Nest

10:46 Köln HBF: Eine vollgestopfte S-Bahn nach der anderen fährt Richtung Hambi, es kommen immer mehr Menschen an. Die Bahnsteige sind ebenfalls überfüllt.

10:40 #aufbäumen!-Demo verlässt Landstraße und geht Richtung Lorien.

10:23 Aktivist*innen nähern sich Oaktown, während RWE weiter unnötig rodet.

10:18 Eine Festnahme in Gallien. Polizei geht massiv gegen Unterstützer*innen vor.

10:12 SEK will sich wohl mit einem Autokran in die Krone von Floki heben lassen.

09:29 Bereich um Nest (Oaktown) wird von einem Harvester gerodet.

08:55 Cops stressen am Kleingartenvertein. Personenkontrolle und Versuch, Bodenstrukturen zu zerstören.

07:30 Der Tunnel ist geräumt.

*

Quelle:
Hambacher Forst
E-Mail: hambacherforst@riseup.net
Internet: http://hambacherforst.blogsport.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2018

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