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GEFAHR/115: Asthma und Blasenkrebs durch gechlortes Schwimmbadwasser (BBU AK Wasser)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 895 vom 12. Juli 2008 27. Jahrgang

Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Asthma und Blasenkrebs durch gechlortes Schwimmbadwasser


Nachdem eine belgische Studie den Verdacht nahegelegt hatte, dass gechlortes Schwimmbadwasser zu Asthma führen könnte, geht man auch in Deutschland dieser Spur nach. Auf einem Kolloquium der Technischen Hochschule Hamburg-Harburg berichtete Frau Dr. TAMARA GRUMMT vom Umweltbundesamt am 6. Mai 2008 über die Ergebnisse entsprechender Studien. In einer ersten Humanstudie waren Abstriche in den Mund- und Nasenschleimhäuten von Schwimmern genommen worden, die gechlorte Schwimmbäder intensiv genutzt hatten. Zuerst die erfreuliche Nachricht: Ein gentoxisches (krebserregend) Potenzial verursacht durch gechlortes Badewasser konnte nicht festgestellt werden. Hingegen war die Zahl der Flimmerepithele in der Nasenschleimhaut deutlich zurückgegangen. Die Flimmerepithele sind für die Benetzung und Befeuchtung der Nasenschleimhäute zuständig. Die Folge einer reduzierten Zahl von Flimmerepithelen sind trockene Schleimhäute. Inwieweit dieser Befund im Zusammenhang zur Asthmaauslösung steht, wird zurzeit abgeklärt. Die Arbeitshypothese zu Schwimmen und Asthma geht davon aus, dass beim Schwimmen in gechlortem Badewasser mit einer Schädigung der so genannten Clara-Zellen in der Lunge gerechnet werden muss. Da die Lungenentwicklung erst nach dem 6. bis 8. Lebensalter abgeschlossen ist, wird angenommen, dass besonders die frühkindliche Schädigung der Clara-Zellen (z. B. Babyschwimmen) zu Asthma führen könnte. Als verursachendes Agens für die Schädigung des Lungengewebes wird ausgasendes Trichloramin diskutiert. Dieser Stoff ist verantwortlich für den charakteristischen "Chlorgeruch" in Hallenbädern. Trichloramin wird im gechlorten Schwimmbadwasser u. a. aus Harnstoff gebildet und von den Nutzern der Hallenbäder eingeatmet. Ein besseres Hygieneverhalten der Schwimmbadbesucher und effizientere Aufbereitungsverfahren könnten die Trichloraminkonzentrationen in der Schwimmbadluft deutlich senken. Verantwortlich für hohe Trichloraminkonzentrationen sind aber auch Maßnahmen zur Energieeinsparung. Wie GRUMMT in ihrem Vortrag an der TH Hamburg-Harburg ausführte, könnten mit einem besseren Luftaustausch kritische Trichloramin-Konzentrationen deutlich unterschritten werden. Neben der Asthmagefahr habe sich der Verdacht konkretisiert, dass Schwimmen in gechlortem Badewasser auch Blasenkrebs verursachen könnte. Es wird davon ausgegangen, dass Reaktionsprodukte aus der Badewasserchlorung über die Haut aufgenommen und über den Blutkreislauf die Blase erreichen, in der dann der Blasenkrebs ausgelöst wird. Beide Arbeitshypothesen (Schwimmen und Asthma, Schwimmen und Blasenkrebs) werden aktuell durch umfangreiche und systematische Untersuchungen auf ihre wissenschaftliche Belastbarkeit geprüft.

Weitere Auskunft:
Frau Dr. Tamara Grummt
Umweltbundesamt
- Außenstelle Bad Elster -
E-Mail: tamara.grummt@uba.de


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 895/2008
Herausgeber:
Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband
Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2009