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KONTROLLE/008: Großes Durcheinander beim Nachweis Coliformer Bakterien (BBU AK Wasser)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 908 vom 16. Dezember 2008 28. Jahrgang

Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Großes Durcheinander beim Nachweis Coliformer Bakterien


Einen Verriss der gegenwärtig vorgeschriebenen Untersuchungsverfahren für Coliforme Bakterien liefern DIRK SCHOENEN ET AL. unter der harmlosen Überschrift "Coliforme Bakterien: Nachweis und Bedeutung für die Trinkwasserbeurteilung" in der GWF-WASSER/ABWASSER 11/08, S. 858-863, ab. Die AutorInnen legen dar, dass die zulässigen Untersuchungsverfahren sehr widersprüchliche Ergebnisse liefern:

"Eine unterschiedliche Bewertung des Wassers in Abhängigkeit vom Nachweisverfahren ist nicht nur in hohem Maße unbefriedigend, sondern unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Coliformen mit einem Grenzwert belegt sind und dies im ungünstigsten Fall sogar strafrechtliche Folgen nach sich ziehen kann, prinzipiell inakzeptabel."

Die AutorInnen zweifeln darüber hinaus an, dass die diffuse Gruppe der Coliformen Bakterien überhaupt als sinnvoller und eindeutig aussagefähiger Indikator für eine fäkale Belastung des Trinkwassers angesehen werden kann. Kritik äußern die AutorInnen auch an der "30-Tage-Regelung" in der Trinkwasserverordnung von 2001: Trotz eines Nachweises Coliformer Bakterien im Trinkwasser darf der Amtsarzt für 30 Tage die Trinkwasserbelieferung der Kunden aufrechterhalten. Ab dem 31. Tag gilt dann das Wasser nicht mehr als Trinkwasser. Die Kunden werden dann aufgefordert, das Trinkwasser vor dem Konsum abzukochen - bzw. das Trinkwasser muss mit Desinfektionsmitteln behandelt werden: "Sowohl der Wasserversorger als auch dem Amtsarzt wird es in solchen Fällen schwer fallen, gegenüber dem Verbraucher nachvollziehbare Argrumente für das unterschiedliche Vorgehen vor und ab dem 31. Tag zu finden."

Der Aufsatz ist zudem deswegen interessant, weil er unterschiedliche Praxisbeispiele für eine Belastung des Trinkwassers mit Coliformen Bakterien präsentiert und ferner einen historischen Abriss enthält, wie und warum die Escherichia coli und die Coliformen Bakterien seit Ende des 19. Jahrhunderts nach erheblichen Auseinandersetzungen zu Trinkwassergüteparametern erhoben worden sind.


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 908/2008
Herausgeber:
Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband
Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2009